Wird Lummerschied „abgehängt“?

Kutzhof · Die Heusweiler Verwaltung will sparen und den Pachtvertrag für die kaum genutzte Totenkapelle in Lummerschied kündigen. Der Kutzhofer Ortsrat empfindet dies als Affront und sieht den Ortsteil auch in anderen Bereichen als benachteiligt an.

Will die Heusweiler Gemeindeverwaltung Lummerschied "abhängen", wie es der Kutzhofer Ortsrat in seiner jüngsten Sitzung formulierte? Die Ratsmitglieder äußerten jedenfalls die Vermutung, dass die Verwaltung nichts mehr für Lummerschied tun will und dort kein Geld mehr investiere. Aufhänger war die Totenkapelle in Lummerschied. Dafür bezahlt die Gemeinde Heusweiler jährlich Miete an die katholische Kirchengemeinde in Höhe von 1533,88 Euro. Hinzu kommen Reinigungskosten - jährlich 1629,88 Euro.

Beisetzungen, so die Verwaltung, gibt es in Lummerschied höchstens sieben pro Jahr. Bei einer Nutzungsgebühr von 240 Euro pro Beisetzung nimmt die Gemeinde jährlich also höchstens 1680 Euro ein. Allerdings wird die Halle bei Urnenbestattungen nicht genutzt, somit gibt es dann auch kein Geld für die Gemeinde. Auch bei evangelischen Bestattungen gibt es kein Geld, weil die Halle dann ebenfalls nicht genutzt wird. Unterm Strich hat die Gemeinde deshalb in den vergangenen Jahren bei der Totenkapelle draufgelegt und lediglich Gebühren in Höhe von 240 bis maximal 960 Euro pro Jahr eingenommen. Deshalb schlug die Verwaltung dem Kutzhofer Ortsrat vor, einer Auflösung des Mietvertrages zuzustimmen. Dies lehnte der Ortsrat jedoch vehement ab. "Hinter dieser Geschichte steckt eine unheimliche Brisanz. Die Leute in Lummerschied fühlen sich brüskiert und von der Gemeinde abgehängt", sagte Hans-Josef Seekatz (CDU).

Kein Dorfkrug mehr

Den Eindruck des "Abgehängtwerdens" begründete Seekatz damit, dass die Verwaltung nicht nur die Totenkapelle nicht mehr anmieten will, sondern auch die Wiederherstellung einer Treppe zwischen Gartenstraße und Sportplatz abgelehnt habe und den Dorfkrug - das einzige Gasthaus des Ortsteils - nicht mehr renovieren wolle. Deshalb habe die Gaststätte jetzt auch geschlossen werden müssen. Und auf dem Friedhof, so Seekatz, wolle die Gemeinde keine neuen Grabarten mehr zulassen, weil dieser Friedhof "auslaufen" soll (Bericht folgt).

Auch Wolfgang Pfeffer (CDU) schimpfte auf die Verwaltung: "Ja, man versucht Lummerschied abzuhängen. Die Sache mit der Totenkapelle und mit dem Dorfkrug beweisen das." Hans Georg Müller (SPD) wirkte fast schon resigniert: "Wir regen uns vergeblich auf. Laut Geschäftsordnung ist der Bürgermeister ermächtigt, bei Abschluss von Pacht-, Miet- und Nutzungsverträgen mit einer Laufzeit von zehn Jahren - wie hier bei der Totenkapelle in Lummerschied - selbstständig zu entscheiden. Wir können also beschließen, was wir wollen, der Bürgermeister kann den Mietvertrag trotzdem kündigen." Seekatz flüchtete sich in Sarkasmus: "Das ist ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit der Ortsräte. Viele Leute sind sowieso der Meinung, wir dürfen nur entscheiden, ob‘s beim Seniorennachmittag Krimmel- oder Käsekuchen gibt."

Gabriele André-Schmidt (SPD) appellierte an die Verwaltung, aus Pietätsgründen den Mietvertrag nicht zu kündigen. Und Katharina Monz-Schwarz (Die Linke) schlug vor, dass die Verwaltung mit der Kirchengemeinde über eine Halbierung der Mietgebühr verhandeln solle. Diesem Vorschlag stimmte der Ortsrat einstimmig zu und sprach sich zudem einstimmig gegen die Kündigung des Mietvertrages aus.

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