Wohnen ohne Stolperfallen

Wie lässt es sich bis ins hohe Alter in den eigenen Wänden leben? Darüber will der Landkreis Merzig-Wadern mit dem Modellprojekt „Barrierefreies Bauen und Renovieren“ informieren. Im Gespräch mit SZ-Redaktionsmitglied Kai Thomas erklären Volker Gräve von der Kreis-Gesellschaft für Infrastruktur und Beschäftigung sowie Lutz Quack vom Kreisseniorenbüro das Beratungsangebot. Das Projekt startet morgen in Hilbringen mit einem Bürgerforum.

Was gab den Anstoß für das Modellprojekt?

Volker Gräve: Die Menschen im ländlichen Raum wollen im Alter nicht ins Heim, sondern zu Hause wohnen bleiben. Ein alten Baum verpflanzt man eben nicht. Dieses Sprichwort hat unter anderem eine Umfrage einer bundesweiten Modellstudie zur regionalen Daseinsvorsorge, an der der Landkreis teilnehmen durfte, bestätigt.

Um was geht es beim Projekt "Barriefreies Bauen und Renovieren"?

Lutz Quack: Das Projekt ist eine Idee des hiesigen Arbeitskreises "Soziale Sicherung und Senioren im ländlichen Raum" der Modellstudie. Dem Bund hat die Idee so gut gefallen, dass wir sie jetzt mit Sondermitteln von etwa 30 000 Euro umsetzen dürfen. Normalerweise beschäftigen sich ältere Menschen viel zu spät mit der Frage, ob und wie sie ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen können. Nämlich meist erst dann, wenn sie nach einem Krankenhausaufenthalt erfahren, dass ihr Zuhause dafür nicht geeignet ist. Unsere Arbeitsgruppe wollte deshalb wissen, was Menschen, die noch nicht pflegebedürftig, krank oder behindert sind, jetzt schon tun können, um im Alter so lange wie möglich zu Hause zu wohnen.

Welche Bereiche in den eigenen vier Wänden machen denn im Alter häufig Probleme?

Quack: Das fängt beispielsweise bei einer zu hohen Duscheinstiegskante oder bei zu vielen Stufen im Eingangsbereich und innerhalb des Wohnraums an. Die gilt es abzusenken und auszugleichen, um eine befriedigendes Leben und eine sachgerechte Pflege im Alter zu ermöglichen. Mittlerweile lässt sich die Sicherheit auch über spezielle Sensoren an Toiletten, Wasserhähnen und unter Türschwellen erhöhen. Über solche können Angehörige dann über den Computer auch aus der Ferne ein Lebenszeichen erhalten oder gegebenfalls Notdienste alarmieren.

An wen richtet sich das Informationsangebot?

Quack: Eigentlich an alle Bürger, die einen festen Wohnsitz haben. Das Alter spielt keine Rolle, denn wir wollen für präventive Maßnahmen sensibilisieren. Die Frage ist: Was gilt es, heute schon beim Bauen und Renovieren zu beachten, damit ich morgen meinen Lebensabend mit weniger Problemen verbringen kann?

Wohin können sich Interessierte künftig wenden?

Quack: Neben unserer neuen Veranstaltungsreihe richtet die Kreisverwaltung ab 1. Januar 2014 eine neue Stabsstelle ein. Sie soll den demografischen Wandel in den verschiedenen Abteilungen der Behörde regelmäßig zur Sprache bringen, aber auch Anlaufpunkt und Beratungsstelle für Bürger und Gewerbe sein.

Das Projekt "Barrierefreies Bauen und Renovieren" ist Ergebnis des vom Bund geförderten "Moro-Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge". Ziel der seit eineinhalb Jahren bundesweit laufenden Modellstudie ist es, Handlungsstrategien für den demografischen Wandel für unter anderem die Bereiche Schulwesen, Jugendhilfe, öffentlicher Nahverkehr, medizinische Versorgung sowie Sicherungssysteme für ältere Menschen zu entwickeln.

Zum Thema:

Auf einen blickZum Auftakt lädt der Landkreis für morgen Abend, 17.30 Uhr bis 19 Uhr, Interessierte zu einem Bürgerforum in der CEB-Akademie in Hilbringen ein. Handwerker und Architekten der Region informiert am 19. November von 17.30 bis 19 Uhr eine nichtöffentliche Fachkonferenz ebenfalls in der CEB-Akademie über barrierefreies Bauen und komfortables Wohnen. krt

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