Unesco-Biosphärenreservat Zu viel Mais in der Biosphäre Bliesgau?

Saarbrücken/Homburg/Bonn · Der BUND und andere Verbände sehen die Gefahr, dass die Unesco dem Bliesgau seinen Status aberkennt.

 Der Bliesgau von seiner schönsten Seite – ohne Mais-Äcker. Archivfoto: Peter-Michael Lupp

Der Bliesgau von seiner schönsten Seite – ohne Mais-Äcker. Archivfoto: Peter-Michael Lupp

Derzeit ballen sich dunkle Wolken über dem Unesco-Biosphärenreservat Bliesgau zusammen. Mit Blick auf 2019, wenn nach zehn Jahren die Erneuerung des Biosphären-Status durch die Unesco ansteht, droht der Biosphäre das Ende. So sehen das jedenfalls der BUND Saarland, Slowfood Saarland, die Bliesgau Ölmühle, sowie die Linkspartei-nahen Stiftungen Rosa Luxemburg und Peter Imandt. In einer gemeinsamen Entschließung zum UN-Tag der Artenvielfalt schrieben sie, dass in der Biosphäre Bliesgau die Zahl der Arten keinesfalls zunehme sondern stattdessen kleiner werde. "Die Verödung der Kulturlandschaft durch zu wenige Feldfruchtarten ist am deutlichsten erkennbar, wenn im Spätsommer lediglich Mais auf den Feldern verbleibt", heißt es dort. Die fünf Unterzeichner der Entschließung befürchten aufgrund dieses Artenrückgangs und der Mais-Monokulturen, dass die Unesco 2019 dem Bliesgau den Biosphären-Satus "durchaus aberkennen könnte". Um dies zu verhindern, müssten bald wirksame Gegenmittel ergriffen werden, hieß es. Sonst würde ein "immenser politischer Schaden für die Umweltpolitik" entstehen. Sei doch die Ausweisung der Kulturlandschaft des Bliesgaus zum Biosphärenreservat "quasi ein Experiment", da es schützenswerte Kulturlandschaft in Deutschland reichlich gebe, die allerdings nicht mit dem Qualitätssiegel der UN-Kulturorganisation ausgestattet ist. Als "wirksames Gegenmittel", um die Unesco-Prüfer 2019 gnädig zu stimmen, nennen die fünf unterzeichnenden Institutionen ein von der CDU/SPD-Landesregierung zu entwickelndes Leitbild, "das den Anforderungen des Schutzes der Artenvielfalt gerecht wird".

Ob da die Mais-Bauern im Bliesgau mitmachen, wenn ihnen ein solches "Leitbild" aus Saarbrücken vorgesetzt wird, muss allerdings als fraglich bezeichnet werden. Sabine Luft, Sprecherin von Unesco-Deutschland in Bonn, zeigte sich gegenüber der SZ überrascht über das Entschließungspapier. Zuständig für die 15 Unesco-Biosphärenreservate in Deutschland sei das MAB-Nationalkomitee beim Bundesumweltministerium, dessen Geschäfte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) führe. (MAB, ist die Abkürzung von "Man and the Biosphere Programme". Eine Überprüfung laufe in der Regel so ab, dass das Biosphärenreservat einen Bericht schreibe, das Nationalkomitee einige Besuche vor Ort absolviere, um die Entwicklung zu begutachten, sagte Luft. Dann berichte das Nationalkomitee dem Saarland und der Unesco in Paris, was bereits gut umgesetzt werde und wo Verbesserungsbedarf bestehe. Die Unesco entscheide dann aufgrund der Aktenlage. "Die Artenvielfalt ist dabei ein Prüfstein", erklärte Luft.

Der Vorsitzende des Biosphärenzweckverbands Bliesgau, der Landrat des Saarpfalz-Kreises Theophil Gallo (SPD), sagte, die Kritik der fünf Unterzeichner am Rückgang der Artenvielfalt "entbehrt jeder Grundlage". "Der Maisanbau im Bliesgau ist rückläufig", betonte Gallo. Entsprechende Belege werde er noch nachliefern. "Es besteht keine Gefahr, dass wir den Status als Biosphärenreservat verlieren", sagte Gallo. Nicht der Maisanbau, sondern die geplante Erweiterung des Kalksteinbruchs in Rubenheim sei da eher eine Gefahr für den Welt-Status des Bliesgaus. "Da wird eine Mais-Monokultur herbeigeredet", erklärte der Landrat. Die "Schwarzmalerei" könne er nicht nachvollziehen. Der Zweckverband arbeite mit den Bauern gut zusammen, auch in Sachen Erhalt der Artenvielfalt.

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