"Wir haben es geschafft, uns und andere zu bilden"Ministerin und Abgeordnete gehören zu den Mitgliedern

Saarbrücken. Einzig ein Banner zierte die Wand hinter der Bühne im Jugendzentrum Försterstraße in Saarbrücken. "Die Welt ist keine Ware" war darauf zu lesen - ein konsumkritisches Statement von Attac

Saarbrücken. Einzig ein Banner zierte die Wand hinter der Bühne im Jugendzentrum Försterstraße in Saarbrücken. "Die Welt ist keine Ware" war darauf zu lesen - ein konsumkritisches Statement von Attac. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac Saar hatte anlässlich seines zehnjähriges Bestehens am Donnerstagabend zu einem "Geburtstagsempfang" Attac-Anhänger aus dem ganzen Bundesgebiet sowie Vertreter befreundeter Organisationen nach Saarbrücken eingeladen. Rund 100 Gäste feierten in der Saarbrücker Jugendeinrichtung. 1998 wurde in Frankreich das Netzwerk gegründet.Attac Saar-Sprecher Thomas Schulz unterstrich, dass das Netzwerk "über zehn Jahre eine tolle Bildungsarbeit" geleistet habe. "Wir haben es geschafft, uns und andere zu bilden, und das ist deutlich mehr als die ARD-Talkshows von sich behaupten können", so Schulz. Im Vorfeld der Jubiläumsveranstaltung habe sich Attac Saar bewusst dagegen entschieden, alle Parteien einzuladen. "Attac hat schon immer Akzente gesetzt - das ist uns wichtig", erklärte Schulz.

Erster Gratulant war der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion Saar, Heinz Bierbaum. "Attac steht dafür, dass wir eine Politik brauchen, die gegen die Diktatur der Finanzmärkte steht", so Bierbaum. Der Landespolitiker mahnte, dass sich "ohne eine breite, soziale Bewegung" die gegenwärtige Politik nicht verändern werde. Attac sei nach Ansicht Bierbaums eine breit auf gestellte soziale Bewegung. Hans Wolf, Vorstandsmitglied der Aktion 3. Welt Saar, sagte, Attac Saar gehöre nach zehn Jahren Bestehen "zum Establishment". In den vergangenen zehn Jahren haben die Aktion 3. Welt Saar und Attac Saar oft zusammengearbeitet. Auch in Zukunft wolle man diese Kooperation aufrecht erhalten, wie Wolf betonte. An diesem Wochenende plant Attac Medienberichten zufolge in Saarbrücken seine zukünftige Ausrichtung in Deutschland festzulegen. Beim bundesweiten "Herbstratschlag" soll unter anderem über einen Antrag zum weiteren Vorgehen bei den Protesten gegen die Auswüchse der Finanzmärkte beraten werden, wie eine Attac-Sprecherin mitteilte. Im Fokus des dreitägigen Treffens stehen Wahlen zum Koordinierungskreis und zum Rat sowie Beratungen über den Finanzhaushalt. Zwischen 150 und 200 Teilnehmer werden im Gymnasium am Rotenbühl erwartet. Saarbrücken. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac Saar wurde am 27. Oktober 2001 gegründet. Auslöser dafür war ein Vortrag des französischen Bauernführers und Attac-Mitglieds José Bové in der Saarbrücker Johanneskirche im Juni 2001.

Höhepunkte der Attac Saar-Geschichte sind unter anderem die Protestaktion gegen die unfairen Arbeitsbedingungen von Discounterketten im Dezember 2005 auf dem Dach eines Lidl-Marktes in Saarbrücken, die Organisation des ersten Attac-Europa-Treffens im August 2008 in Saarbrücken und die Beteiligung an den Entwicklungspolitischen Bildungstagen im Saarland.

Derzeit zählt Attac Saar nach eigenen Angaben rund 650 Mitglieder. Namhafte Attac-Saar-Mitglieder sind Oskar Lafontaine und Heinz Bierbaum (beide Linkspartei), Simone Peter (Grüne), Cornelia Hoffmann-Bethscheider und Eugen Roth (beide SPD). Zudem ist der Saar-Landesvorstand des Deutschen Gewerkschaftbundes Dauermitglied bei Attac. Das Netzwerk ist unter anderem Mitglied im Saarland Sozialgipfel, beim Saarländischen Flüchtlingsrat sowie im Netzwerk Entwicklungspolitik Saar. bera

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort