Zwischen Tradition und Zukunft

Ensdorf/Saarlouis · Exakt ein Jahr nach dem Ende des Bergbaus im Saarland ist gestern in Saarlouis der erste „Tag des Bergmanns“ gefeiert worden. 800 Bergleute beteiligten sich an einer Parade von Ensdorf nach Fraulautern.

 Heilige Barbara vorneweg: Bei der Bergparade erinnerten fast 50 Vereine an den Saar-Bergbau.

Heilige Barbara vorneweg: Bei der Bergparade erinnerten fast 50 Vereine an den Saar-Bergbau.

 Annegret Kramp-Karrenbauer mit Klaus Hiery, Landesvorsitzender der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine. Fotos: Ruppenthal

Annegret Kramp-Karrenbauer mit Klaus Hiery, Landesvorsitzender der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine. Fotos: Ruppenthal

Der erste "Tag des Bergmanns" hat gestern gezeigt, wie frisch noch die Wunden sind, die das Ende der Kohleförderung im Saarland bei vielen Bergleuten und ihren Familien ausgelöst hat. Die Gesichter vieler Teilnehmer sprachen Bände, es war darin keine festliche Fröhlichkeit zu sehen, sondern eher Nachdenklichkeit. In traditionellen Uniformen marschierten - nach dem ökumenischen Gottesdienst am Morgen - am Mittag etwa 800 Teilnehmer vom ehemaligen Bergwerk Ensdorf nach Saarlouis-Fraulautern. Dort fand unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), ein Festakt statt. Da nicht alle versammelten Bergleute in dem Vereinshaus Platz fanden, wurden die Ansprachen auch auf den Vorplatz übertragen. Die Ministerpräsidentin richtete ihren Blick auf die Zukunft. "Wir haben jetzt eine Menge Aufgaben vor uns," rief Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) den versammelten Bergleuten zu. Zugleich sei es aber notwendig, dankbar an den Wohlstand zu erinnern, den der Bergbau geschaffen habe. Und dem einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen: "Zu den Landmarken wird auch das Saar-Polygon zählen."

Der Landtagsabgeordnete Reinhold Jost (SPD) betonte, "wie wichtig es ist, sich der Tradition zu erinnern". Ohne die Kohle und den Bergbau gäbe es dieses Land nicht, so Jost. Doch der Bergbau habe auch immer zwei Seiten gehabt: "Da war der Wohlstand und da war das Elend." Jost freute sich sehr über die Feier zum Tag des Bergmanns. "Der Landesverband pflegt auf vorbildliche Weise die Tradition," sagte Jost. Der Landesvorsitzende der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, Klaus Hiery, erinnerte an den Beruf der Bergleute: "Was körperlich geleistet werden musste, kann sich unsere heutige Jugend gar nicht mehr vorstellen." Friedrich Breinig, Regionalbeauftragter Saar der RAG, stimmte dem zu: "Die Kohle war identitätsstiftend." Die Bergparade habe den Stolz der Menschen ausgedrückt: "Das ist eine Herzensangelegenheit."

Auch dem ehemaligen Wetter-Steiger Joachim Engelke waren seine Gefühle ins Gesicht geschrieben. Doch er sei inzwischen von der Notwendigkeit zur Veränderung überzeugt, sagte Engelke der SZ: "Viele Junge sehen ein, dass das der richtige Weg ist."

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