Der Koloss von Bous

Bous. Der Name irritiert und verleitet Laien zu falschen Vorstellungen: Pilgerwalze ist kein Wort mit religiösem Hintergrund, sondern verbunden mit Hitze, Rauch und Industrialisierung. Rund 62 Tonnen schwer sind die Überreste der Bouser Pilgerwalze, die seit etwa einem Jahr im Betriebshof der Gemeinde stehen

 Nach links geneigt liegt die alte Pilgerwalze für nathlose Rohrproduktion im Bouser Betriebshof. Foto: Johannes A. Bodwing

Nach links geneigt liegt die alte Pilgerwalze für nathlose Rohrproduktion im Bouser Betriebshof. Foto: Johannes A. Bodwing

Bous. Der Name irritiert und verleitet Laien zu falschen Vorstellungen: Pilgerwalze ist kein Wort mit religiösem Hintergrund, sondern verbunden mit Hitze, Rauch und Industrialisierung. Rund 62 Tonnen schwer sind die Überreste der Bouser Pilgerwalze, die seit etwa einem Jahr im Betriebshof der Gemeinde stehen. "Der Schrottwert lag bei etwa 6000 Euro", sagte Betriebshofleiter Werner Kühn der Saarbrücker Zeitung. Gleich gegenüber den Bahngleisen, auf dem Gelände der Röhrenwerke, rostete das geschichtsträchtige Ungetüm aus Stahl vor sich hin. Bis der Bouser Berg- und Hüttenarbeiterverein St. Barbara den Anstoß gab, das mächtige Werkzeug als Denkmal der Bouser Industriegeschichte herzurichten und wieder aufzustellen.Mit der Erfindung der Pilgerwalze um 1890 begann auch der Aufstieg der Mannesmann Röhrenwerke. Mit ihr war es erstmals möglich, nahtlose Rohre zu produzieren. Damit schuf sie auch die Grundlage der modernen Wasser- und Gasversorgung sowie für Autos, Flugzeuge und vieles mehr. Wie der Zweite Vorsitzende des Berg- und Hüttenarbeitervereins, Reiner Ladwein, in Erfahrung bringen konnte, wurde die Bouser Pilgerwalze vermutlich um 1907 in Betrieb genommen. Mit ihr ließen sich Rohre mit einem äußeren Durchmesser von bis zu 406 Millimeter walzen. Im Einsatz war sie bis zur Stilllegung des Mannesmann-Röhrenwalzwerkes Bous 1998.Die Pilgerwalze ist eine Leihgabe der Industriekultur Saar (IKS), welche die Demontagekosten von 6500 Euro übernommen hatte. Die Gemeinde Bous hat dafür 10000 Euro im Haushalt, verschiedene Sponsoren tragen zur weiteren Finanzierung bei, zusätzliche Geldgeber werden noch gesucht. Denn mit Transportkosten, Montage, Beschilderung und Fundamentbau wird ein Gesamtaufwand von rund 52400 Euro erwartet, bis die Pilgerwalze wieder steht. "Das Fundament werden wir auf jeden Fall noch 2008 angehen", führte Kühn weiter aus. Dann könnte 2009 neben dem derzeitigen Altenheim nahe dem Bouser Kloster die Pilgerwalze stehen. Die nach Einschätzung von Seiten Mannesmann "eine der ältesten und größten Anlagen dieser Art überhaupt" sein dürfte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort