Zurück zu den Kirchtürmen?

Rivalität zwischen Nachbar-Orten ist keine Großrosseler Spezialität. Püttlinger und Köllerbacher etwa waren einander früher gar nicht grün, ebenso Wehrdener und Geislauterner.

Heute ist das nur mehr Folklore. Jahrzehnte unterm gemeinsamen Gemeinde-Dach haben die Streit-Tradition verblassen lassen. Anders in Großrosseln: Unter der Asche der alten Nachbarschafts-Feindschaft glimmt immer noch etwas Glut. Das birgt die Versuchung, das schwache Fünkchen anzufachen, wenn es eigenen Interessen dienlich scheint. Etwa beim - verständlichen - Kampf der Karlsbrunner Vereine um "ihre" Turnhalle.

Doch derlei Dorf-gegen-Dorf-Parolen führen stracks zurück in Zeiten, in denen der Schatten der Kirchtürme den politischen Horizont begrenzte. Das ergibt heute eine stark verzerrte Sicht. Sogar noch beim Blick aufs Gestern. 40 Jahre, klagte Albrecht Wagner von der Bürgerinitiative Lebenswertes Karlsbrunn, habe der Ort das Bergwerk Warndt ertragen, doch die Gewerbesteuer sei "nach Großrosseln geflossen". Nanu? 1962, als die Grube öffnete, klingelte die Steuer in der Kasse der damaligen Gemeinde Karlsbrunn - an deren Spitze von 1956 bis 1973 erst Albrecht Wagners Vater stand, von 1968 an sein Bruder.

Kirchtürme im Dorf haben Charme. Doch als politisches Maß haben sie ausgedient.

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