Weiter Ringen um die Zukunft von Haus Sonne

Saarbrücken/Walsheim/Iserlohn · Auch nach der gestrigen Sitzung des Gläubigerausschusses ist die Zukunft der insolventen Behinderteneinrichtung Haus Sonne in Walsheim nicht entschieden. Wie der Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Günter Staab der SZ sagte, würden in dieser Woche Verträge ausgearbeitet, Anfang kommender Woche wolle man mit dem Ergebnis an die Öffentlichkeit treten, wer letztlich den Zuschlag für den Weiterbetrieb der Behinderteneinrichtung bekommt. Im Haus Sonne in Gersheim-Walsheim leben und arbeiten Behinderte, die im Geist von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfschulen, betreut werden. Haus Sonne existiert seit 1954. Dazu gehört eine Bäckerei, eine Textilienherstellung (Werkgemeinschaft Jean Schoch) und der Neukahlenberger Hof, für die die Richtlinien des ökologischen Demeter-Verbandes gelten. Demeter gilt als der Anbauverband mit den striktesten Auflagen, was den Natur- und Tierschutz anbelangt. Zudem ist dort ein integrativer Waldorfkindergarten, eine Förderschule und ein Kinderheim zu finden.

 Auf dem Neukahlenberger Hof in Böckweiler bei Blieskastel, der zu Haus Sonne gehört, füttert Norman Degenkolb die Kühe. Foto: Becker und Bredel

Auf dem Neukahlenberger Hof in Böckweiler bei Blieskastel, der zu Haus Sonne gehört, füttert Norman Degenkolb die Kühe. Foto: Becker und Bredel

Foto: Becker und Bredel

Im vergangenen Jahr war Haus Sonne in die Insolvenz gegangen, weil unter anderem Richtlinien der öffentlichen Geldgeber nicht eingehalten worden waren. Das Saar-Sozialministerium ist einer der Gläubiger. Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) hatte sich im laufenden Insolvenzverfahren für einen Anbieter ausgesprochen, der Haus Sonne im bisherigen antroposophischen Geist Steiners weiterführt.

Zwei Anbieter konkurrieren mit Zukunftsmodellen um Haus Sonne, die beide gestern im Gläubigerausschuss ihre Konzepte vorstellten. Der saarländische Anbieter, bestehend aus dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Lebenshilfe, will Haus Sonne als gemeinnützige GmbH mit antroposophischer Ausrichtung weiterbetrieben. Der andere Anbieter, der Verein Internationales Bildungs- und Sozialwerk aus Iserlohn (Westfalen) hatte angekündigt, dass er Haus Sonne nur zu seinen Bedingungen weiterführen wolle.

Michael Hamm, Geschäftsführer des Pariätischen Wohlfahrtsverbands Saar, sagte, dass sein Verband und die Lebenshilfe gestern ihren Plan den Gläubigern vorgestellt hätten. Im Laufe der Woche solle ein Vertrag seitens des Insolvenzverwalters vorliegen, den es zu prüfen gelte, sagte Hamm. Professor Heinrich Schnatmann, Geschäftsführer des Vereins Internationales Bildungs- und Sozialwerk aus Iserlohn, erklärte, auch er habe die Vorstellungen des Vereins dem Gläubigerausschuss von Haus Sonne vorgetragen. Sein Verein sei ein gemeinnütziger Verein, den es freuen würde, wenn er den Zuschlag bekäme. Allerdings sei man auch nicht böse darum, wenn es der Mitbewerber werden würde, sagte Schnatmann.

Mathias Gessner, Sprecher des Saar-Sozialministeriums, kündigte eine Pressekonferenz zur Zukunft von Haus Sonne erst nach den Osterferien an. "Unser Ministerium hat in diesem Verfahren nur eine begleitende Rolle, der Ball liegt beim Insolvenzverwalter", sagte Gessner.

Derweil geht die Ungewissheit im Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpflege-bedürftige Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Walsheim weiter. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) schrieb in der Festschrift zum 60-jährigen Bestehen von Haus Sonne 2014, sie "hoffe, dass auch in Zukunft viele betroffene Menschen die Einrichtung nutzen werden". Ob und wie sie das können, entscheidet der Insolvenzverwalter.

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