Am Ende flossen beim "harten Knochen" Tränen

Herr Burens, woher kommt Ihr Interesse für den Jakobsweg?Dieter Burens: Als junger Mann las ich einige Bücher über den Jakobsweg. Die mittelalterlichen Geschichten über Pilgerreisen faszinierten mich schon immer. Durch mein Berufsleben rückte das alles aber in den Hintergrund. Ich hatte mir andere Ziele gesteckt. Ich wollte lieber bergsteigen

Herr Burens, woher kommt Ihr Interesse für den Jakobsweg?Dieter Burens: Als junger Mann las ich einige Bücher über den Jakobsweg. Die mittelalterlichen Geschichten über Pilgerreisen faszinierten mich schon immer. Durch mein Berufsleben rückte das alles aber in den Hintergrund. Ich hatte mir andere Ziele gesteckt. Ich wollte lieber bergsteigen. Besonders in Afrika habe ich mehrere große Berge wie den Kilimanjaro in Tansania und den Ruvenzori in Zaire bestiegen. 1980 hatte ich beim Besteigen des Mount Stanley (Ostafrika) einen Unfall, bei dem ich fast meinen Fuß verloren hätte. Seitdem bin ich zu 60 Prozent gehbehindert. Nach meiner Pensionierung vor elf Jahren fiel ich in ein tiefes inneres Loch. Ich suchte neue Herausforderungen. Als ich das Buch von Hape Kerkeling über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg gelesen hatte, beschloss ich, dass dieser Weg mein neues Ziel sein wird. Wie verlief ihre Wanderung?Burens: Am 10. August ging es endlich los. Ich fühlte mich richtig gut. Ich reiste nach Pied-de-Port, dem Startpunkt des Jakobswegs, meldete mich im Pilgerbüro an und machte mich bereits wenige Minuten später auf den Weg. Es war sehr heiß an diesem Morgen. Das Thermometer zeigte über 30 Grad. Bereits nach wenigen Kilometern klappte mein Kreislauf zusammen, und ich musste die Etappe abbrechen. Ich wusste aber, dass ich es am nächsten Morgen wieder versuchen würde. Es sollte ja das letzte große Abenteuer meines Lebens werden. Die Gesundheit spielte dann auch mit, und es wurde eine unglaubliche Zeit für mich. Ich genoss ganz einfach die Natur, die Landschaften und die weiten Täler. Gibt es etwas, was Ihnen besonders imponiert hat?Burens: Am meisten beeindruckte mich die unglaubliche Stille, die einen dort umgibt. Man begegnet nur selten anderen Menschen und beginnt zwangsläufig, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Man überlegt, was man in seinem Leben hätte anders machen können. Die Zeit war wirklich befreiend für mich. Die Ruhe war aber nicht das Einzige, was mich am Jakobsweg faszinierte. Abends in den Herbergen habe ich viele Menschen aus allen Ländern kennen gelernt. Ich unterhielt mich mit Leuten aus Kanada, Tansania, Italien und auch Deutschland. Alle waren hilfsbereit, freundlich und nett zueinander. Man teilte sich ganz einfach, was man hatteWas war für sie der Höhepunkt ihrer Reise?Burens: Die Ankunft in der Kathedrale in Santiago de Compostela. Ich hatte es geschafft, den Weg in 35 Tagen zu bezwingen. Ich bekam eine Urkunde und ging in die Pilgermesse in der Kathedrale. Sie war völlig überfüllt. Wir drängten uns dicht aneinander. Plötzlich habe ich mich ernsthaft gefragt, wie ich nun hierher gekommen bin. Ich fühlte mich so stark und nicht, als ob ich 35 Tage lang marschiert wäre. Es war so, als ob mich jemand getragen hätte. Und dann fing ich so richtig an zu weinen. Ohne Hemmungen. Das war schon komisch, da ich ansonsten eigentlich immer ein harter Knochen bin.

Auf einen BlickDen Vortrag hält Burens am Freitag, 28. März, 17 Uhr, im katholischen Pfarrheim Bous. pbr

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