Wenn der Himmel Hilfe schickt

Saarbrücken. "Kleinkind mit kochendem Teewasser verbrüht", "Schwerer Verkehrsunfall mit Schulbus", "Junger Mann bewusstlos auf Fußballplatz gefunden", "Rentnerin nach Herzinfarkt in akuter Lebensgefahr": Tag für Tag wird der saarländische ADAC-Rettungshubschrauber "Christoph 16" zu durchschnittlich drei bis fünf derartigen Einsätzen gerufen

 "Christoph 16", ein Hubschrauber vom Typ Eurocopter EC 135, fliegt mit bis zu 240 Stundenkilometern zu Noteinsätzen. Foto: bub

"Christoph 16", ein Hubschrauber vom Typ Eurocopter EC 135, fliegt mit bis zu 240 Stundenkilometern zu Noteinsätzen. Foto: bub

Saarbrücken. "Kleinkind mit kochendem Teewasser verbrüht", "Schwerer Verkehrsunfall mit Schulbus", "Junger Mann bewusstlos auf Fußballplatz gefunden", "Rentnerin nach Herzinfarkt in akuter Lebensgefahr": Tag für Tag wird der saarländische ADAC-Rettungshubschrauber "Christoph 16" zu durchschnittlich drei bis fünf derartigen Einsätzen gerufen. Geflogen wird von morgens 7 Uhr bis Sonnenuntergang. Für jeden Einsatz zahlen die Krankenkassen nach Angaben des Hubschrauber-Arztes eine Pauschale von bis zu 1600 Euro. Oft entscheiden Minuten oder gar Sekunden über Leben und Tod. Und "Christoph 16" hat Erfolg: In den vergangenen 30 Jahren wurden bei mehr als 34000 Rettungseinsätzen etwa 28000 Patienten mit schneller Hilfe aus der Luft versorgt, berichtet ADAC-Landeschef Paul Niemczyk.

"Der schönste Moment ist immer wieder, wenn wir bei schweren Notfällen einen Patienten noch rechtzeitig in eine geeignete Klinik bringen und so Leben retten", sagt der leitende Hubschrauberarzt auf dem Saarbrücker Winterberg, Dr. Kurt Bauder. Zwischen Alarmierung durch die Rettungsleitstelle und dem Abheben des gelb-schwarzen Rettungshubschraubers vergehen maximal zwei Minuten. An Bord: Pilot, Arzt, Rettungsassistent. Mehr als die Hälfte der "Christoph 16"-Einsätze erfolgen nach Angaben Bauders wegen internistischer Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei fast jedem dritten Einsatz ist ein schwerer Verkehrsunfall vorausgegangen.

In Dienst gestellt wurde der erste "Christoph 16" (Bölkow Bo 105) 1978, vor neun Jahren wurde dieser durch einen moderneren Hubschrauber vom Typ Eurocopter EC 135 (mit Satellitentelefon) ersetzt. Geflogen wird mit bis zu 240 Stundenkilometern in einem Radius von etwa 50 Kilometern um Saarbrücken - und damit im Saarland, in Teilen von Rheinland-Pfalz und Lothringen. Gerettet werden können so Deutsche, die in Frankreich leben. Ein entsprechendes deutsch-französisches Abkommen hat dies kürzlich neu geregelt.

"Rund 3,5 Millionen Euro kostet ein Rettungshubschrauber", sagt Mirko Schmidt. Als einer von drei Piloten fliegt er seit viereinhalb Jahren den "Christoph 16". Mit im Hubschrauber-Team sind zwölf Notärzte (darunter zwei Frauen) sowie fünf Rettungsassistenten des Deutschen Roten Kreuzes. Auch Dr. Thomas Schlechtriemen, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Saarland, fliegt den Hubschrauber. "Das vorbildliche Teamwork von Ärzten, Rettungssanitätern und Piloten im täglichen Kampf gegen die Zeit ist der Schlüssel zum Erfolg und unverzichtbarer Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung unserer Region", betont Niemczyk.

Kamen in den Anfangsjahren des "Christoph 16" zunächst Piloten des Bundesgrenzschutzes sowie Rettungsassistenten der Berufsfeuerwehr Saarbrücken zum Einsatz, so ist seit Juli 1996 der ADAC Betreiber der Luftrettungsstation. Die Ärzte wurden damals wie heute vom Saarbrücker Winterberg-Klinikum gestellt. Träger ist das saarländische Innenministerium, da laut saarländischem Rettungsdienstgesetzes die Luftrettung eine Aufgabe des Landes ist. Der Hubschrauber-Landeplatz wird ebenfalls vom Land unterhalten und in Kürze modernisiert. "Wir sind sehr froh, dass wir den Christoph 16 zur notärztlichen Versorgung einsetzen können, besonders in Fällen, in denen schnell gehandelt werden muss und eine bodengebundene Versorgung nicht ausreichend wäre", erklärt der saarländische Innenminister Klaus Meiser (CDU). "Der schönste Moment ist immer wieder, wenn wir bei schweren Notfällen einen Patienten noch rechtzeitig in eine geeignete Klinik bringen und so Leben retten."

Dr. Kurt Bauder, Hubschrauberarzt

Hintergrund

 Einsatz auf der B268 bei Losheim: Zwei Motorradfahrer sind beim Zusammenstoß mit einem Pkw schwer verletzt worden. Foto: wkr

Einsatz auf der B268 bei Losheim: Zwei Motorradfahrer sind beim Zusammenstoß mit einem Pkw schwer verletzt worden. Foto: wkr

30 Jahre Rettungseinsätze mit "Christoph 16" im Saarland: Dieses Jubiläum wird an diesem Samstag mit einem Festakt in der Saarbrücker Congresshalle und einer anschließenden Präsentation des Rettungshubschraubers und des saarländischen Rettungswesens (ab 15 Uhr) vor dem Saarbrücker Staatstheater gefeiert. red

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