Saarbrücken. (ml) "Schlafmangel ist ein eigenständiger und deutlicher Risikofaktor für Diabetes", betont der Ernährungswissenschaftler Professor Dr. Nicolai Worm. "Wer durchschnittlich weniger als fünf Stunden schläft, hat ein etwa 50 Prozent höheres Risiko für Diabetes als bei acht Stunden Schlaf." Das Diabetesrisiko steigt bei Kurzschläfern sogar unabhängig vom Übergewicht. Warum das so ist, ist noch nicht endgültig geklärt. Möglicherweise spielt eine erhöhte Konzentration der Stress- und Gewebshormone eine Rolle. Sie behindern die Wirkung des Insulins, das die Aufgabe hat, wie ein Schlüssel die Muskelzellen aufzuschließen, damit der im Blut gelöste Zucker einströmen kann. Ist dieser Prozess gestört, produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, um den Zucker in die Zellen zu schaffen. Doch irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse "ausgeleiert" und stellt die Produktion ein. Die Blutzuckerwerte bleiben dauerhaft hoch."Eine hohe Blutzuckerkonzentration schädigt die Gefäßwände, was zu Entzündungen und Atherosklerose führt, einer Verkalkung der Gefäße. Ein Insulinüberschuss hemmt die Fettverbrennung und steigert die Fetteinlagerung und Fettneubildung in Fett- und Muskelgewebe und der Leber", erklärt Nicolai Worm. "Zudem reagieren die Nieren darauf, indem sie Kochsalz und Harnsäure zurückhalten statt diese mit dem Harn auszuscheiden. Blutdruck sowie Harnsäurekonzentration steigen an, was das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Gicht erhöht."

Bei weniger als fünf bis sechs Stunden Schlaf erhöht sich auch das Risiko, an koronarer Herzkrankheit oder Herzinfarkt zu sterben, um 48 Prozent, wie eine Studie der Uni Neapel zeigt.