Zu viel "Biosphäre" im Bliesgau?

Blieskastel. Die Grüne Jugend Blieskastel fordert Qualitätskriterien für Biosphärenprodukte. Es drohe ein inflationärer Gebrauch des Begriffes, der das Ziel "Biosphäre Bliesgau" als regionale Premiummarke zu entwickeln gefährde

Blieskastel. Die Grüne Jugend Blieskastel fordert Qualitätskriterien für Biosphärenprodukte. Es drohe ein inflationärer Gebrauch des Begriffes, der das Ziel "Biosphäre Bliesgau" als regionale Premiummarke zu entwickeln gefährde. Deshalb fordern die Junggrünen, dass der Biosphärenzweckverband "Qualitätskriterien für die Verwendung von ,Biosphäre Bliesgau' entwickelt", heißt es in einer Presseerklärung. Lisa Becker, Sprecherin der Grünen Jugend Blieskastel: "Bisher waren sich die Verantwortlichen in der Region einig, die Biosphäre Bliesgau als Qualitätsmarke zu entwickeln. Der zunehmend inflationäre Gebrauch des Begriffes durch Kommunen, Handel und Gewerbe zu Werbezwecken ist inzwischen ärgerlich. Wir erwarten ganz einfach, dass Produkte mit der Aufschrift ,Biosphäre Bliesgau' qualitätsgeprüft und regionale Premiumprodukte sind. Bei Produkten der Bliesgau-Molkerei und dem Bliesgau-Regal kann ich regionale Qualität erkennen, bei der Biosphären-Sauna beginnen Zweifel. Da klare Qualitätskriterien für die Nutzung des Begriffes fehlen, droht ein Versinken der geplanten Qualitätsoffensive im Sumpf der Beliebigkeit. Um dies zu verhindern, fordern wir die Geschäftsstelle des Zweckverbandes Biosphäre Bliesgau auf, zügig Qualitätskriterien einzuführen, die überprüfbar sind und der Unesco-Idee Biosphäre gerecht werden. Nur so lässt sich verhindern, dass ,Biosphäre Bliesgau' zum Etikettenschwindel verkommt."

Dreifarbiger Punkt als Logo

Wie der Biosphärenzweckverband auf Anfrage erklärt, habe der Verband lediglich Einfluss auf die Verwendung der so genannten Wort-Bild-Marke "Biosphärenreservat Bliesgau" - der dreifarbige Punkt in Kombination mit dem Schriftzug Biosphärenreservat Bliesgau. Dieses Logo gehöre dem Zweckverband, und er könne entscheiden, wer außer ihm dieses Logo zu welchen Zwecken nutzen dürfe. Momentan werde das Logo beispielsweise von den Mitgliedern des Vereins Bliesgau Genuss für ihre Lebensmittel aus dem Bliesgau-Regal verwendet oder sei auf der Verpackung der Bliesgau-Milch zu finden. Dahinter stünden Kriterien, die mit der regionalen Herkunft der Rohstoffe und Kriterien für die Produktion im Einklang mit der Natur in Verbindung stehen. Die Meinung der Grünen, kurzfristig Qualitätsstandards für weitere Bereiche zu entwickeln, "ist allerdings zu euphorisch". Durch die Verwendung der Wort-Bild-Marke "Biosphärenreservat Bliesgau" mit dem Zusatz "Partner" sollten künftig diese Standards erkennbar werden. Dazu sei momentan "ein großes Projekt in Vorbereitung".

Gemeinsam mit regionalen Unternehmen sollen Kriterien erarbeitet werden, die letztendlich mit dem Einsatz des Logos "Partner des Biosphärenreservates Bliesgau" gekrönt würden.

"Auch in anderen deutschen Biosphärenreservaten und nationalen Naturlandschaften gibt es diese Partnerinitiativen, die dort in erster Linie der touristischen Entwicklung dienen," erklärt Walter Kemkes, der Geschäftsführer des Biosphärenzweckverbandes. "Im Bliesgau soll dies für Dienstleistungen und Produkte weiterentwickelt werden."

Partnerinitiativen geplant

Auf einen anderen Aspekt der Forderung der Grünen habe die Verwaltungsstelle "allerdings leider keinen Einfluss": Die Begriffe "aus dem Biosphärenreservat Bliesgau" oder "aus dem Bliesgau" seien geographische Angaben, die jeder verwenden dürfe, unabhängig, ob beispielsweise die Rohstoffe der Produkte aus der Region stammen oder was die Verwaltung des Biosphärenreservates davon hält. Auch auf das Voranstellen des Begriffes "Biosphäre-" habe der Verband keinen Einfluss. "Am besten, man orientiert sich als Verbraucher deshalb künftig an dem Einsatz unseres Logos", so Kemkes.

Meinung

Qualität statt Einheitsbrei

Von SZ-Redakteur

Joachim Schickert

Der Vorstoß der Grünen Jugend Blieskastel ist richtig und nötig: Die Begriffe "Biosphäre" und "Biosphärenreservat Bliesgau" werden zunehmend inflationär gebraucht, wodurch über kurz oder lang ein Einheitsbrei droht. Biosphärenbrot, -kräuter, -sauna, -volkshochschule sind nur Beispiele, wie der Begriff im Alltag verankert ist. Hier lauert die Gefahr, dass etwas Besonderes zur Massenware verkommt. Spätestens bei der Biosphärentoilette mit nachhaltiger Spülung sollte die Reißleine gezogen werden. Als im vergangenen Jahr Ministerpräsident Müller die Unesco-Anerkennungsurkunde erhielt, galt dies als Ritterschlag für die Region. Und damit sollte man sensibel und dosiert umgehen. Nicht Quantität mit zwangsläufig einhergehendem Niveauverlust, sondern unverwechselbare Qualität muss den Bliesgau auszeichnen. Und dies im Interesse aller Menschen, die die Region im Blies- und Mandelbachtal als saarländisches Sahnehäubchen erhalten und weiterentwickeln wollen.

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