Börsenexperte Wolfgang Gerke zu Gast beim KSK-WirtschaftsforumFinanzexperte zeichnet düsteres Bild

Saarlouis. Viele kennen ihn aus dem Fernsehen: Professor Wolfgang Gerke ist ein gefragter Experte für Bank- und Börsenthemen. Beim KSK-Wirtschaftsforum hatten mehr als 500 geladene Gäste die Gelegenheit, den ehemaligen Hochschullehrer, seit 2006 Präsident des Bayerischen Finanz Zentrum, persönlich zu erleben

Saarlouis. Viele kennen ihn aus dem Fernsehen: Professor Wolfgang Gerke ist ein gefragter Experte für Bank- und Börsenthemen. Beim KSK-Wirtschaftsforum hatten mehr als 500 geladene Gäste die Gelegenheit, den ehemaligen Hochschullehrer, seit 2006 Präsident des Bayerischen Finanz Zentrum, persönlich zu erleben. Sein Thema: "Lehren und Folgen der Finanzmarktkrise: Der schmale Grat zwischen regulieren und strangulieren". Seine Prognose: Die großen Geldmengen, die derzeit in den USA in den Markt gepumpt werden, lassen eine Inflation erwarten, die auch den Euro-Raum in Mitleidenschaft ziehen wird. "Die nächste Krise ist uns gewiss", meint Gerke und nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Finanzmarktcrashs der vergangenen eineinhalb Jahrhunderte - den ersten großen Börsenzusammenbruch 1873, den "schwarzen Donnerstag" 1929, die "Neue-Medien-Blase 2001", zuletzt die 2007 durch die Immobilienkrise in den USA und die - von der Bush-Regierung geduldete - Lehman-Pleite ausgelöste weltweite Rezession. "Immer wieder wurde Gaga gespielt", so die Erkenntnis des Wissenschaftlers, "auf Teufel komm raus wurde immer mehr geliehenes Geld investiert, und das mit den bekannten Folgen". Welche Lehren daraus ziehen? Das menschliche Streben nach Gewinn, das ja auch das dringend nötige Wachstum produziere, lasse sich nicht ändern. Wichtig sei es, die Rahmenbedingungen so umzugestalten, "dass wir auch mit solchen Bankern zusammenarbeiten können, die nicht in erster Linie ethisch agieren". Der weltweite Geldmarkt brauche straffere Regeln und wirksame Kontrolle, die Aufsichtsbehörden mehr fachliche Qualität und die Banken mehr Vermögen darin, ihre Risiken selbst zu bewerten. Auch die begleitende Wissenschaft dürfe durchaus etwa selbstkritischer sein, meint Gerke, "denn auch wir haben mitunter falsch kalkuliert". Die deutschen Sparkassen hätten sich in der Krise bewährt. Nicht als strahlende Finanzmarkt-Divas, sondern als Hort sicheren Geldes. Lob auch für die Politik: Die Bundesregierung habe mit ihrer Garantieerklärung gegenüber der Bevölkerung für Beruhigung in brenzliger Lage gesorgt. red

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