Zum Abschied der AufstiegPersonalprobleme beim Saisonhöhepunkt"Es gibt keinen Grund, Druck zu verspüren"

Saarbrücken. Abul und Jojo - unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein. Der eine groß und blond, der andere deutlich kleiner und dunkelhäutig. Abdul hat die Fachoberschule abgebrochen, Jojo nach dem Abitur seinen Zivildienst abgeleistet. Abdul wohnt in Merchweiler, Jojo in Bexbach. Abduls Lieblingsspieler ist Markus Fuchs, Jojo orientiert sich an Zinedine Zidane

Saarbrücken. Abul und Jojo - unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein. Der eine groß und blond, der andere deutlich kleiner und dunkelhäutig. Abdul hat die Fachoberschule abgebrochen, Jojo nach dem Abitur seinen Zivildienst abgeleistet. Abdul wohnt in Merchweiler, Jojo in Bexbach. Abduls Lieblingsspieler ist Markus Fuchs, Jojo orientiert sich an Zinedine Zidane. Doch trotz aller Unterschiede verbindet der Fußball Abdul Kizmaz und Johannes "Jojo" Wurtz in einem gemeinsamen Ziel: der Aufstieg mit der U19 des 1. FC Saarbrücken in die Fußball-A-Junioren-Bundesliga. An diesem Samstag um 15.30 Uhr wird im FC-Sportfeld das erste Relegationsspiel gegen die Offenbacher Kickers angepfiffen."Es werden unsere letzten beiden Spiele in der Jugend sein", sagt der 19-jährige Kizmaz, der seit September 2010 mit dem Drittliga-Kader des FCS trainiert und in der kommenden Saison zum Team von Cheftrainer Jürgen Luginger gehören wird: "Ich will mit dem Aufstieg die Jugend verlassen. Dafür werden noch ein Mal alle Kräfte mobilisiert. Egal wie." Seit 2006 spielen Wurtz und Kizmaz gemeinsam beim FCS, und auch Wurtz hat bereits einen Einjahres-Vertrag bei den Profis unterzeichnet. "Natürlich gab es auch Anfragen von anderen Vereinen", erzählt der 18-Jährige, "aber als das Angebot kam, beim FCS in der ersten Mannschaft zu spielen, war mir klar, was das Richtige für mich ist."

Warum auch andere Clubs Interesse am Bexbacher hatten, ist offensichtlich: 41 Mal hat Johannes Wurtz alleine in der abgelaufenen Regionalliga-Saison für die Blau-Schwarzen getroffen. "Er ist einfach eiskalt vor dem Tor", beschreibt Kizmaz seinen Sturmpartner: "Wir verstehen uns blind, kennen die Laufwege des anderen, wissen, wo die Bälle hinmüssen." Und auch Wurtz ist voll des Lobes über seinen Mannschaftskollegen: "Abdul ist brutal schnell. Keiner beim FCS ist schneller. Auch nicht in der ersten Mannschaft."

Weil die beiden jetzt noch in der A-Jugend aktiv sind, hat Jürgen Luginger ihren Sommerurlaub bis 1. Juli verlängert. "Die neue Saison wird sicher schwer", blickt Wurtz nach vorne: "Aber ich spiele nicht Fußball, um auf der Bank zu sitzen. Ich will viel lernen und so viel wie möglich spielen. Beim Freundschaftsspiel gegen den SC Freiburg hat das ja ganz ordentlich angefangen." Wurtz erzielte eines der FCS-Tore bei der 2:5-Niederlage.

Doch jetzt gilt erstmal alle Konzentration den beiden Relegations-Vergleichen mit dem Hessenmeister Kickers Offenbach. "Wenn wir unsere Qualität abrufen, bin ich zuversichtlich, dass wir es diesmal schaffen", sagt "Jojo" Wurtz. Neben fußballerischem Können zeichnet diesen A-Jugend-Jahrgang des FCS eine unglaubliche Nervenstärke aus. Beim wichtigen Heimspiel gegen Meisterschaftskonkurrent TuS Koblenz musste die Mannschaft unbedingt gewinnen - sie spielte den Gegner förmlich an die Wand (2:0). Auch bei den Auftritten im DFB-Pokal gegen Hansa Rostock (1:2) und Borussia Dortmund (5:4 nach Elfmeterschießen) war der FCS hellwach. "Die Mannschaft kann eine Aufgabe richtig einordnen", erklärt Trainer Bernd Rohrbacher, "sie geht mit dem nötigen Respekt, aber vor allem mit Selbstvertrauen an die Sache."

Bleibt noch die Sache mit den Lieblingsspielern. "Markus Fuchs ist ein toller Typ. Er hat mir bei der ersten Mannschaft immer geholfen", klärt Kizmaz auf, "außerdem ist er ein echter Torjäger." Dass Stürmer Wurtz auf Mittelfeldstratege Zidane abfährt, erklärt er so: "Er spielt nicht meine Position, aber seine Eleganz ist beeindruckend." Beeindrucken - das wollen auch Wurtz und Kizmaz. Demnächst in der 3. Liga, zuerst aber gegen den Nachwuchs der Offenbacher Kickers. "Wir gewinnen das Hinspiel 2:0", sagt Wurtz und grinst: "Mit den Torschützen Kizmaz und Wurtz. Die Reihenfolge ist dabei aber egal."Herr Ebertz, U17 und U19 des 1. FC Saarbrücken haben recht souverän die Meisterschaft in der Regionalliga eingefahren und stehen nun vor den Aufstiegsspielen zur A- und B-Jugend-Bundesliga. Wie wertvoll sind diese Titel? Oder zählt am Ende nur der Aufstieg?

Harald Ebertz (Foto: bub): Der Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft ist für beide Mannschaften ein großartiger Erfolg. Trainern und Spielern gebührt ein großes Kompliment. Der Aufstieg in die A- und B-Junioren-Bundesliga wäre für beide Teams natürlich das Sahnehäubchen auf eine tolle Saison.

Welchen Einfluss hätte der Aufstieg eines - bestenfalls beider - Teams auf die Jugendarbeit?

Ebertz: Der Verein ist im Rahmen seiner Möglichkeiten von jeher bestrebt, allen Jugendmannschaften optimale Bedingungen anzubieten. Insofern sind die erneuten Erfolge der A- und B-Junioren auch Ausdruck einer insgesamt hervorragenden Jugendarbeit. Aufstiege in die Bundesliga würden die Jugendabteilung für den einzelnen Jugendspieler natürlich noch attraktiver machen. Und vor allem würden unsere Junioren dann auf noch höherem Niveau gefordert.

Was ist für Jugendspieler und deren Eltern wichtiger bei der Entscheidung für oder gegen einen Verein: die Jugend-Bundesliga oder Ligazugehörigkeit der ersten Mannschaft?

Ebertz: Wichtig ist eine realistische Einschätzung der Leistungsstärke des Jugendspielers und das Bewusstsein dafür, dass allein die Zugehörigkeit eines Vereins zur Junioren-Bundesliga oder der ersten Mannschaft zur Bundesliga die positive Entwicklung des Spielers nicht garantieren. Der überwiegende Teil der Jugendspieler von Bundesliga-Vereinen wird erst einmal in der U23 geparkt, das bedeutet - nach jetzigem Stand außer beim VfB Stuttgart und bei Werder Bremen - i n der Regionalliga. Da erscheint es mir wesentlich sinnvoller, beim FCS zu bleiben und sich hier in der ersten Mannschaft in der 3. Liga durchzusetzen.

Als für den sportlichen Bereich zuständiges Präsidiumsmitglied kennen Sie beide Mannschaften. Wie beurteilen Sie ihre Chancen?

Ebertz: Die Aufstiegsspiele sind seit Jahren geprägt durch enge Entscheidungen. Davon ist auch jetzt auszugehen. Es wird darauf ankommen, in Hin- und Rückspiel die optimale Leistung abrufen zu können, um die Spiele auf seine Seite zu ziehen. Wenn man kein Gegentor fängt, reicht sogar ein einziges Tor in zwei Spielen um aufzusteigen.

2007 sind Sie mit der B-Jugend in die Bundesliga aufgestiegen. 2008 und 2009 standen Sie als Trainer der A-Jugend ebenfalls in der Bundesliga-Relegation. Welche Tipps können Sie geben?

Ebertz: Zunächst gibt es weder für die Trainer noch für die Spieler einen Grund, Druck zu verspüren. Ansonsten sind die Trainer Jörg Schampel und Bernd Rohrbacher erfahren genug, um ihre Mannschaften optimal vorzubereiten. Saarbrücken. Eigentlich ist Jörg Schampel ein optimistischer Mensch. Doch dem Trainer der U17-Junioren des 1. FC Saarbrücken haben sich in den vergangenen Wochen Sorgenfalten ins Gesicht gegraben. Vor dem ersten Relegationsspiel zum Aufstieg in die B-Jugend-Bundesliga an diesem Samstag um 13.30 Uhr im FC-Sportfeld gegen den FSV Frankfurt plagen Schampel Personalprobleme.

Nach Marco Blatt (Knorpelschaden) sind mit Mittelfeldmotor Benno Mohr (Innenbandanriss), Stürmer Florian Berwanger (Kreuzbandriss) und Innenverteidiger Timo Herrmann (Innenbandriss im Knie) drei weitere Stammkräfte ausgefallen. "Florian und Timo hat es im letzten Saisonspiel in Trier erwischt", erzählt Schampel, "und das ohne Einwirkung des Gegners. Bei Benno hoffen wir noch auf ein medizinisches Wunder. Er ist für uns so wichtig wie Robben für die Bayern."

Doch Fußball ist ein Mannschaftsspiel, und darum will das Kollektiv den Ausfall der Individualisten ausgleichen. "Wir sind eine richtig gute Truppe", betont Marcel Schorr, "und darum schaffen wir es jetzt als Mannschaft." Der 17-jährige Schüler der Marienschule in Saarbrücken wohnt in Merchweiler. Er ist ein klassischer Zehner, und darum wird es in den wohl wichtigsten Spielen dieser Saison besonders auf ihn ankommen. "Eine gewisse Verantwortung trägt doch jeder", sagt Schorr, "meine eigenen Ansprüche an mich sind noch höher. Wenn ich auf dem Platz bin, dann will ich auch was reißen."

Im Training unter der Woche wurden keine großen Dinge gemacht: ein paar taktische Spielformen, Torschuss und viele Gespräche fürs Selbstvertrauen. "Schlüssel zum Erfolg ist, dass die Null steht", sagt Schorr, "Frankfurt ist konterstark. Wir dürfen nicht ins offene Messer laufen. Wichtig ist es, konsequent klare Pässe zu spielen."

Die ganz persönliche Vorbereitung von Marcel Schorr beginnt heute Abend. Seiner Mutter hat er den Speiseplan schon vorgegeben: "Nudeln wegen der Kohlenhydrate und Fleisch wegen des Eiweißes - dazu noch viel trinken." Am Samstag heißt es dann, die innere Ruhe finden. "Eine gewisse Aufgeregtheit gehört dazu. Aber die Freude überwiegt, endlich da zu sein, worauf wir so lange hingearbeitet haben.", sagt Schorr.

Und auch bei Trainer Jörg Schampel überwiegt - trotz der Personalsorgen - die Vorfreude: "In zwei Spielen ist alles möglich. Wir brauchen natürlich das notwendige Glück, aber die Mannschaft hat das Zeug zum Aufstieg", sagt er überzeugt. cor

"Ich will mit dem Aufstieg die Jugend verlassen. Dafür werden alle Kräfte mobilisiert."

Abdul Kizmaz

Jugendfußball

Bundesliga-Relegation der A-Junioren:

1. FC Saarbrücken - Offenbach Sa, 15.30 Uhr

Offenbach - 1. FC Saarbrücken 18.6., 15.30 Uhr

Bundesliga-Relegation der B-Junioren:

1. FC Saarbrücken - FSV Frankfurt Sa, 13.30 Uhr

 Marcel Schorr soll das Offensivspiel der Saarbrücker B-Jugend ankurbeln. Foto: Wieck

Marcel Schorr soll das Offensivspiel der Saarbrücker B-Jugend ankurbeln. Foto: Wieck

FSV Frankfurt - 1. FC Saarbrücken 18.6., 16.00 Uhr

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