Wenn rechtsradikale Saat aufgeht

Homburg. Gewalt, Ausländerhass und Rechtsradikalismus sind mitten unter uns. Zeitweise schockierend waren die Szenen und Dialoge des Stücks "Volksgericht", mit denen das Junge Theater "Schaubühne" das Gesicht der rechten Szene beleuchtete. Zwei Vorstellungen gab die "Schaubühne" aus Neunkirchen im Siebenpfeifferhaus in Homburg

 Das Stück "Volksgericht" zeigte das Gesicht des Rechtsradikalismus in drastischer Form. Hier Philipp Scherschel und Juliane Lang. Foto: Michael Schneider

Das Stück "Volksgericht" zeigte das Gesicht des Rechtsradikalismus in drastischer Form. Hier Philipp Scherschel und Juliane Lang. Foto: Michael Schneider

Homburg. Gewalt, Ausländerhass und Rechtsradikalismus sind mitten unter uns. Zeitweise schockierend waren die Szenen und Dialoge des Stücks "Volksgericht", mit denen das Junge Theater "Schaubühne" das Gesicht der rechten Szene beleuchtete. Zwei Vorstellungen gab die "Schaubühne" aus Neunkirchen im Siebenpfeifferhaus in Homburg. Veranstalter war das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Homburg. Anlass der Aufführung war die stark beachtete Anne-Frank-Ausstellung in Homburg, die sich mit Leben und Schicksal des von Nationalsozialisten im Konzentrationslager ermordeten jüdischen Mädchens beschäftigt. Während die Ausstellung sich mit den erschütternden historischen Fakten befasst, wollte die Schaubühne mit dem "Volksgericht" des Autors Walter Brunhuber zeigen, dass es auch mehr als 60 Jahre nach Kriegsende Rechtsradikale unter uns gibt. Wohin es führen kann, wenn die Saat rechtsradikalen Denkens aufgeht, machte das vom Autor als "Zeitstück" bezeichnete "Volksgericht" deutlich. Sichtlich betroffen waren die Schülerinnen einer zehnten Klasse der Sozialpflegeschule im Berufsbildungszentrum Wadern. Sie erlebten wie die anderen Besucher, wie sich der Hass einer Gruppe auf einen Polen so sehr steigert, dass diese ein Mädchen ermordet, das selbst einmal zur Gruppe gehört hat. Die Schaubühne wollte die Zuschauer nicht belehren. Sie gab schonungslos und teils schockierend Einblicke in eine Gruppe Rechtsradikaler. Vor Problemen in der Familie, voll Frust wegen fehlender beruflicher und schulischer Chancen haben sich Arnold, Bettina, Sigi, Kalle und Petz im "Bunker" von Dr. Mottenkötter einquartiert. Der erweist nicht ohne Hintergedanken seine Gastfreundschaft. In den empfänglichen Köpfen der jungen Leute nisten sich seine bösen Gedanken ein. Der Hass auf den Polen Bogdan, der mit Ines zusammen ist, wird immer mehr geschürt, und ohne es zu merken werden sie zu Werkzeugen des unverbesserlichen Alt-Nazis. Ines, einmal ihre Freundin, wird als "Polenschlampe" beschimpft. Es fallen weitere schlimme Worte. Das Schlimme für viele Besucher war, dass sie ahnten, wie nah das Stück, seine Handlung und Sprache an das heranreichen, was regelmäßig die Negativ-Schlagzeilen beherrscht. Aktuelle Pressemeldungen über Vorfälle wurden ganz am Schluss von den Mitwirkenden vorgetragen und lösten Beklemmung aus. Die Hass-Tiraden steigern sich im Stück so sehr, dass die Gruppe Ines zu einem Treffen auffordert und sie dabei umbringt. "Ich habe nur..., du hast aber..." waren dann die Gespräche der jungen Leute. Sie beschuldigten sich gegenseitig, zeigten so, dass es noch Spuren von Gewissen gab, wenn auch von rechten Parolen verschüttet. Sich an den Besuch der Anne-Frank-Ausstellung erinnernd, sagte eine Besucherin: "Wir müssen dafür sorgen, dass es so weit nie mehr kommt."

Auf einen BlickDie Mitwirkenden: Philipp Scherschel (Arnold), Fred Hauer (Dr. Mottenkötter), Juliane Lang (Ines), Jerôme Klein (Bogdan), Nadja Venitz (Bettina), Yannik Seewald (Sigi), Simone Schnell (Kalle), Christian Steinborn (Petz). Spielleitung Michael Klein smi

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