„Ehrlich Brothers“ in der Saarlandhalle Wo sind all die Schwiegermütter hin?

Saarbrücken · Das Zauberer-Duo „Ehrlich Brothers“ ist sich für keinen Kalauer zu schade und lässt in der ausverkauften Show in der Saarlandhalle schon mal unliebsame Verwandte verschwinden.

 Auf der Streckbank von Dirk Nowitzki: die Ehrlich Brothers in der ausverkauften Saarlandhalle in Saarbrücken.

Auf der Streckbank von Dirk Nowitzki: die Ehrlich Brothers in der ausverkauften Saarlandhalle in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Es gibt diesen einen Moment in dem schrillen Spektakel, der einen dann doch etwas berührt: Als die „Ehrlich Brothers“ inmitten einer Traube von Kindern aus dem Publikum den Floh Klitzeklino einen Dreifachsalto in ein Zahnputzglas springen lassen. Vielleicht weil sich die Kinder über diese winzige Illusion so aufrichtig freuen können. Aber weil der 3000. Besucher in der letzten Reihe der Saarlandhalle sich wohl fragen würde, warum er ein stolzes Sümmchen ausgegeben hat, wenn er die Zauberei nur auf den Riesenleinwänden sehen kann, muss wieder was Großes her. Was richtig Großes. Ein Monstertruck, der aus dem Nichts auftaucht, zum Beispiel.

Bei ihrer Show „Faszination“ haben die „Ehrlich Brothers“ am Donnerstag (und zwei weiteren Vorführungen am Freitag) ein sprichwörtliches Feuerwerk abgefackelt, mit Flammenwerfern, Funkensprühern, Rauch und Lärm. Und dabei die ganze Bandbreite der Magie abgeklappert: vom klassischen Seiltrick, den wahrscheinlich schon Zauberer vor 100 Jahren aufgeführt haben, bis hin zu abgesägten Beinen und schwebenden Jungfrauen.

Gefühlt ist das halbe Saarland in die ausverkaufte Show gekommen, was man schon merkt, bevor das Ganze überhaupt losgeht. Wer nicht anderthalb Stunden früher da ist, kann sich glücklich schätzen, wenn er noch einen Parkplatz nahe der Autobahn-Auffahrt findet.

Die Witze, die die Zeit zwischen den Zauberstücken überbrücken, sind eher lau („Woher hast du die Streckbank?“ „Von Ebay.“ „Wer verkauft sowas?“ „Dirk Nowitzki.“). Die Zuschauer sind weite Teile des Abends damit beschäftigt, sich wegzuducken, denn für nahezu jede Nummer holen sich die Magier Assistenten aus dem Publikum. Nicht alle lassen sich vor 3000 Leuten gerne verzaubern. Nur für die Nummer, bei der sich ein 10-Euro-Schein wundersamerweise in 50 Euro verwandelt, finden sich mehr als genug Freiwillige. Der jüngere der Magier-Brüder wechselt sein Outfit häufiger als Heidi Klum in einem GNTM-Finale, beweist dabei aber ebenso wenig Geschmack („Du siehst aus wie eine verpackte Rocher-Kugel.“).

Wer zwischendurch vergisst, wo er eigentlich ist, wird durch Einspieler, die „Ehrlich Brother­s“-Lederarmbänder, „Ehrlich Brothers“-Mini-Lkws und „Ehrlich Brothers“-Saunatücher anpreisen, daran erinnert. Die kann man praktischerweise in der Pause direkt am Fan-Stand im Foyer kaufen, wo sich eine beachtliche Schlange bildet. Nicht so lang wie die Schlange am Getränkestand natürlich. Aber wer gehofft hat, sich den Abend mit einem „Ehrlich Brothers“-Plastikbecher voll Bier (noch) vergnüglicher zu gestalten, wird enttäuscht. „Bier ist aus. Probleme mit dem Zapfhahn.“

Nach der Pause gehen die Kalauer nahtlos in Kitsch über, wenn der Ältere des Duos über den manchmal tristen Alltag mit seiner Frau reimt, mit der er doch viel lieber Sonnenuntergänge erleben würde, während er irgendwas mit grauen Rechtecken (Alltag) und bunten Rechtecken (Sonnenuntergang) zaubert. Und zwischendurch dann diese echt beeindruckenden Nummern, in denen die Brüder sieben Schwiegermütter aus dem Publikum verschwinden und am anderen Ende der Halle wieder auftauchen lassen. Wahnsinn.

Ein bisschen fühlt man sich an das gute, alte „Wetten, dass...?“ erinnert: geschmacklose Anzüge, fragwürdige Frisuren, flache Gags und ein paar Nummern, die einen echt in Staunen versetzen. Am Ende wird noch schnell ein Werbeblock eingeschoben für irgendeine noch spektakulärere Show in Stuttgart, dann ist der Abend vorbei. Die 3000 Zuschauer machen sich auf den Heimweg, einige mit Tüten voller T-Shirts, Schlüsselanhänger und Zauberkästen unterm Arm. Um den Abend zuhause nachzuzaubern. Ohne Monstertruck. Aber vielleicht in der Hoffnung, die Schwiegermutter verschwinden zu lassen.

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