Wenn die Gitarre das Fliegen lernt

Völklingen. Sie schaffen es nicht nur, die unvergesslichen Hits der Rock-Heroen Deep Purple fast originalgetreu zu interpretieren. Als Purple schaffen es die Marburger Musiker Ronny Moucka am Mikrofon, Werner Eismann an der Gitarre, dessen Zwillingsbruder Gerhard am Bass und Michael Walter am Schlagzeug auch, mit visuellen Einlagen für ein Spektakel zu sorgen

 Mit dem Schwert Gitarrensaiten streiche(l)n: Diese Szene beim Auftritt der Band Purple zählte zu den Hinguckern des Völklinger Erzrock-Abends am Samstag im Weltkulturerbe. Foto: Jenal

Mit dem Schwert Gitarrensaiten streiche(l)n: Diese Szene beim Auftritt der Band Purple zählte zu den Hinguckern des Völklinger Erzrock-Abends am Samstag im Weltkulturerbe. Foto: Jenal

Völklingen. Sie schaffen es nicht nur, die unvergesslichen Hits der Rock-Heroen Deep Purple fast originalgetreu zu interpretieren. Als Purple schaffen es die Marburger Musiker Ronny Moucka am Mikrofon, Werner Eismann an der Gitarre, dessen Zwillingsbruder Gerhard am Bass und Michael Walter am Schlagzeug auch, mit visuellen Einlagen für ein Spektakel zu sorgen. Da fliegt zum Beispiel die weiße Fender-Gitarre von Werner in hohem Bogen über die Bühne, während sie noch die letzten von ihrem Bediener gespielten schrillen Töne kreischt. Nachdem Sänger Ronny das Instrument aufgefangen hat, steht der Gitarrist plötzlich mit einem Samurai-Schwert auf der Bühne. Will er jetzt den wertvollen Sechssaiter mit einem einzigen Streich in der Mitte zerteilen? Aber nein. Während Ronny ihm die Gitarre in verschiedenen Positionen darbietet, streicht Werner mit der Klinge gefühlvoll über die Saiten. Das ergibt eine schrille Fortsetzung seines Solos und ist einer der Hingucker des Abends.Wer Deep Purple kennt, weiß, dass der fette Sound der Hammond-Orgel dazugehört. In Vertretung des Stamm-Keyboarders Armin spielte beim Völklinger Erzrock Michael Böcher mit, den die Purples aus einer anderen Deep-Purple-Cover-Band kennen. In Völklingen fühlt sich das Quintett übrigens sauwohl, wie Sänger Ronnie mehrfach betont: Allein in der Gebläsehalle habe das 1999 gegründete Projekt bereits vier Mal gespielt. Und so war es für Purple auch keine Frage, dass sie auf die Schnelle beim Erzrock eingestiegen sind, als das geplante Konzert der Ost-Band Karat vor gut einer Woche abgesagt worden war.

Während Purple ausschließlich Covers von einer einzigen Band spielen, findet sich im Programm der Völklinger Gruppe Lunatic kein einziges nachgespieltes Stück. Sängerin Marie Busi, die Gitarristen Jürgen Thiel und Christian Stoll, Bassist Christian Waap, Keyboarder Christian Schneider und Schlagzeuger Guy Reinert vertrauen auf Eigenkompositionen. Und die kommen beim Publikum gut an. Stücke und Programm sind dramaturgisch sorgfältig aufgebaut. Da verzaubert Marie Busi zunächst mit "Lunatic Dreams", um sich dann in "I miss you" singend ihrem Liebesschmerz hinzugeben - und genießt schließlich in "Let me spread my wings and fly away" (auf Deutsch: "Lass mich meine Flügel spreizen und davonfliegen") ihre Freiheit.

So ist der einzige Wermutstropfen an einem tollen Erzrockabend der schwache Besuch: Wegen des kurzfristigen Programmwechsels - Purple als Hauptgruppe statt Karat - waren wohl nicht mehr als gut 100 Zuhörer zu mobilisieren. Doch Erzrock-Macher Jürgen Thiel will sich von diesem Dämpfer nicht aufhalten lassen. Er plant im nächsten Sommer zum fünfjährigen Erzrock-Geburtstag ein zweitägiges Open-Air auf dem großen Platz des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. "Für 2012 planen wir ein zweitägiges Open-Air-Festival."

Erzrock-Macher Jürgen Thiel

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