Zusammenhalt, Lebenshilfe, Spaß

Neunkirchen/Schiffweiler. Sie haben sich für weiße Bluse, schwarzen Blazer und lilafarbenen Schal entschieden. So wollen sie das Fest zu ihrem Jubiläum "125 Jahre Katholische Frauengemeinschaft - KFD Schiffweiler" an diesem Sonntag feiern. Lila ist auch die Festtagskerze auf dem Altar, erzählen die Vorstandsmitglieder Heike Culmann und Ingrid Uder beim Besuch in der SZ-Redaktion

 Bester Laune haben Heike Culmann (links) und Ingrid Uder beim SZ-Besuch alte Artikel über ihre Schiffweiler Frauengemeinschaft nachgelesen. Und von den Jubiläumsvorbereitungen erzählt. Foto: cle

Bester Laune haben Heike Culmann (links) und Ingrid Uder beim SZ-Besuch alte Artikel über ihre Schiffweiler Frauengemeinschaft nachgelesen. Und von den Jubiläumsvorbereitungen erzählt. Foto: cle

Neunkirchen/Schiffweiler. Sie haben sich für weiße Bluse, schwarzen Blazer und lilafarbenen Schal entschieden. So wollen sie das Fest zu ihrem Jubiläum "125 Jahre Katholische Frauengemeinschaft - KFD Schiffweiler" an diesem Sonntag feiern. Lila ist auch die Festtagskerze auf dem Altar, erzählen die Vorstandsmitglieder Heike Culmann und Ingrid Uder beim Besuch in der SZ-Redaktion. Und Lila schmückt auch die Tische beim Umtrunk im Pfarrheim nach der Jubiläumsmesse um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin.Ausgerechnet Ingrid Uder (71) - verheiratet, zwei Söhne, eine Tochter, vier Enkel, eine Urenkelin - wird beim Feiern nur im Geiste dabei sein können: "Ich bin auf einer Konfirmation." 18 Jahre jung war sie, als sie 1958 in den katholischen Frauenverband eintrat. Davor schon an der Seite der Mutter immer dabei. Seit 1974 gehört sie dem Vorstand an, wurde 1986 Schriftführerin und ist seit 2001 nun stellvertretende Vorsitzende. Das war zugleich das Jahr, als Heike Culmann (50) - verheiratet, zwei Söhne - den Vorsitz als Nachfolgerin von Elfriede Heckmann (1983 bis 2001) übernahm. Ihr Weg in die KFD war nicht mehr eine Selbstverständlichkeit wie noch bei Ingrid Uder. Sicher, auch bei ihr waren Mutter und Großmutter Mitglied, aber sie selbst ließ sich erst spät überreden. "Sie haben an mir geschwätzt: Wir brauchen doch junge Leute!" Heike Culmann stieg mit 39 Jahren verantwortlich ein.

"In meiner Jugend hatten wir 800 Mitglieder", erinnert sich Ingrid Uder. "Früher war die Mitgliedschaft eine Ehre", sagt Heike Culmann. Sie hat eine Todesanzeige aus solcher früherer Zeit mitgebracht. Unterm Namen der Vorstorbenen stand "Mitglied des Müttervereins". Auf die Müttervereine, die im 19. Jahrhundert entstanden, gehen die heutigen Frauengemeinschaften zurück. Heike Culmann zählt jetzt noch 350 Mitglieder. Die Jüngste 40, die Älteste gerade 100 geworden. Auch Evangelische sind dabei: "Das ist gelebte Ökumene." Neue Mitglieder zu gewinnen, werde immer schwieriger, wissen Uder und Culmann.

In ihrer Frauengemeinschaft geht es vor allem um Gemeinschaftssinn, um Lebenshilfe, um Freude in der Pfarrgemeinde, betonen unsere Gäste. Feste Tradition sind die Frauenfastnacht und der Herbstkaffee, ebenfalls mit Programm. Dazu kommen Frauenmessen, Krankenbesuche oder Gratulationsbesuche.

Viel Chronistisches aus 125 Jahren katholische Frauengemeinschaft Schiffweiler lässt sich nicht auftreiben, hat Heike Culmann festgestellt. Aber wenn wir gerade in den Tagen der Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier sind: Bei der letzten Wallfahrt 1996 sind am 21. April aus der Schiffweiler Gemeinschaft 59 Frauen aufgebrochen. "120 DM gab es als Zuschuss für den Bus", hat Heike Culmann nachgelesen. "Zehn DM hat jedes Mitglied als Zuschuss erhalten." Dieses Jahr wallfahren sie nicht: "Wir haben unser Jubiläumsfest." "Sie haben an mir geschwätzt:

Wir brauchen doch

junge Leute!"

Heike Culmann

Meinung

Zeitlos: Frauen unter sich

Von SZ-RedakteurinClaudia Emmerich

Frauen unter sich. Mal ohne die Männer. Auch mal ohne die Kinder. Das ist schon was Feines. War vor 125 Jahren nicht anders. Aber wie in der damaligen Gesellschaft ausleben? Unterm Dach der Kirche ging das schon. Frauen konnten sich treffen, reden, was unternehmen. In so genannten "Müttervereinen", christlich und karitativ. Da mitzumachen, war was völlig Selbstverständliches. Kirche prägte die Gesellschaft. In der heutigen, zunehmend kirchenferneren Gesellschaft ist das nicht mehr selbstverständlich. Die Frauengemeinschaften - längst keine Müttervereine mehr - spüren es nicht nur in Schiffweiler. Wenn Frauen sich heute treffen, reden, was unternehmen wollen, bietet diese säkularisierte Gesellschaft ihnen längst andere Möglichkeiten. Frauen unter sich. Mal ohne die Männer. Auch mal ohne Kinder. Das bleibt was Feines. Zeitlos.

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