Wie ein Schwede die Region prägte

Zweibrücken. Der Mann ist eine unentdeckte Größe, seine Wirkungszeit fällt zusammen mit einer blühenden Epoche. Das ist ein prachtvolles Ausstellungsthema für ein Stadtmuseum, das sich den Spezialitäten der saar-pfälzischen Historie verschrieben hat. Gleichwohl: Diese Sonderausstellung zu Jonas Erikson Sundahl, der 1762 im Alter von 84 Jahren in Zweibrücken starb, ist ein Wagnis

Zweibrücken. Der Mann ist eine unentdeckte Größe, seine Wirkungszeit fällt zusammen mit einer blühenden Epoche. Das ist ein prachtvolles Ausstellungsthema für ein Stadtmuseum, das sich den Spezialitäten der saar-pfälzischen Historie verschrieben hat. Gleichwohl: Diese Sonderausstellung zu Jonas Erikson Sundahl, der 1762 im Alter von 84 Jahren in Zweibrücken starb, ist ein Wagnis. Denn obwohl Sundahl 60 Jahre (!) lang im zunächst schwedisch regierten Herzogtum Pfalz-Zweibrücken lebte und über seinen Schreibtisch jahrzehntelang alle Bauprojekte gingen, ist sein Wirken archivalisch nur marginal dokumentiert. Sogar sein Ölbild-Porträt ging verloren, wird nur in Fotografie gezeigt. Nur zwei Sundahl-Original-Kartenzeichnungen liegen in einer Vitrine. Kurz: Das Thema lässt sich durch Original-Exponate nicht abdecken. Aus dieser Not heraus entwickelte Museumschefin Charlotte Glück-Christmann ihr Konzept: Sie zeigt das, was wir heute noch von Sundahl sehen: sein bauliches Erbe. 13 Gebäude sind Teil der "Barockstraße SaarPfalz", etwa das Tschifflik und das Schloss in Zweibrücken, das Jagdschloss Gustavsburg und die St. Hubertuskapelle in Jägersburg (Homburg), das Edelhaus in Homburg-Schwarzenacker oder das Kloster in Gräfinthal. Dorthin schickte die Museumschefin die Fotofreunde Homburg-Zweibrücken. Sie brachten zum Teil stimmungsvolle Studien mit, auch überraschende, weil der Öffentlichkeit verborgene Ansichten von in Privat-Besitz befindlichen Bauten. So von Schloss Louisenthal in Gutenbrunnen (Wörschweiler) und vom Jagdschloss Dietschweilerhof (Cocheren/Forbach) - idyllisch anmutende Postkartenschönheiten, die jedoch Verfalls-Patina tragen. Man ahnt die (Finanz-)Mühen der Instandhaltung, die diese Barock-Schönheiten ihren Besitzern abverlangen. Zugleich bekommt man Lust auf einen neuerlichen Besuch. Man wird diese Orte anders wahrnehmen, nämlich als Teil einer Blütezeit, die 1697 begann, als die moderne Großmacht Schweden, die auf Grund dynastischer Verflechtungen 1681 in Besitz des Herzogtums gekommen war, die Franzosen aus dem Land warf. Schwedische Beamte, darunter Sundahl, fanden einen durch 100 Jahre Krieg verwüsteten Landstrich in Anarchie vor. Für ihren König sollten sie eine Bestandsaufnahme liefern und für eine gerechte Besteuerung sorgen. So kam es zu einer Innovation, einer umfassenden Landvermessung. Präzise Flurkarten ermöglichten eine Land-Neuverteilung unter den Bauern. Jeder bekam 25 Hektar plus Gemeinschafts-Eigentum. Eine vorbildliche Befriedungsaktion; das Land erholte sich und prosperierte. Projektleiter war Sundahl, der selbst leidenschaftlich gern mit dem Vermessungstisch durch Wald und Flur zog. 200 Verfahren hat er selbst durchgeführt. Unwillig bis zur Missmut ließ er sich zum Bauen verpflichten. Es war nicht sein Metier, er wurde kein Stengel.

Von all dem erzählt die Ausstellung, freilich mit eher unsinnlichen, kargen Mitteln. Ungehoben beispielsweise der Schatz an (Liebes-)Geschichten und Personen, die sich mit Sundahl verknüpfen ließen. Der hohe Verdienst liegt im Sichtbarmachen eines packenden Themas. Und Charme hat das Ganze auch, durch das authentische historische Flair der Räume im schmucken barocken Stadtmuseum.

Auf einen Blick

Zweibrücken war in der Barockzeit eine imposante Residenz- und Gartenstadt, wurde im 2. Weltkrieg aber extrem zerstört. Das Stadtmuseum liegt in der sog. Herzogvorstadt, einer Art Beamtensiedlung Christian IV. Es wurde 2006 dort im stilvoll modernisierten Hofgärtnerhaus (Petrihof) untergebracht und hat die Schwerpunkte Barockzeit und Demokratiegeschichte (Hambacher Fest). Die Ausstellungsfläche beträgt 350 Quadratmeter, die jährliche Besucherzahl liegt bei rund 5000.

Bis 9. Dezember, Herzogstraße 9, Di 10-18 Uhr, Mi-So 14-18 Uhr, Tel. (0 63 32) 87 13 80. ce

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort