Landwirtschaft Bessere Bauernwelt in Familienbetrieben

Kreis Saarlouis · Die IG Bau schlägt Alarm: Auf Bauernhöfen würden Regeln oft nicht eingehalten. „Bitte nicht mit unseren Verhältnissen vergleichen“, halten Sprecherinnen der hiesigen Landwirte dagegen.

 Tiere auf einem Bauernhof wollen versorgt sein. Das erfordert den ganzen Einsatz der Mitarbeiterinen und Mitarbeiter auf dem Hof – selbstverständlich auch an Wochenenden.

Tiere auf einem Bauernhof wollen versorgt sein. Das erfordert den ganzen Einsatz der Mitarbeiterinen und Mitarbeiter auf dem Hof – selbstverständlich auch an Wochenenden.

Foto: Ruppenthal

Das klingt gar nicht gut. „Nichteinhaltung von Regeln ist kein Kavaliersdelikt“, titelt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) eine Pressemitteilung. Weil sowohl die Verpflichtung zur Zahlung des Mindestlohns von 8,60 Euro unterlaufen als auch die tariflich vereinbarten Arbeitszeiten nicht eingehalten würden, sollten die Betriebe mehr kontrolliert werden, fordert der IG-Bau-Berzirksvorsitzende Saar-Trier, Marc Steilen.

Steilen hält vor allem die Situation der Auszubildenden für bedenklich. Die beklagten sich immer wieder über zu lange Arbeitszeiten „ohne aber den Mut zu haben, Ross und Reiter zu nennen“. Einen Beleg für die schwierige Lage auf dem Ausbildungsmarkt der Land-, Tier- und Pferdewirte sieht der Gewerkschafter in einer Studie der IG Bau von 2015. Demnach hätten von 2009 bis 2013 „bundesweit zwischen 15 und 40 Prozent der Auszubildenden ihren Vertrag frühzeitig gelöst“.

Zwei Fachfrauen in Sachen Landwirtschaft hat die SZ zu diesen Aussagen und Forderungen der IG Bau befragt. Kreisbäuerin Theresia Croon und Brigitte Pontius, Fachbereichsleiterin Berufsbildung bei der Landwirtschaftskammer des Saarlandes. „Ja, das ist so eine Sache mit den bundesweiten Statistiken“, sagt Croon. „Wir sind ein kleines Land und habe kleine Zahlen.“ Kleine Zahlen von vornherein schon mal bei den so genannten Fremdarbeitskräften, als Nicht-Familienangehörigen, denn „hier bei uns im Kreis reden wir von kleinen bis mittleren Familienbetrieben“.

Croon erlebt im Großen und Ganzen „keine Probleme“, und im Zweifel spreche man drüber. Die Abbrecherquote sei eher gering, denn es seien meistens die Kinder der Bauern, die eine Landwirtschaftslehre machen. Weil es weniger Bewerber als Ausbildungsbetriebe gibt, könnten sich die jungen Leute die Betriebe fast schon aussuchen. Croon: „Und familienfremde Mitarbeiter muss man auch pflegen, sonst sind die ganz schnell weg.“

Pontius bestätigt diesen Tenor. „Wirklich große Betriebe, auch als Ausbildungsbetriebe, haben wir im Saarland nicht“, sagt sie. Bei der Bezahlung kennt sie kaum Beschwerden, dass die Löhne nicht so hoch sind wie in der Industrie, sei klar, aber das gelte ja ebenso für das Handwerk. Beschwerden über Verstöße gegen Arbeitszeitregelungen sieht sie nicht im großen Stil. „Tierfütterung kann nun mal am Wochenende nicht ausgesetzt werden, aber da achten die Betriebe auf Ausgleich“, ist sie übrzeugt. Die strengen Regeln des Jugendarbeitschutz-Gesetzes werden ihrer Beobachtung nach weit überwiegend eingehalten.

Verstöße? Die sind nach Aussage der Frau von der Kammer „schlecht zu beziffern“. Sicherlich komme hin und wieder etwas vor, aber das sei selten. Häufiger kämen die jungen Leute mit falschen Vorstellungen in den Beruf. „Das gilt für Mädchen, die merken, dass Pferdewirte nicht nur Pferde streicheln müssen, wie für Jungen, denen klar wird, dass Bauern nicht nur Trecker fahren“, sagt Pontius. Und die Sache mit den Vertragsauflösungen erklärt sie vollkommen anders, als die IG Bau es sieht: „Bei uns mit den vielen kommenden Hof-Nachfolgern hat der Wechsel während der Ausbildung Tradition, weil die Mädchen und Jungen so viel wie möglich sehen wollen. Nicht jeder Wechsel ist ein Abbruch.“

Bleibt noch die Geschichte mit mehr Kontrollen, die auf der Seite der Betriebe mehr Dokumentation und (Antrags-)Bürokratie bedeuten würden. „Die Gewerkschaft soll nicht erwarten, was ein Familienbetrieb nicht leisten kann“, sagt Kreisbäuerin Croon. Für diese formalen Arbeiten gehen schnell ein, zwei Stunden drauf, rechnet sie vor. „Ich halte das für übertrieben“, sagt sie.

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