Wo Kinder kleine Tiger werden

Riegelsberg. Der Circus Oriental nennt sich mit Fug und Recht der größte Zirkus der Welt. Denn wenn Zirkusdirektor Reiner Wecker zur Galavorstellung lädt, wirken komplette Schulen mit. Das Zirkusprojekt läuft jeweils über eine Woche. So wurde von Montag bis Freitag die komplette Grundschule Lindenschule zum Artistenlager umfunktioniert

Riegelsberg. Der Circus Oriental nennt sich mit Fug und Recht der größte Zirkus der Welt. Denn wenn Zirkusdirektor Reiner Wecker zur Galavorstellung lädt, wirken komplette Schulen mit. Das Zirkusprojekt läuft jeweils über eine Woche. So wurde von Montag bis Freitag die komplette Grundschule Lindenschule zum Artistenlager umfunktioniert. Kurzerhand erklärte die 139 Kinder zu Akrobaten, machte die Lehrererinnen zu Trainerinnen und funktionierte sämtliche Klassenräume und die Turnhalle zu Proberäumen um. Der Lehrerparkplatz wurde kurzerhand gekapert, denn schließlich gehört ein kleines Zirkuszelt mit kreisrunder Manege und allem Drum und Dran dazu. So oder so ähnlich wird es in der nächsten Woche bei der Grundschule Hilschbach-Walpershofen zugehen.

Das Zirkuszelt ist echt. Schließlich war der Circus Oriental früher mal ein richtiger Zirkus. Heidi Fletter und Angela Feix vom Oriental-Team entstammen einer alten Zirkusfamilie. Des Weiteren gehört der Sozialpädagoge Thomas Wecker zur Truppe. Als echte tierische Akteure mischen Hunde, Tauben und Ziegen mit. Die Tigerrollen werden von Kindern gespielt. Ganz "schön mutig" müsse man dafür sein, sagte Manuel (sieben). Schließlich soll er als Tiger per Purzelbaum durch einen brennenden Reifen. "Autsch- auch das Nagelbrett ist eindeutig echt. Seiltänzerinnen, Schlangenbeschwörer und 16 superstarke Männer probten gestern im Zirkuszelt. Leon, Dardan, Hendrik, Antonio, Stefan und Jonas gehören zu dieser Männerriege, und sie stemmen Gewichte zwischen sage und schreibe 12,5 bis 37,5 Kilo. Das individuelle Ziel der Zirkuswoche sei, erläutert Reiner Wecker, das charakterliche Wachsen. Dominante Kinder könne man in ihre Grenzen verweisen und schwächere hochziehen. Wichtig ist auch das kollektive Ziel, die klassenübergreifende Teamarbeit. Reiner Wecker, Jahrgang 1945, schwärmte schon als Kind für den Zirkus. Sein Vater sei Bahnmeister in St. Wendel gewesen, und damals sei dort immer der komplette Zirkus auf- und abgeladen worden. Allerdings wurde er nicht Artist, sondern studierte Germanistik. Als Professor in Süd-Korea motivierte er seine Studenten übers Theaterspiel zum Deutschlernen und konzipierte Projekte für Kindergartenkinder. Da stellte er fest, dass alles nur funktioniert, "wenn man auf Augenhöhe geht, mit Kopf und Herz dabei ist". All diese Erfahrungen lässt Reiner Wecker seit 15 Jahren in seine mobile Bildungsanstalt, den Circus Oriental, einfließen. 1999 gastierte er schon mal in der Lindenschule. Besonders freut er sich, wenn ihm Artisten von damals, die jetzt die Gesamtschule besuchen, zuwinken.

Das Projekt wird von der Schule, dem Förderverein, der Gemeinde, dem Regionalverband und dem Landesjugendamt gefördert. Die Lindenschul-Vorstellung beginnt heute um 14 Uhr. Die Vorstellung der Grundschule Hilschbach-Walpershofen findet am nächsten Samstag, 21. Juni, 14 Uhr, an der Kirche St. Elisabeth statt.

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