Wie aus Gille(s) ein Schill wurde

Wie sind unsere Familiennamen entstanden? Dieser Frage widmet sich Namensforscher Wolfgang Reget. Für die SZ geht er der Herkunft von Familiennamen auf den Grund, heute dem Namen von den SZ-Lesern Agathe und Ewald Schill aus Merzig. Personen mit dem Familiennamen Schill sind fast überall in Deutschland anzutreffen

Wie sind unsere Familiennamen entstanden? Dieser Frage widmet sich Namensforscher Wolfgang Reget. Für die SZ geht er der Herkunft von Familiennamen auf den Grund, heute dem Namen von den SZ-Lesern Agathe und Ewald Schill aus Merzig.Personen mit dem Familiennamen Schill sind fast überall in Deutschland anzutreffen. Die Namensträger verteilen sich gleichmäßig auf nahezu alle Bundesländer. Mit den Regionen Freiburg im Breisgau und Kassel in Nordhessen heben sich zwei räumliche Schwerpunkte ab. Für die Entstehung des Namens Schill sind mehrere Deutungen möglich. Als Herkunftsnamen könnte das Dorf Schill in Schlesien in Frage kommen. Die Bildung als Übernamen erscheint wahrscheinlicher. Dabei wurde das äußerliche Aussehen einer bestimmten Person zum Benennungsmotiv. Das mittelhochdeutsche Adjektiv "schiel" oder "schel", wovon sich das Verb "schielen" ableitet, bezeichnete das fehlerhaftes Sehen eines Menschen und wurde somit namensbildend. Der Schill ist auch eine kaum noch gebräuchliche Bezeichnung für den Zander, einen Raubfisch aus der Familie der Barsche, der in vielen Gewässern beheimatet ist. Dieses Tier, das gewiss manchem Fischer die Existenz sicherte, könnte schließlich zur Unterscheidung von anderen Berufsgenossen als Namensgeber gedient haben. Für die im Landkreis Merzig-Wadern lebenden Namensträger erscheint eine weitere Namensdeutung am wahrscheinlichsten. Sie dürften in der Mehrzahl von einem Theodor Schill abstammen, dessen Sohn Peter sich 1792 nach Tünsdorf verheiratete. Er stammte aus Nittel an der Mosel und schrieb sich dort Gille. Der französische Vornamen Gille(s), der aus dem lateinischen Aegidius hervorging, war zum Familiennamen geworden. Das anlautende "G" in Gille ähnelt beim Sprechen dem deutschen "Sch", so dass im Tünsdorfer Dialekt daraus Schill wurde.

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