Wie wahr ist Wahrnehmung?

Saarbrücken. Geradezu ein Großereignis war die Ouvertüre der Saarbrücker Sommermusik 2008. Die Uraufführung der Performance Cronos reflex in der randvoll besetzten und außen illuminierten Johanneskirche ging in die Annalen des Festivals ein - und das heftig diskutierte Projekt erntete bald auch überregionale Lorbeeren. Beim 20

Saarbrücken. Geradezu ein Großereignis war die Ouvertüre der Saarbrücker Sommermusik 2008. Die Uraufführung der Performance Cronos reflex in der randvoll besetzten und außen illuminierten Johanneskirche ging in die Annalen des Festivals ein - und das heftig diskutierte Projekt erntete bald auch überregionale Lorbeeren. Beim 20. Stuttgarter Theaterpreis gewann die experimentelle Mixtur aus Musik, Tanztheater, Klang und Licht einen Sonderpreis für "herausragende künstlerische Leistung". Erfolge, die zu neuen Taten ermutigen. "Cronos 2 (Labyrinth)" heißt nun die Fortsetzung am Donnerstag, 23. Juli, um 21 Uhr zum Start der Saarbrücker Sommermusik 2009. Um die erhofften Zuschauermassen in der Johanneskirche diesmal so unterzubringen, dass alle alles mitbekommen können, wird das Spektakel am Samstag, 25. Juli, wiederholt. Auch ein zweimaliger Genuss bietet sich durchaus an, verspricht doch Cronos 2 wieder ein "performatives Experiment über Zeit und Raum" mit mancherlei improvisatorischen Freiräumen. Zum 100-jährigen Großstadtjubiläum Saarbrückens steht einmal mehr die "Entstehung der Moderne aus der Unübersichtlichkeit" im Mittelpunkt. "Der Ortskontext Kirchengebäude wird zum Spannungsfeld labyrinthisch verschlungener Wirklichkeitserfahrung in der modernen städtischen Welt", verkünden der Installationskünstler Ingo Bracke, der Choreograf und Tänzer Michael Langeneckert, der Sänger und Lyriker Ralf Peter und der Grafik-Designer und Klangkünstler Bernd Wegener. Gemäß dem neuen Sommermusik-Motto rücken die Cronos-Mannen diesmal Franz Kafka und Arnold Schönberg in den Fokus. Kafka steht für die "Labyrinthisierung von Raum, Zeit und Text"; Schönberg mit seiner Zwölftontechnik für die "Organisation von Zeit". Ziel der Performance sei es, "die Zuverlässigkeit der Wahrnehmung zu hinterfragen", so die Akteure: "Strukturen aus Licht, Körpern, Stimmen und Klängen, Schrift und kryptischer Erscheinung schwingen miteinander und gegeneinander." Oberstes Gebot war und ist dabei "das gleichberechtigte Erarbeiten des Stückes durch alle Beteiligten". Weil es keinen Regisseur gibt, sei es auch ein Werk über Kommunikation - werde doch "im Ensemble ohne ,Dompteur' die zwischenmenschliche Verständigung eingeübt". Ähnlich wie im vergangenen Jahr ist zurzeit wieder an der Fassade der Johanneskirche eine Lichtinstallation von Ingo Bracke zu bestaunen. Start der Sommermusik 2009: Donnerstag, 23., und Samstag, 25. Juli, 21 Uhr mit Cronos 2 in der Johanneskirche. Der Eintritt ist frei.

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