Serie „Woran glaubst Du?“ Wie sich nichtgläubige Gemeinschaften organisieren

Saarbrücken · Die meisten gläubigen Menschen gehören einer Organisation wie einer Kirche an; sie treffen sich zum gemeinsamen Gottesdienst oder zu religiösen Feiern. Wie ist das aber mit Menschen, die nicht an einen Gott glauben, die also keine Religion haben? Wie sind diese organisiert, sofern sie das Bedürfnis dazu haben? Immerhin sind konfessionslose Menschen in Deutschland mittlerweile gegenüber Katholiken oder Protestanten in der Mehrzahl. Sie bezeichnen sich aber nicht alle als atheistisch – an Gott glauben kann man schließlich auch ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.

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Foto: SZ/Astrid Mueller

Die meisten gläubigen Menschen gehören einer Organisation wie einer Kirche an; sie treffen sich zum gemeinsamen Gottesdienst oder zu religiösen Feiern. Wie ist das aber mit Menschen, die nicht an einen Gott glauben, die also keine Religion haben? Wie sind diese organisiert, sofern sie das Bedürfnis dazu haben? Immerhin sind konfessionslose Menschen in Deutschland mittlerweile gegenüber Katholiken oder Protestanten in der Mehrzahl. Sie bezeichnen sich aber nicht alle als atheistisch – an Gott glauben kann man schließlich auch ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. 

Die meisten Atheisten sind nicht in einer entsprechenden Vereinigung engagiert. In Deutschland gibt es nur eine nennenswerte Organisation, die das Wort „atheistisch“ in sich trägt, nämlich der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). Dessen Sprecher Rainer Ponitka erklärt die Notwendigkeit dieser Gruppierung damit, dass Kirchen in Deutschland immer noch viele Sonderrechte genössen wie etwa das kirchliche Sonderarbeitsrecht. Weitere Ziele von IBKA sind die Abschaffung des Religionsunterrichts, das Ende des automatischen Einzugs der Kirchensteuer oder das Verbot der Beschneidung von Kindern aus religiösen Gründen. Der Bund wurde 1976 gegründet und zählt laut Ponitka zwischen 1000 und 1100 Mitglieder. Aktivitäten sind die Ausrichtung von Diskussionsveranstaltungen, Tagungen oder die alljährliche Verleihung des IBKA-Preises „Sapio“. In diesem Jahr ging dieser an den türkischen Atheistenverein Ateizm Derneği, der sich in der Türkei zunehmenden Repressalien ausgesetzt sieht. „In der Türkei ist es momentan schwierig, weil Erdogan alle für Terroristen erklärt, die nicht glauben“, sagt Ponitka. Der IBKA unterstützt die Aktion „Das elfte Gebot“, bei der eine Moses-Figur eine Tafel hochhält mit der Inschrift „Du sollst deinen Kirchentag selber zahlen“. Zuletzt war die Figur am Rande des Kirchentags in Berlin zu sehen – der Protest richtet sich gegen die Unterstützung von Kirchentagen durch Steuergelder.  Ebenfalls an dieser Aktion beteiligt war die Giordano Bruno-Stiftung (GBS), die Schnittmengen mit dem IBKA besitzt. Allerdings vermeidet sie den Begriff „atheistisch“. Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erklärt: „Man kann Atheismus auch mit einer menschenverachtenden Ideologie wie dem Stalinismus verbinden; wir betrachten uns als Humanisten.“ Die Ziele der Stiftung bestehen darin, den Humanismus und die Aufklärung zu stärken. „Wir kritisieren Religionen da, wo sie nachweislich ‚fake news‘ behaupten und wo sie die Selbstbestimmungsrechte des einzelnen negieren“, meint Schmidt-Salomon. Als Stiftung hat die GBS keine Mitglieder, aber einen Förderkreis, dem laut des Vorstandssprechers 8000 Menschen angehören. Namhafte Unterstützer sind der Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, Kinderbuchautor Janosch sowie die Politikerin Ingrid Matthäus-Maier (SPD). Die GBS verleiht unter anderem den Deschner-Preis: Mit ihm werden Personen oder Institutionen geehrt, die sich in herausragender Weise auf dem Gebiet der Religions- und Ideologiekritik engagiert haben. Letztes Jahr bekamen ihn der inhaftierte saudi-arabische Blogger Raif Badawi und seine Ehefrau.

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