Wenn Schüler Europa-Politik machen

Berlin/Wadern. Regierungssprecher Steffen Seibert, ein enger Vertrauter der Bundeskanzlerin, tritt ans Mikrofon und begrüßt im Bundespresseamt in Berlin die Delegierten des "Modell Europaparlaments" (MEP). In der dritten Reihe rechts lauschen ihm neun Schüler des Hochwald-Gymnasiums (HWG) Wadern, die eine schwedische Flagge am Revers tragen

Berlin/Wadern. Regierungssprecher Steffen Seibert, ein enger Vertrauter der Bundeskanzlerin, tritt ans Mikrofon und begrüßt im Bundespresseamt in Berlin die Delegierten des "Modell Europaparlaments" (MEP). In der dritten Reihe rechts lauschen ihm neun Schüler des Hochwald-Gymnasiums (HWG) Wadern, die eine schwedische Flagge am Revers tragen. Szenenwechsel: Drei Tage später stellt sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Plenarsaal des Bundesrates den Fragen der jungen MEP-Abgeordneten, die aus allen Bundesländern sowie aus Belgien und Ungarn angereist waren. Wieder sitzen die Waderner Schüler nur wenige Meter vom Berliner Spitzenpolitiker entfernt und sind so hautnah dabei, als Schäuble auf die Frage, wie sein Traum-Europa aussehe, antwortet: "Einfach, effizient und solidarisch."Die Schüler aus dem Hochwald sind jedoch nicht in Berlin, um den Politikern bei ihren Statements zuzuhören. Vielmehr wollen sie selbst Politik gestalten. Eine Möglichkeit dazu bietet ihnen das Planspiel "Modell Europaparlament", das einmal im Jahr in Berlin stattfindet. Die Jugendlichen beschäftigten sich in Ausschüssen mit acht aktuellen politischen Themen und arbeiteten konkrete Resolutionen dazu aus, die abschließend im Plenum diskutiert wurden. Auf der Agenda der jungen Demokraten standen topaktuelle Themen: Finanzkrise, Atomwaffen, Überfischung, demographischer Wandel und soziale Integration von Jugendlichen.

Debatte über Resolutionen

Die Plenarsitzung im Bundesratsgebäude begann traditionell mit dem Abspielen der Europahymne. Anschließend ging es darum, die eigene Rede- und Argumentationskunst unter Beweis zu stellen. Es hieß Luft zu holen für das, worauf alle so lange hingearbeitet hatten: die Debatte der acht Resolutionen. Der Griff in die rhetorische Trickkiste half manchem Redner dabei, die Mitdelegierten von der eigenen Meinung zu überzeugen. Appelle, Zitate, Angriffe und Verteidigungsreden, mit Fremdwörtern und Fachbegriffen angereichert, schwirrten durchs Parlament. Auch die HWGler beteiligten sich eifrig daran, verteidigten ihre Resolutionen, stellten kritische Zwischenfragen oder zeigten in Gegenreden die Schwachstellen der erarbeiteten Entwürfe auf. Till Hübschen aus Wadern hielt zum Beispiel eine flammende Rede gegen die Resolution des außenpolitischen Ausschusses und forderte seine Mitdelegierten dazu auf, die Resolution zum Nahostkonflikt abzulehnen - erfolgreich übrigens, denn eine Mehrheit sprach sich gegen die Vorschläge des Ausschusses aus. Dabei schlüpften die Waderner Schüler in die Rolle Schwedens, das sie bei dem Planspiel repräsentierten. So erlebten die Jugendlichen aus dem Saarland eine ereignisreiche Woche in Berlin, in der sie hautnah miterleben durften, wie Politik gemacht wird. Schon zum 14. Mal fand dieses Planspiel in Berlin statt und zum zehnten Mal vertrat das Hochwald-Gymnasium dabei das Saarland. red

Auf einen blick

Folgende Schülerinnen und Schüler des Hochwald-Gymnasiums nahmen in diesem Jahr am "Modell Europaparlament" in Berlin teil: Till Hübschen, Hannah Ernst, Sara Hahn, Kai Kugel, Celine Schmidt, Julia Simon, Ilka Spanier, Peter-Maximilian Ney sowie als Ausschussvorsitzender Julian Philippi; betreut und vorbereitet wurde die Gruppe von Politiklehrer Edwin Didas. red

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