Beruf und Pflege unter einen Hut bringen

Schwalbach. Der familienunterstützende Dienst (FuD) des DRK-Ortsvereines Schwalbach-Bous kann nach fast einem Jahr Bilanz ziehen: Der Sozialpädagoge Hans-Hermann Kreth leitet den Dienst, der im Januar 2011 im Mehrgenerationenhaus Schwalbach ins Leben gerufen wurde und im Frühsommer startete; mittlerweile betreut der FuD acht Familien

Schwalbach. Der familienunterstützende Dienst (FuD) des DRK-Ortsvereines Schwalbach-Bous kann nach fast einem Jahr Bilanz ziehen: Der Sozialpädagoge Hans-Hermann Kreth leitet den Dienst, der im Januar 2011 im Mehrgenerationenhaus Schwalbach ins Leben gerufen wurde und im Frühsommer startete; mittlerweile betreut der FuD acht Familien.Ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Unterstützung sind möglich, zum Beispiel Haushaltshilfen für Mütter und Väter, offene Gruppenangebote im Mehrgenerationenhaus oder Schulbegleitung eines behinderten Kindes. Angebote für behinderte Menschen werden aber kaum nachgefragt, berichtet Kreth. "Denn die Struktur ist hier schon gut ausgebaut und sie funktioniert auch gut."

Der Bedarf bei älteren Pflegebedürftigen ist dafür umso größer: "Wir haben regelmäßig mehr Anfragen als wir bewältigen können", bedauert Kreth. Denn es fehlt leider an Personal: Zuverlässige Leute seien kaum zu finden, obwohl der FuD langfristige Beschäftigungen, auch in Teilzeit, anstrebt. Auch ehrenamtliche Helfer werden händeringend gesucht.

Angehörige entlasten

Hauptaufgabe des FuD ist Betreuung im Haushalt, um Angehörige zu entlasten. Das kann einmal im Monat sein oder auch drei Stunden täglich. Zum einen sollen die pflegenden Angehörigen ihren Beruf weiter ausüben zu können, zum zweiten sich auch mal erholen können. Über allem steht das Ziel, dass alte und hilfebedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrem Umfeld verbleiben können.

Zurzeit sind vier Frauen beim FuD beschäftigt, eine davon ist die 20-jährige Sarah Ruffing aus Berus. Sie macht ihr Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Mehrgenerationenhaus Schwalbach und beim FuD. An drei bis vier Tagen in der Woche betreut sie eine 70-jährige Dame zu Hause. Geht mit ihr spazieren, spielt Mensch-ärger-dich-nicht und hört zu, wenn sie von früher erzählt. "Man merkt, wie froh sie ist, dass da jemand ist. Sie bedankt sich auch oft." Für die Betreuung sollte man gewisse Voraussetzungen mitbringen, meint Ruffing: "Eine soziale Ader, Spaß an der Arbeit mit Menschen und viel Geduld." Ihr selbst hilft das FSJ auch: "Man lernt, mit Menschen umzugehen".

Angebote und Tipps

Die eigenen Eltern, Großeltern oder auch behinderte Kinder zu Hause zu pflegen, erfordert viel Kraft, weiß Kreth. Der FuD berät deshalb auch allgemein, wenn sich Angehörige überlastet fühlen, verweist auf andere Hilfsangebote und gibt Tipps, welche finanziellen Mittel abrufbar sind.

Kreth bemängelt allerdings, dass bei den Leistungen der Kranken- und Pflegekassen nicht zwischen Betreuung und Pflege unterschieden wird. "Viele Mittel dürfen nur anerkannte Pflegedienste in Anspruch nehmen. Da muss sich in Zukunft etwas ändern." Denn ein Pflegedienst kann und will der FuD nicht sein. Auch wenn sich die Aufgabenbereiche manchmal überschneiden: Wer etwa fünf Stunden einen dementen Menschen betreut, muss mit diesem auch mal zur Toilette gehen. Die strikte Trennung von Pflege und Betreuung geht für Kreth deshalb "an der Realität vorbei".

Den FuD können Menschen aus dem Landkreis nutzen. Kontakt: Hans-Hermann Kreth, Mehrgenerationenhaus Schwalbach, Tel. (0 68 34) 5 60 08 35.

Meinung

Es muss sich etwas ändern

Von SZ-RedakteurinNicole Bastong

Kaum zu glauben, dass der Familienunterstützende Dienst solche Schwierigkeiten hat, Personal zu finden. Noch mehr Familien könnte geholfen werden, die Pflege ihrer Angehörigen und die Berufstätigkeit zu vereinbaren - aber es mangelt an Festangestellten, an Aushilfen, an Ehrenämtlern. Dabei geht es nicht um schwere körperliche Arbeit wie im Pflegedienst. Sondern darum, stundenweise mit älteren Menschen spazieren zu gehen, ihnen vorzulesen oder sich einfach nur zu unterhalten. Der Bedarf an solchen Diensten ist jetzt schon groß und er wird in den kommenden Jahren noch steigen. Um das zu bewältigen, muss sich etwas ändern: Besonders der Wille, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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