Wie die alten Bergleute sangen...

Saarbrücken. Volkslieder sind musikalische Fossilien. In ihnen überleben kulturelle Besonderheiten einer Region, werden Geschichten aus dem Alltag der Menschen konserviert. Anders als Versteinerungen verschwinden diese Lieder jedoch eines Tages. Weil die Menschen sterben, die sie einst sangen, und niemand die Melodien und Texte notierte

Saarbrücken. Volkslieder sind musikalische Fossilien. In ihnen überleben kulturelle Besonderheiten einer Region, werden Geschichten aus dem Alltag der Menschen konserviert. Anders als Versteinerungen verschwinden diese Lieder jedoch eines Tages. Weil die Menschen sterben, die sie einst sangen, und niemand die Melodien und Texte notierte. "Damit sie nicht verloren gehen - Singtraditionen in der Steiermark", so heißt ein Dokumentarfilm des Saarbrücker Filmemachers Sebastian Voltmer (Foto: Iris Maurer), der am kommenden Montag im Kino Achteinhalb erstmals gezeigt wird. Entstanden ist die 30-minütige Reportage von 2005 bis 2007 während eines musikwissenschaftlichen Feldforschungsprojektes in der österreichischen Steiermark. Unter der Leitung des Musikethnologen Ulrich Brenner besuchten Studenten der Universitäten Graz und Saarbrücken alte Menschen in der Steiermark und ließen sich von ihnen fast schon vergessene Weisen vorsingen. Mit dabei waren auch zwei Lehrbeauftragte der Saarbrücker Uni, die Musikwissenschaftler Rainer Schmusch und Ulrike Voltmer, die Mutter des Filmemachers Sebastian Voltmer. Ulrike Voltmer war es, die ihren Sohn auf die Idee brachte, das Forschungsprojekt mit der Kamera zu begleiten. Sebastian Voltmer aber filmte nicht nur. Er beteiligte sich auch selbst an der Arbeit der Wissenschaftler: "Wir haben uns in Gruppen aufgeteilt und sind von Haus zu Haus gegangen, um uns von betagen Bergbauern und ehemaligen Bergleuten alte Lieder vorsingen zu lassen", erzählt Sebastian Voltmer. Später glichen die Projektteilnehmer den zusammengetragenen Liederschatz mit den Volksliedarchiven in Graz und Freiburg ab. Dabei zeigte sich, dass das österreichisch-saarländische Forscherteam 60 fast vergessene Lieder ausfindig gemacht hatte. Dass sich Sebastian Voltmer als Filmemacher an einem musikwissenschaftlichen Projekt beteiligt, verwundert allenfalls jene, die den vielseitigen 26-Jährigen noch nicht kennen. Denn Voltmer, der zurzeit sein Studium an der Kunsthochschule Kassel abschließt, beschäftigte sich nicht nur seit seiner Kindheit intensiv mit Astrologie und veröffentlichte seine "Astrofotografien" in zahlreichen namhaften Zeitschriften, sondern ist auch musikalisch kein unbeschriebenes Blatt. Er vertont nicht nur seine Filme selbst, sondern komponiert auch Filmmusiken für andere. Die Musik spielte schon in Sebastian Voltmers Filmerstling "Das Gesicht des Mondes" eine wichtige Rolle. Der Film des damals 18-Jährigen wurde 1999 bei dem Landshuter Offenen Wettbewerb für Filmemacher unter 24 Jahren mit dem "Filmpreis für eine besondere Vertonung" ausgezeichnet. rae Filmpremiere mit Musik: Montag, 10. November, 20 Uhr, "Kino achteinhalb", Nauwieser Straße 19. Unbekannte saarländische Weisen trägt die saarländische Volksliedsammlerin Gerda Schulien vor.

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