Wie mit Saarwasser Kunst entsteht

Saarbrücken. Die zwei auf zwei Meter große Bodenplatte im Hof des Saarländischen Landtags scheint ein Puzzle aus 25 Bleiplatten mit unterschiedlichen Mustern zu sein. In vielfältigen Grauschattierungen, in Weiß- und Rosatönen hat die Witterung ihre Spuren auf ihnen hinterlassen und ein ästhetisches Ganzes geschaffen

Saarbrücken. Die zwei auf zwei Meter große Bodenplatte im Hof des Saarländischen Landtags scheint ein Puzzle aus 25 Bleiplatten mit unterschiedlichen Mustern zu sein. In vielfältigen Grauschattierungen, in Weiß- und Rosatönen hat die Witterung ihre Spuren auf ihnen hinterlassen und ein ästhetisches Ganzes geschaffen. Doch die bleierne Fährte führt nicht nur zu Wind und Wetter, sondern auch zum Ausstellungsort an sich. "Land" und "Saar" prägen sich durch das Blei dreier Platten, während andere reliefierte Muster zeigen, die sich zu architektonischen Strukturen zurückverfolgen lassen. Nach und nach outen sich die Platten als Reliefs, die die 1950 in Saarlouis geborene Magdalena Grandmontagne an den unterschiedlichsten Stellen im, am und um das Landtagsgebäude dem Blei einverleibt hat - eine anstrengende Arbeit, bei der Hammer und Körperkraft gefragt sind. Doch die zierliche Absolventin der französischen Kunstschule in Nizza scheut keine Mühe, denn die Spurenkonservierung mit Blei begeistert sie ebenso wie die Radierung - und das seit vielen Jahren.Im Foyer dann zeigt die experimentierfreudige Künstlerin "Himmelsscheiben" genannte Bleischeiben, die über mehrere Monate den Naturkräften ausgesetzt waren, um anschließend mit mineralischen Pigmenten überarbeitet zu werden. Eine Art Gegenpol zu ihrer dichten, irdischen Substanzialität bilden die ausgestellten Radierungen. Sie setzen mit ihren stakkatoartig über das Blatt tänzelnden Sprenkeln leichte, fast schwebende Akzente und suggerieren eine ähnlich große Bewegtheit wie die aus perforierten, mit Ölfarbe bemalten und mit Ritzzeichnungen kombinierten Gummifolien, die einst als Zielscheiben dienten.

Doch auch hier spannt sie erneut den Bogen zum Ort: "Sources" nennt sie fünf beeindruckende Bleistreifen, die dem Saarwasser ausgesetzt waren und nun Pegelstände und unterschiedliche Gesteinsschichten assoziieren. Geschickt unter kleinen Fensteröffnungen platziert sind sie wie geschaffen für diesen Raum und materialisieren jenen Ortsbezug, der den Kuratoren Christoph M. Frisch und Armin Schmitt so wichtig ist. qb

Kunst im Landtag. Magdalena Grandmontagne - "Palimpsest". Landtag des Saarlandes, Franz-Josef-Röder-Straße 17. Bis zum 8. Juni. Mo-Do 8-17 Uhr, Fr 8-13 Uhr. Finissage mit Künstlergespräch am 8. Juni, 15 Uhr.

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