Zentralisierung der Notdienste

Saarbrücken. Wer früher am Wochenende oder an Feiertagen den ärztlichen Notdienst aufsuchen wollte, musste in der Tageszeitung oder dem Amtsblättchen nachschlagen. Heute reicht vielerorts eine Telefonnummer

Saarbrücken. Wer früher am Wochenende oder an Feiertagen den ärztlichen Notdienst aufsuchen wollte, musste in der Tageszeitung oder dem Amtsblättchen nachschlagen. Heute reicht vielerorts eine Telefonnummer. In Absprache und mit Zustimmung der Ärzte in der jeweiligen Region hat die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlandes, KV Saar, in den vergangenen Jahren so genannte Bereitschaftsdienstpraxen eingerichtet, in denen die Hausärzte der Region im Wechsel ihren Dienst leisten. Diese Praxen sind von Samstag- bis Montagmorgen durchgehend besetzt. Neun solcher zentralen Anlaufstellen im Saarland gibt es bereits, alle angesiedelt in Kliniken größerer Städten. Wolfgang Meunier, stellvertretender Vorsitzender der KV Saar: "Der alte Zuschnitt der Bereitschaftsdienste stammt noch aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Damals gab es mehr Ärzte auf dem Land. Heute gibt es oft nur noch eine Hand voll. Entsprechend hoch war die Anzahl ihrer Notdienste und damit der Handlungsbedarf."Dr. Volker Rettig-Ewen, Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin in Schwemlingen, hat sich vehement für die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle in Merzig stark gemacht. "Für die Ärzte ist es letztlich egal, wo sie Dienst tun. Die Patienten haben aber rund um die Uhr einen Ansprechpartner", sieht er ebenso Vorteile wie Dr. Detlef Schild, Leitender Obmann der Bereitschaftsdienstpraxis Völklingen: "Die Patienten sind sehr zufrieden und voll des Lobes."Es gibt aber durchaus auch kritische Stimmen. Dr. Andreas Wagner, Vorstandsmitglied des Ärzteforum Oberes Köllertal und niedergelassener Hausarzt in Heusweiler, bemerkt wie andere Kollegen auch einen deutlich gestiegen Andrang in seiner Praxis am Wochenanfang. "Viele Patienten nehmen die längeren Wege von bis zu 25 Kilometern nicht auf sich und warten lieber bis Montag, ehe sie zum Arzt gehen." Was Wolfgang Meunier von der KV Saar als positives Signal dafür deutet, dass der Notdienst nur für echte Notfälle in Anspruch genommen wird, sieht Wagner eher kritisch: "Den Arztbesuch aufzuschieben kann für Patienten schnell gefährlich werden."Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass von zwei Medizinern, die Dienst haben, einer nur für Hausbesuche zuständig ist. Durch den Neuzuschnitt der Bereitschaftsringe sind die Strecken sehr viel größer geworden und somit die Wartezeiten für die Patienten länger - zu Hause und in den Praxen.Einen positiven Effekt hat dagegen Rainer Buchmann, Leiter der Rettungsleitstelle des Saarlandes, bemerkt: "Seit die Menschen die Nummer einer zentralen Anlaufstelle haben, wird der Rettungsdienst nur für echte Notfälle bemüht."Weitere Infos und Telefonnummern der Bereitschaftsdienstpraxen im Internet.

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