Tragischer Todesfall in Altenkessel Zweites Saarbrücker Kind stirbt an Grippe

Saarbrücken-Altenkessel · Nach zwei Todesfällen von Kindern binnen sechs Wochen fordern Kinderärzte Schutz-Impfungen

 Karl Stiller, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

Karl Stiller, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

Foto: Stiller

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im Saarland empfiehlt Eltern von Kita-Kindern, diese schon ab dem ersten Lebensjahr gegen Grippe impfen zu lassen. Anlass ist der Tod einer Vierjährigen aus Saarbrücken-Altenkessel. Wie am Mittwoch bekannt wurde, war das Mädchen am vergangenen Donnerstag an den Folgen einer Influenza gestorben. Das Mädchen ist das zweite Kind, das binnen sechs Wochen in Saarbrücken an Grippe starb.

„Der Tod eines Kindes ist das Schlimmste, was passieren kann. Wir haben nun im Saarland zwei Todesfälle durch Grippe-Viren. So etwas darf sich nicht wiederholen. Wir können Kinder gegen die Grippe impfen und sollten gerade jene schützen, die eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen“, sagte Karl Stiller, Landesvorsitzender des BVKJ gestern unserer Zeitung.

Von den Krankenkassen wünschte sich Stiller eine Kostenübernahme der Grippe-Impfung, was bislang nicht der Fall sei: „Angesichts dieser dramatischen Fälle darf das volkswirtschaftliche Argument nicht zählen. Natürlich würden Eltern sich eher für eine Impfung entscheiden, wenn die Kosten übernommen werden.“ Eine Grippe-Impfung koste an die 50 Euro und sei mit speziellen Impfstoffen ohne Weiteres ab dem ersten Lebensjahr möglich, auch wenn sie laut Gesundheitsamt nicht zum Standard-Impfkalender im Säuglings- und Kleinkindalter gehört. Gerade, weil die Grippe hoch ansteckend sei und kleinere Kinder in der Kita oder im Kindergarten sich häufig nicht hygienisch verhielten (Finger in den Mund, andere anniesen) sollten Eltern sich für die Impfung entscheiden.

Wie das Gesundheitsamt gestern mitteilte, starb das vierjährige Mädchen aus Altenkessel am Donnerstag im Krankenhaus. Seine Kita in Altenkessel habe es schon mehrere Tage vor seinem Tod nicht mehr besucht. Bei einer Influenza ist die Inkubationszeit sehr kurz und beträgt durchschnittlich ein bis zwei Tage. Die Mitarbeiter und Eltern der Kita seien vom Gesundheitsamt informiert und beraten worden. Weitere Erkrankungen, die mit dem Fall in Verbindung stehen könnten, seien bislang nicht aufgetreten.

Der Erreger Influenza A (H1N1) pdm09 ist im Labor nachgewiesen worden. Bereits im Dezember 2017 war ein fünfjähriges Mädchen aus Burbach am Influenza-Virus gestorben. Zwischen den Fällen gibt es laut Gesundheitsamt keinen erkennbaren Zusammenhang. „Wir gehen von Zufall aus“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsamtes der SZ. In beiden Fällen hätten Experten keine Erklärung dafür, warum der Körper so heftig auf die Influenza reagierte.

Für Karl Stiller vom BKVJ sind die beiden Fälle hingegen kein Zufall. Er führt sie auf Impfmüdigkeit zurück und darauf, dass die Grippe unterschätzt wird: „Sie ist nicht ungefährlich und zeigt dieses Jahr ihr böses Gesicht, der H1N1-Erreger hat Potenzial für Komplikationen.“ Eltern sollten kranke Kinder aufmerksam beobachten und auf Veränderungen im Trink- und Essverhalten, der Gesichts- und Urinfarbe achten. „Im Zweifel zum Arzt“, so Stiller.

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