Seniorensicherheitsberater Wie sich Senioren gegen Gauner schützen

Saarlouis · Sicherheitsberater informieren über neue Betrugsmaschen und helfen der älteren Generation.

 Gerhard  Stuhlsatz

Gerhard Stuhlsatz

Foto: Nina Drokur

„Oma, ich bin’s. Kannst du mir Geld leihen?“ So oder ähnlich melden sich die listigen Betrüger am Telefon. Der Enkeltrick ist einer der bekanntesten Tricks, und dennoch funktioniert er immer wieder. „Allein in den vergangenen zwei Monaten sind uns 22 Versuche bekannt, ein Mal waren die Schwindler erfolgreich“, sagt Gerhard Stuhlsatz, Seniorensicherheitsberater im Landkreis Saarlouis. In seinem Heimatort Saarwellingen setzt sich der 69-Jährige seit Jahren ehrenamtlich dafür ein, Senioren für solche Fallen und andere Gaunereien zu sensibilisieren. Seine Einsatzgebiete sind vielfältig. Trickbetrügereien an der Haustür, im Internet oder Taschendiebstähle gehören genauso dazu wie die Gefahren im Straßenverkehr. „Viele wissen zum Beispiel nicht, dass eine sogenannte Querungshilfe kein Zebrastreifen ist. Autos müssen dort nicht anhalten“, sagt er.

„Die Seniorensicherheitsberater sind das Bindeglied zwischen Bürger, Verwaltung und Polizei“, erläutert der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (SPD). Die Polizei gibt die neusten Ganoventricks an die Sicherheitsberater weiter und diese informieren dann in Vorträgen, in den Medien oder bei privaten Besuchen die Bürger. 20 Berater sind im Landkreis Saarlouis tätig, sie decken elf der 13 Städte und Gemeinden ab. „Einzig in Überherrn und Schmelz suchen wir noch Berater“, sagt Lauer. Andere Kreise seien weniger gut besetzt. Die Organisatoren legen viel Wert darauf, dass die Ehrenamtlichen in ihren Wohnorten tätig sind, dort, wo sie bekannt sind. Ein Großteil der Helfer hat bereits das Rentenalter erreicht. „Das liegt vor allem an der Zeit“, sagt Lauer. Das hohe Alter der Berater weiß er zu schätzen: „Viele unserer Sicherheitsberater waren früher bei der Polizei oder gut ausgebildete Handwerker. Sie können also auf langjährige Erfahrung zurückgreifen und Tipps geben, wie man sich beispielsweise vor Einbrüchen schützt.“

Was ist nach Meinung der Sicherheitsberater die wichtigste Regel? „Vor dem Verlassen der Wohnung oder des Hauses die Fenster und Türen zu verschließen“, meint Stuhlsatz. Ein gekipptes Fenster sei eine Einladung für Einbrecher. „Und nie alleine zum Geldautomaten gehen“, fügt sein Kollege aus Saarlouis, Günter Engelbrecht, hinzu. „Am besten einen der Bankangestellten um Hilfe bitten.“ Viel zu oft würde ahnungslosen Senioren aufgelauert. Angst machen oder Misstrauen schüren möchten die beiden Sicherheitsberater aber nicht. „Die Menschen sollen nur aufmerksamer sein und nicht leichtfertig“, sagt Christine Ney von der Leitstelle „älter werden“, an die die Seniorensicherheitsberater in Saarlouis gekoppelt sind.

„Unsere Seniorensicherheitsberater sind keine Laien“, sagt Landrat Lauer. Eine vier- bis fünftägige Ausbildung sei Pflicht. „Polizeibeamte referieren dort nicht nur über bekannte Gefahren, sondern präsentieren auch Fallbeispiele“, sagt Stuhlsatz. Dabei sollen den angehenden Sicherheitsberatern vor allem vermittelt werden, wie sie ihr Wissen am besten an die Senioren weitergeben. Auch hier gilt die Devise: Keine Angst machen, aber deutlich auf mögliche Gefahren hinweisen. Zwischen Aufklärung und Angst istt jedoch nur ein schmaler Grat, folgt man den Erzählungen über Einbrüche und Überfälle von Stuhlsatz und Engelbrecht. An einen Fall erinnert sich Stuhlsatz noch genau: „Einer gläubigen Frau wurde von einer Zigeunerin der Tod prophezeit, sie sollte alle ihre Wertgegenstände in einem Tuch vorbeibringen und segnen lassen“, fasst Engelbrecht die Tat zusammen, die sich 2010 in Saarlouis abspielte. „Die haben das Tuch ausgetauscht. Die Frau hatte nur noch Dreck“, sagt Stuhlsatz kopfschüttelnd. „Unsere Arbeit ist wichtig und hört nie auf, es gibt immer neue Senioren und immer neue Betrügereien.“ Wichtig ist: „Aus Sicherheitsgründen besuchen die Seniorensicherheitsberater niemanden unaufgefordert. Die Bürger müssen sich zuerst mit den Beratern in Verbindung setzen.“

 Günter  Engelbrecht

Günter Engelbrecht

Foto: SZ/Nina Drokur
 Betrüger versuchen oft, an der Haustür Senioren um ihr Erspartes zu bringen.

Betrüger versuchen oft, an der Haustür Senioren um ihr Erspartes zu bringen.

Foto: gms/Jens Schierenbeck

Ein neuer Kurs für Seniorensicherheitsberater beginnt am Mittwoch, 4. Oktober, und dauert vier Tage. Die Ausbildung ist kostenlos und findet in der Aula des Landespolizeipräsidiums in der Mainzer Straße 134 in Saarbrücken statt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Weitere Infos unter Tel. (0 68 31) 44 42 26.

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