Wildkameras werden Politikum

Saarbrücken. Die Kamera-Überwachung in saarländischen Wäldern schlägt große Wellen, wird gar zum Politikum. Als "alarmierend" und "äußerst bedenklich" bezeichnen die datenschutzpolitischen Sprecher der Koalition, Tobias Hans (CDU) und Günter Waluga (SPD), den Einsatz der Wildkameras (wir berichteten)

 Über Wildkameras diskutieren nun auch die Politiker. Foto: Jenal

Über Wildkameras diskutieren nun auch die Politiker. Foto: Jenal

Saarbrücken. Die Kamera-Überwachung in saarländischen Wäldern schlägt große Wellen, wird gar zum Politikum. Als "alarmierend" und "äußerst bedenklich" bezeichnen die datenschutzpolitischen Sprecher der Koalition, Tobias Hans (CDU) und Günter Waluga (SPD), den Einsatz der Wildkameras (wir berichteten). "Unser Wald dient als Naherholungsgebiet sowie als Ort der Ruhe und des Rückzugs", sagt Hans. "Im Wald rechnet niemand mit einer kaum wahrzunehmenden Videoüberwachung. Kameras haben dort nichts verloren." Daher wollen die Koalitionsfraktionen das Thema in einer der kommenden Sitzungen des Datenschutz-Ausschusses aufgreifen. Auch die Linksfraktion ist empört. Die Piraten wollen den Kamera-Einsatz "definitiv zum Thema im Landtag machen", heißt es in einer Mitteilung.Landesjägermeister Daniel Hoffmann versucht derweil, die Situation zu beruhigen: Dass es 5000 Wildkameras in den Saar-Wäldern gebe, sei "falsch", erklärt er: "In jedem dritten Jagdrevier kommen eine oder mehrere Kameras zum Einsatz. Es gibt hier rund 400 Reviere." Demnach bewege sich die Anzahl im Hunderter-Bereich. "Außerdem beobachten wir keine Waldwege oder Felder", ergänzt Hoffmann: "Die Kameras kommen nur an jagdlichen Einrichtungen wie Kirrungen für Wildschweine zum Einsatz." Er erklärt: "Wildschweine haben eine feine Nase. Wenn der Jäger auf dem Hochsitz ist, riecht das Wild ihn bei falschem Wind und taucht nicht auf. Wildkameras stellen hingegen keinen Störfaktor dar."

Dennoch begrüßt Hoffmann das öffentliche Aufgreifen des Themas. Die Vereinigung der Jäger des Saarlandes hat einen eigenen Ausschuss für Datenschutz, der "sich schon vor Monaten damit auseinander gesetzt" habe. Das Angebot für ein Gespräch mit Judith Thieser, Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, nehme die Vereinigung an: "Darauf basierend werden wir dann eine Empfehlung für die Jäger abgeben."

Wenn die Waldwege kamerafreie Zone bleiben, sieht auch Umweltministerin Anke Rehlinger (SPD) kein Problem. "Da eine Futterstelle in der Regel in einem abgelegenen Bereich des Jagdreviers eingerichtet wird und nur mit Zustimmung des Waldbesitzers betreten werden darf, dürften sich Waldbesucher hier nicht beeinträchtigt fühlen", sagt sie und ergänzt: "Sollten wir Hinweise erhalten, dass an öffentlichen Wegen und Plätzen Kameras angebracht wurden, werden wir dies selbstverständlich überprüfen." "Wir beobachten keine Waldwege oder Felder."

Landesjägermeister Daniel Hoffmann

Meinung

Schnelle Reaktion

Von SZ-RedakteurOliver Schwambach

Oft genug lassen Politiker sich viel, viel Zeit, Sorgen und Nöte der Bürger ernst zu nehmen. In puncto Wildkameras aber reagiert die Landespolitik erfreulich rasch. So haben die beiden Regierungsparteien, CDU und SPD, angekündigt, den Wildwuchs der Überwachung in den Wäldern durch die Jäger zu prüfen - und wo nötig, zu beschneiden. Dass sich da just CDU-Parlamentarier Tobias Hans so deutlich zu Wort meldet, verdient besonderen Respekt. In einer Partei, in der die Jägerschaft traditionell eine so große Lobby hat, macht er sich damit wohl kaum viele (Partei-)Freunde.

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