Zahlt Busunternehmer faire Löhne?

St. Wendel. "Bis zur Kapazitätsgrenze" voll gestopfte Schulbusse. Verpasste Anschlüsse. Verspätete Ankünfte zum Unterricht. Die Litanei der Kritikpunkte am neuen Betreiber der Kreisbuslinien 602, 603 und 604 im nordöstlichen Teil des St. Wendeler Landes ist lang

St. Wendel. "Bis zur Kapazitätsgrenze" voll gestopfte Schulbusse. Verpasste Anschlüsse. Verspätete Ankünfte zum Unterricht. Die Litanei der Kritikpunkte am neuen Betreiber der Kreisbuslinien 602, 603 und 604 im nordöstlichen Teil des St. Wendeler Landes ist lang. Seit der Vergabe durch die Kreisverwaltung zum Jahreswechsel an den neuen Anbieter Behles aus Weiskirchen ist die Unzufriedenheit groß. Doch Dirk Dannenfeld beruhigt. Der Unternehmenssprecher sichert weitere Verbesserungen zu. Der 35-Jährige am Freitag zu den bisherigen Startschwierigkeiten: "Das wäre die erste Betriebsaufnahme, die ohne Probleme klappt." Die Firma Behles, die samt Subunternehmer laut eigenen Angaben mit 16 Bussen und rund 20 Fahrern die Routen bedient, habe bereits auf Kritik und Anregungen reagiert. Das zeige auch die Anzahl von Kundenbeschwerden, die seit Jahresbeginn kontinuierlich zurückgegangen sei. Dannenfeld: "Anfangs waren es bis zu 20 am Tag. Jetzt tendiert es gegen Null." Dabei habe Behles am Freitag ein weiteres Problem gelöst: die verspäteten Busverbindungen zur Furschweiler Grundschule. "Der Bus kam um 7.54 Uhr an. Der Unterricht beginnt um acht Uhr." Ein zusätzlich eingesetztes Fahrzeug sei die Lösung.Und wie sieht es bei den Fahrern aus? "Die sind zufrieden", sagt Dannenfeld. Was allerdings Bernd Oleynik als Fachbereichsleiter Verkehr der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) in Saarbrücken bezweifelt. Denn nach seinen Erfahrungen mit Behles in anderen Regionen bezahle das Unternehmen schlechter als die zum Quasi-Staatsbetrieb Deutsche Bahn (DB) gehörende Gesellschaft Saar-Pfalz-Bus, die bis Ende 2011 die drei betreffenden Linien bediente. Dannenfeld bestreitet keineswegs, dass Behles-Fahrer weniger verdienen. Das sei bei privaten Busunternehmen so. Dannenfeld verteidigt: "Die Saar-Pfalz-Bus-Bezahlung entspricht Tarifen des öffentlichen Dienstes aus alten Zeiten. Die sind heute schlichtweg nicht wettbewerbsfähig." Behles-Löhne entsprechen laut Firmensprecher aber dem Tarif. Vielmehr sieht Dannenfeld hinter der Kritik Politik der Saar-Pfalz-Bus, "vor Wettbewerb zu warnen". > Seite C 2: Weitere Berichte und Interview

Hintergrund

Die Saar-Pfalz-Bus GmbH (100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn) betrieb die Linien 602, 603, 604 bis zum Jahreswechsel. Sie verlangte vom Landkreis St. Wendel rund 500 000 Euro, um das Defizit aufzufangen.

Behles aus Weiskirchen, ein Privatunternehmer, machte ein um die Hälfte billigeres Angebot.

Der Kreistag wählte die finanziell lukrativere Variante. hgn

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