Weniger Wohnraum für Geringverdiener

Kreis Neunkirchen. Mit schmalem Geldbeutel eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird nicht nur in deutschen Großstädten immer schwieriger. Wie eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover belegt, besteht auch im Landkreis Neunkirchen ein deutlicher Bedarf an Sozialwohnungen, der bei Weitem nicht gedeckt wird

Kreis Neunkirchen. Mit schmalem Geldbeutel eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird nicht nur in deutschen Großstädten immer schwieriger. Wie eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover belegt, besteht auch im Landkreis Neunkirchen ein deutlicher Bedarf an Sozialwohnungen, der bei Weitem nicht gedeckt wird. Laut Studie hätten derzeit rund 11 760 Haushalte im Kreis Neunkirchen Anspruch auf eine Sozialmietwohnung. Zu diesen Haushalten mit niedrigem Einkommen gehören Hartz-IV-Empfänger und Wohngeldbezieher. Ebenso erwerbsunfähige und ältere Menschen, die von staatlicher Grundsicherung leben.Die SZ fragte beim Landkreis Neunkirchen als Leistungsträger nach der Problematik. "Der soziale Wohnungsbau hat eindeutig Defizite", bestätigt Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Der Markt regele die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen nicht, hier müsse die Politik verstärkt werben und Anreize zum Bau von Sozial-Neubauten setzen.

Insgesamt ist die Zahl der Sozialwohnungen im Saarland in den vergangenen Jahren um rund ein Drittel gesunken. Dies hat das Bundesbauministerium im August mitgeteilt. Dieser Mangel an günstigen Mietwohnungen wirke sich natürlich auch auf die Sozialhilfekosten aus, die der Kreis Neunkirchen zu schultern habe, berichtet Sozialdezernentin Birgit Mohns-Welsch. So belaufen sich die Aufwendungen in 2012 für Unterkünfte im Bereich des Jobcenters auf rund 21 Millionen Euro. Zirka 5500 Bedarfsgemeinschaften erhalten im Kreis Neunkirchen diese Leistung. Der Bereich Grundsicherung im Alter beziehungsweise Hilfe zum Lebensunterhalt schlägt mit 4,7 Millionen Euro zu Buche. "Wenn es mehr preisgünstigen Wohnraum gäbe, wären unsere Aufwendungen für die Unterkunftskosten geringer", sagt Mohns-Welsch.

Sie spricht ein weiteres Problem an, das im Kreis Neunkirchen akut sei. Kleinere Wohnungen für Ein- bis Zweipersonenhaushalte seien sehr knapp. Das treffe in besonderem Maße ältere Menschen. "Wir haben hier viel zu wenig altersgerechte, barrierefreie Wohnungen", moniert die Landrätin. Ihr großes Anliegen ist es, dass ältere Menschen so lange wie möglich in ihrem Zuhause bleiben können. Die Alternative sei eine stationäre Einweisung, doch dies sei für die Menschen oft eine persönliche Katastrophe und mit einer Verschlechterung ihres Allgemeinzustandes verbunden. Nicht zu vergessen sei der finanzielle Aspekt. Das Ziel müsse deshalb sein: ambulant vor stationär, was für die Kostenträger sehr viel teurer komme. Gerade im Kreis Neunkirchen mache die demografische Entwicklung es erforderlich, altersgerechten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hoffmann-Bethscheider: "Die Welle kommt erst noch."

pestel-institut.de

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