Von der Zierpflanze zur Plage

Homburg/Bexbach/Kirkel. Mit der Einführung des japanischen Staudenknöterichs in Europa hat man sich ein schönes Kuckucksei ins Nest gesetzt. Denn diese Pflanze ist äußerst konkurrenzstark und schwer zu bekämpfen. Das Tückische: Das Wurzelwerk breitet sich stark aus, daraus sprießen weitere Knöteriche und einheimisches Gewächs wird verdrängt

 Der japanische Staudenknöterich fühlt sich in Europa wohl. Foto: Karen Falch/lwk

Der japanische Staudenknöterich fühlt sich in Europa wohl. Foto: Karen Falch/lwk

Homburg/Bexbach/Kirkel. Mit der Einführung des japanischen Staudenknöterichs in Europa hat man sich ein schönes Kuckucksei ins Nest gesetzt. Denn diese Pflanze ist äußerst konkurrenzstark und schwer zu bekämpfen. Das Tückische: Das Wurzelwerk breitet sich stark aus, daraus sprießen weitere Knöteriche und einheimisches Gewächs wird verdrängt. "Was man über der Erdoberfläche sieht, ist nur die Spitze des Eisberges", sagt Maren Brennig, Pflanzenschutzexpertin in der Landwirtschaftskammer des Saarlandes.Aus dem fernen Asien kam der Staudenknöterich nach Europa. Als Zierpflanze in Haus- und Kleingärten. Brennig: "Da sie so groß wird, hat sie anfangs die Anlagen reicher Leute verschönern sollen. Irgendwann wurde sie jedoch lästig, sie lässt ja den Wuchs anderer Pflanzen kaum zu." Also musste sie weg. Doch aufgrund der Ausbreitung im Boden eine kaum zu bewerkstelligende Aufgabe. Mit einmal Mähen ist es also nicht getan. Und ein weiterer gängiger Fehler, der zur Ausbreitung beiträgt: das Entsorgen des Grünschnitts. "Viele Leute laden ihn einfach am Wegesrand ab oder schmeißen ihn in Bäche - was ja nicht erlaubt ist", erklärt Brennig. Dadurch kann der japanische Staudenknöterich neue Standorte erschließen und dort Wurzeln schlagen. Auch in St. Ingbert und dem Bliestal. Mit den genannten Konsequenzen.

Was also tun, wenn beispielsweise der eigene Garten in asiatische Hand gerät? Vor dem Einsatz von Chemikalien warnt die Pflanzenschutzexpertin. Hier sollten nur Profis ran. Außerdem greifen aggressive Mittel auch andere Pflanzen an. Ein Nebeneffekt, der vermieden werden sollte. Da es schwer ist, das Problem an der Wurzel anzupacken - also das Erdreich vollständig vom japanischen Wurzelwerk zu befreien - sollte man von oben rangehen. Brennig: "Der Staudenknöterich braucht viel Sonne. Somit ist es sinnvoll, ihn zu beschatten, also große Pflanzen in der Nähe einzusetzen." Diese verhindern dann, dass die Sonnenstrahlen den Staudenknöterich erreichen. Natürlich ist regelmäßiges Mähen auch nötig, am besten alle 14 Tage. So werde mit der Zeit die Nährstoffzufuhr der Wurzeln behindert. Auf kleineren Flächen mache auch das Abdecken der gemähten Fläche Sinn, etwa mit schwarzer Folie. Der Effekt: Die Fotosynthese wird verhindert. Mit der Zeit sterben die Wurzeln ab. Der Versuch, die Pflanze vollständig und flächendeckend bekämpfen zu wollen, käme einem Kampf gegen Windmühlen gleich, sagt Brennig. Denn verbreitet ist sie fast überall. "Wenn man mit offenen Augen zum Beispiel die Autobahn lang fährt, sieht man sie allenthalben. Das Straßenbauamt kann wenig dagegen tun. Nur eine bessere Flächengestaltung würde ein wirksames Mittel sein." Also das Anpflanzen von Schattengehölz, regelmäßiges Mähen. Vielleicht wäre dann in etwa zehn Jahren ein Effekt feststellbar. Alternative Bekämpfungsmethoden, etwa in der Schweiz durch Stangeninjektionen, seien Kurzzeitversuche, die Ergebnisse noch nicht zu sehen.

Wenigstens kann der eigene Garten unter Umständen mit viel Mühe vom japanischen Staudenknöterich befreit werden. Ganz wegbekommen aus Europa kann man den asiatischen Gast jedoch nicht mehr. Denn er hat hier eine neue Heimat gefunden. "Wer mit offenen Augen unterwegs ist, kann den Staudenknöterich

an vielen Stellen entdecken."

 Der japanische Staudenknöterich fühlt sich in Europa wohl. Foto: Karen Falch/lwk

Der japanische Staudenknöterich fühlt sich in Europa wohl. Foto: Karen Falch/lwk

Maren Brennig, Pflanzenexpertin

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