Wo der Blues auf Rock und Jazz trifft

Altstadt. Bodenständiger Blues, rasanter Rock, schwermütige Balladen und dazu auch noch Free-Jazz, bei dem trotz aller Improvisationen der melodische Faden nicht abhanden kam: Musik querbeet war also angesagt im Altstadter Kunst- und Kulturzentrum "Kunststall", das gleich über ein ganzes Wochenende hinweg Schau- und Hörplatz von Konzerten verschiedener Stilrichtungen war

 Einen Parforceritt durch ein halbes Jahrhundert Rockgeschichte unternahm "Seventh Sunrise" im Altstadt Kunststall, Andreas Vogel sang auch sehenswert. Foto: Martin Baus

Einen Parforceritt durch ein halbes Jahrhundert Rockgeschichte unternahm "Seventh Sunrise" im Altstadt Kunststall, Andreas Vogel sang auch sehenswert. Foto: Martin Baus

Altstadt. Bodenständiger Blues, rasanter Rock, schwermütige Balladen und dazu auch noch Free-Jazz, bei dem trotz aller Improvisationen der melodische Faden nicht abhanden kam: Musik querbeet war also angesagt im Altstadter Kunst- und Kulturzentrum "Kunststall", das gleich über ein ganzes Wochenende hinweg Schau- und Hörplatz von Konzerten verschiedener Stilrichtungen war. Heimspiel hatte die Formation "Seventh Sunrise", die im alten Altstadter Schulhaus regelmäßig ihre Proben abhält, während die Mitglieder des "Christof Thewes Undertone Project" schon eine weitere Anreise in Kauf zu nehmen hatten.Das Quartett des Jazzers mit der Posaune brachte eigentlich ein ziemlich landläufiges Instrumentarium zum Einsatz. Mit Schlagzeug, Percussion, Saxofon und Klarinette, Bass, Mandoline und eben Posaune ging es bisweilen aber ziemlich schräg und abseitig zur Sache, wie auch schon die Titel der neuen CD verrieten: "Die Zechbuddhistengesänge", "Am Pils der Zeit", "Concerto grosso für mandolini gigantos und ensemble minimalissimo Amen" oder "Im Blues ein Fuß" waren zwar keine einfache Kost, kamen dann aber doch nicht so abstrakt und ungereimt daher, wie man es hätte vermuten können. Dem Bandleader gelang es, seine Mitspieler Martin Schmidt, Hartmut Oßwald und Dirk Peter Kölsch derart herauszufordern, dass mit viel Spaß und Engagement bei allen atonalen Elementen eine harmonische Grundsubstanz erhalten blieb.

Ganz anders zur Sache gingen hingegen "Seventh Sunrise". Ihr Auftritt war ein Parforceritt durch bald ein halbes Jahrhundert Rockgeschichte, Coverversionen berühmter Hits machen ihr Repertoire aus, wobei die alten Ohrwürmer und Gassenhauer ganz eigen interpretiert und allenfalls angelehnt an die Originale war. "Come together" beispielsweise aus der Endzeit der Beatles geriet im Kunststall zu einem Blues, dem - wie es sich für diese Stilrichtung gehört -, kein depressives Element fehlte. "Seven days" von Bob Dylan wurde á la Wolfgang Niedecken mit den dröhnend-dominierenden Drums von Klaus König inszeniert, während Sänger Andreas Vogel sich eher an der Version des Stones-Gitarristen Ron Wood orientierte und dann natürlich auch wie dieser höchst agil über die Bühne fegte.

Die übrigen Bandmitglieder Klaus Fess (Leadgitarre), Franz Jost (Bass), Joe Schindelhauer-Deutscher (Rhythmusgitarre), Thomas Welsch (Keyboard) und Fabian Weingart (Saxofon) schienen hingegen als Felsen in der Brandung: Stoischen Statuen ähnlich und allenfalls mit einem Fuß wippend, unternahm das Septett einen ausgedehnten Streifzug durch die Walhalla legendärer Songs mit unbestreitbarem Kultstatus. Nach "Lucky Man" (Emerson, Lake & Palmer), "Riders on the storm" (Doors) oder "Tush" (ZZ Top) kamen die sieben "Sunriser" um eine Reihe Zugaben nicht herum.

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