Von Schweinegrippe und kleinen Terroristen

Neunkirchen. Ingolf Lück hat mit seinem Comedyprogramm im Rahmen der Neunkircher Nächte schon angefangen, als sich ein Zuschauer verspätet durch die Stuhlreihen der Stummschen Reithalle schleicht. Der Komiker auf der Bühne hat ihn aber längst entdeckt: "Wo kommen Sie denn jetzt her?", fragt er pikiert, worauf der Zuspätkommer antwortet: "Ich hab' nach dem Wetter geguckt

 Abdelkarim Zemboute, Ingolf Lück und Marius Jung (von links) boten in der Stummschen Reithalle Unterhaltung auf höchstem Niveau. Fotos: Willi Hiegel

Abdelkarim Zemboute, Ingolf Lück und Marius Jung (von links) boten in der Stummschen Reithalle Unterhaltung auf höchstem Niveau. Fotos: Willi Hiegel

Neunkirchen. Ingolf Lück hat mit seinem Comedyprogramm im Rahmen der Neunkircher Nächte schon angefangen, als sich ein Zuschauer verspätet durch die Stuhlreihen der Stummschen Reithalle schleicht. Der Komiker auf der Bühne hat ihn aber längst entdeckt: "Wo kommen Sie denn jetzt her?", fragt er pikiert, worauf der Zuspätkommer antwortet: "Ich hab' nach dem Wetter geguckt." Lück trocken: "Und? Ist noch Wetter da?"Ein toller Einstieg des Comedians, der den Fernsehzuschauern vor allem durch seine Wochenshow auf Sat.1 bekannt sein dürfte. Von Anfang an gibt der 52-Jährige Vollgas, huscht quirlig-überdreht über die Bühne, gibt sogar eine Tanzeinlage mit Spagat. Dazu kommt es, nachdem Lück einen Stuhl am Rande der Bühne entdeckt hat. "In meinem Vertrag steht eindeutig: Leere Bühne. Und jetzt?", beschwert sich der Bielefelder. Dann erzählt er von dem Hausmeister, der ihn zuvor darauf aufmerksam gemacht habe, dass er doch jetzt über 50 sei und damit ein Stuhl auf der Bühne Pflicht: "Was wollen die dann hinstellen, wenn ich in zehn Jahren hier auftrete? Ein Sauerstoffzelt?" Das Alter scheint aber nicht sein einziges Problem. Schließlich habe er Familie, erklärt Lück: "Ich habe zwei Kinder, die vier und sechs Jahre alt sind. Ein wirklich schwieriges Alter. Vor dem Gesetz noch nicht schuldfähig, aber schon Vollzeitterroristen." Entwürdigend seien vor allem die Elternabende im Kindergarten, wo man "vier Stunden auf einem Stuhl sitzen" müsse, und dann Beruf und Namen nennen solle, "sobald man ein Wollknäuel zugeworfen bekommt".

Als die Ein-Mann-Show nach 30 Minuten zu Ende geht, fordert das Publikum begeistert eine Zugabe. Lück bittet um Mitleid: "Rufen Sie bitte nicht ,Zugabe'. Ich bin froh, dass ich mein normales Programm geschafft habe." Dann gibt er aber noch mal zehn Minuten alles. Und am Ende scheint klar: Dieser Mann ist immer in Action.

Angefangen hatte die Comedynacht mit Comedian Marius Jung, dessen Name nicht vermuten lässt, dass sein Vater Afro-Amerikaner ist. Sozialisiert wurde der Kölner aber in Deutschland: "Ich bin ein menschliches Überraschungs-Ei: Außen schwarz und innen weiß", scherzte Jung. Bei allem Flachs wurde deutlich: Jung ist auch ein guter Sänger. Egal, ob er die deutsche Nationalhymne als Soulnummer interpretiert oder den Prince-Hit "Kiss" in den bayrischen Stadelhit "Bussi" verwandelt, das Gesangstalent ist Jungs Ass im Ärmel, das ihn von vielen anderen Comedians unterscheidet.

Nach Jung stand Deutschmarokkaner Abdelkarim auf der Bühne. Für den Komiker standen vor allem die Fragen des Lebens zwischen zwei Kulturen im Mittelpunkt, etwa wenn er sich fragte: "Schweinegrippe als Moslem. Geht das überhaupt?" Auch die vielen Besuche beim Arbeitsamt und seine Zeit in der Hauptschule sprach Abdelkarim an: "Die Hauptschule hat einen schlechten Ruf, dabei ist sie total sicher. Da würde es niemals Amokläufe geben", behauptete der Comedian und erklärte: "Denn jeder weiß: Da wird zurückgeschossen."

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