Autorin Irene Rickert „Wenn ich geschrieben habe ist das so ein gutes Gefühl“

RODEN · Die Autorin Irene Rickert verknüpft in ihren Werken gut recherchierte Fakten mit der eigenen Fantasie und Erfahrung zu glaubwürdigen Geschichten.

 Schriftstellerin Irene Rickert. Foto: Gerhard Alt

Schriftstellerin Irene Rickert. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

„Gitta, eine sonderbare Reise“ ist der Arbeitstitel des Buches, an dem Irene Rickert (71) seit dem Winter arbeitet und den sie in Kürze abschließt. Es ist ein Fantasy-Roman. Erstmals erprobt sich die Autorin, die bisher mit Veröffentlichungen von Lyrik, Mundart und Kurzprosa, teils in Anthologien, aber auch mit längeren Romanen an die Öffentlichkeit getreten ist, auf dem Gebiet der fantastischen Literatur. Im Grunde genommen macht Rickert im Fantasy-Genre jedoch nichts anderes als in in ihren anderen Werken: „Ich baue ein erzähltes Leben ein in reale Umstände“, erklärt sie. Ihre Kunst besteht also in der Kombination von recherchierten Fakten, realen Tatbeständen und eigener Erfahrung mit Projektionen und ausgedachten Stories. So kreiert sie eine Wirklichkeit, die mit und neben der gewohnten bestehen kann, die plausibel ist und ihrerseits Raum für neue Erfahrungen bietet.

Konkret bedeutet das: Wenn ihr Fantasy-Roman die Frage aufwirft, wie es wäre, wenn Raum und Zeit grenzenlos wären, dann schwingt das reale Erleben des Gefühls der Zeitlosigkeit und des Aufgehens in einer Situation ebenso mit wie die Suche eines jeden Menschen nach seinem Platz in der Welt und in der Geschichte – vielleicht auch der Wunsch, sich in einem Zeitloch zu verdrücken oder sich ganz woanders hin zu beamen. „Unglaublich, dass es außerhalb unserer normalen Erde Menschen und Schicksale gibt, von denen wir nicht die leiseste Ahnung haben“, ist ein Schlüsselsatz ihres Fantasy-Romans.

Genauso unglaubliche Geschichten ereignen sich innerhalb unserer normalen Erde. Irene Rickert weiß das. Ihr eigenes Leben spielt eine Rolle, jedoch nicht auf schlicht autobiografische Manier. Aufgewachsen in Hülzweiler war der zwölf Jahre ältere Bruder, der spätere Maler Ewald Oster, ihr Lehrmeister. „Er hat mir alles beigebracht“, sagt Irene Rickert; sie meint damit nicht nur dessen Karl-May-Sammlung. Bei einem Saarlouiser Rechtsanwalt absolvierte sie eine Lehre, war dann ihr Arbeitsleben lang beim Arbeitsamt beschäftigt. Als ihr Ehemann tödlich verunglückte, lag sie im Krankenhaus, die Tochter war eine Woche alt, das Eigenheim in Niedaltdorf noch nicht fertig. Irene Rickert fand einen neuen Partner für ein paar Jahre bis zu dessen Tod.

Die Tochter lebt weit außerhalb des Saarlandes, das ein Jahr alte Enkelkind sieht sie nicht oft. „Es ist halt nie nach Plan gelaufen“, sagt Irene Rickert ohne Groll. Das Schreiben habe geholfen. „Als meine Tochter klein war, habe ich ihr Geschichten erzählt und irgendwann gedacht, ich schreib das mal auf.“ Später hat sie – gefördert von der verstorbenen Lisa Stromsky-Stockhausen – Gedichte und Kurzgeschichten veröffentlicht.

Als Rentnerin ist sie zur eigentlichen Schriftstellerin geworden. „Ich kenne immer schon den Schluss und weiß, wo ich hin will“, beschreibt sie ihre Arbeitsweise. „Ich schreibe nachts ab zwölf, ein Uhr. Dann spielt die Zeit keine Rolle, auf einmal ist es hell. Wenn ich dann ein Stück geschrieben habe, ist das so ein gutes Gefühl. Es lohnt sich zu schreiben wegen dieses guten Gefühls.“ Rickert fühlt sich nicht nur ein in Ihre Figuren. „Ich bin dann dieser Mensch“, sagt sie und meint nicht nur Frauenfiguren. „Tobi gefällt mir sehr“, erwähnt sie beispielhaft. Das ist der neunjährige Junge aus ihrem an der Nordsee spielenden Jugendroman „Hintermdeichhaus“. Für „Die Kladde“ (ihr bisher erfolgreichstes Buch) übernimmt Rickert die Rolle der Tagebuchschreiberin Hilde für einen Zeitraum von 30 Jahren von der Jugend in der DDR bis zum Leben im saarländischen Dorf – stets, wie gesagt, Fakten und Fiktion eng verwebend. Von der Schriftstellerei zu leben, erscheint Rickert unmöglich. Sie verkauft ihre Bücher als „book on demand“. Es geht ihr nicht in erster Linie ums Geldverdienen. Sondern? „Stolz würde ich nicht sagen, aber Anerkennung durch andere ist mir wichtig. Ich freue mich über jeden einzelnen, der sagt, dass ihm etwas von mir gefallen hat. Es tut einem gut, wenn nach einer Lesung Leute ein Buch kaufen.“

Unter dem Titel „bewölkt bis heiter“ hat die Autorin eine kostenlose Lesereihe bei der KEB gestartet (Termine und Infos unter 0 68 31 76 02 41). Die Bücher von Irene Rickert können übers Internet und über den Buchhandel bezogen werden; sie selbst gibt gerne Auskunft unter Telefon 0 68 31 46 86 5 oder per E-Mail an yrene38@arcor.de.

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