Vortrag zu Contergan und seinen Folgen

Saarbrücken. Contergan hat eine der schwersten Arzneimittelkatastrophen des 20. Jahrhunderts ausgelöst. Die Geschichte des Medikaments war Thema der 280. Vortragssitzung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, die vor kurzem in Saarbrücken stattfand

Saarbrücken. Contergan hat eine der schwersten Arzneimittelkatastrophen des 20. Jahrhunderts ausgelöst. Die Geschichte des Medikaments war Thema der 280. Vortragssitzung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, die vor kurzem in Saarbrücken stattfand. Professor Christoph Friedrich vom Institut für Geschichte der Pharmazie der Uni Marburg referierte über Contergan und seine Folgen für die Arzneimittelsicherheit.Das Medikament wurde vom Pharmaunternehmen Chemie Grünenthal 1957 in den deutschen Handel gebracht. Schnell entwickelte es sich zum beliebtesten rezeptfreien Schlafmittel. Doch bald folgten die Hinweise auf nervenschädigende Wirkungen. Viel schlimmer sei die Wirkung auf ungeborene Kinder gewesen. Contergan führte zu Missbildungen der Gliedmaßen. Obwohl das Medikament 1961 vom Markt genommen wurde, kamen in Deutschland rund 5000 Kinder mit Conterganschäden zur Welt. Heute gibt es bundesweit rund 2600 Menschen mit diesen Missbildungen, in der Region Saarland-Pfalz sind rund 50 Menschen betroffen. Zwar wurde das Verfahren gegen Grünenthal-Mitarbeiter 1970 eingestellt, aber der Konzern zahlte über 150 Millionen Mark an die Opfer.Die Folgen des Skandals seien beträchtlich: "Es war eine Warnung für den sorglosen Umgang mit Arzneimitteln", so Friedrich. Außerdem werde seither besonderes Augenmerk auf die Anwendung von Medikamenten in der Schwangerschaft gerichtet. Heute werde Thalidomid, der Contergan-Wirkstoff, unter anderem in der Lepra-Therapie eingesetzt. In Brasilien seien deshalb seit den 90ern hunderte behinderte Kinder geboren worden. tha

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