Vom Kreuzweg und der Rollstuhlrampe

Neunkirchen · Im Momentum in Neunkirchen ist ein ganz besonderer Kreuzweg in 15 Bildern zu sehen: Er wurde von Kindern gemalt.

 Die Station 5 des Kreuzwegs, den der Jungpfadfindertrupp „Die Kirchenmäuse“ im Jahr 1984 gefertigt hat. Foto: Hildegard Meiser

Die Station 5 des Kreuzwegs, den der Jungpfadfindertrupp „Die Kirchenmäuse“ im Jahr 1984 gefertigt hat. Foto: Hildegard Meiser

Foto: Hildegard Meiser

Am Samstag, 4. März, eröffnet im Momentum - Kirche am Center in Neunkirchen eine Ausstellung von 15 Bildern, die in der ehemaligen Pfarrkirche St. Pius in Neunkirchen den Kreuzweg gebildet haben. Die Bilder wurden von 20 Kindern des Jungpfadfindertrupps "Die Kirchenmäuse" im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren zusammen mit drei Betreuerinnen angefertigt.

1983 hatten Kinder ein Wandfries zum Thema Frieden gemalt. Dann kam die Bitte des damaligen Pfarrers Pater Sterthaus, noch einmal so ein Bild zu malen. Doch aus einem Bild wurde bald mehr, wie es in der Pressemitteilung des Bistums heißt: "In der Kirche St. Pius gab es damals keinen Kreuzweg, nur in der Kapelle neben der Kirche", erzählt Hildegard Meiser, eine der Betreuerinnen der Pfadfinder und Mutter eines der Kinder. "Deshalb hatten wir uns überlegt, einen Kreuzweg mit den Kindern zu gestalten. Bevor wir uns ans Werk gemacht haben, haben wir uns viele Fragen gestellt: Wie ging es Jesus damals? Wie ging es seinen Freunden? Und wie würde es uns in einer solchen schrecklichen Situation gehen?" Genau das wollten sie darstellen. Je zwei Kinder arbeiteten zusammen an einem Bild. "Wir haben vorher überlegt, welche Technik wir anwenden können, damit jedes Kind, egal wie talentiert, mitmachen kann, und haben uns für eine Stempeldrucktechnik entschieden." Von Januar 1984 bis März arbeiteten die Kinder jede Woche in den Gruppenstunden und zum Teil auch noch am Wochenende an den Gemälden. Eines der Kinder war Martin. Martin hatte eine Muskelerkrankung und saß deshalb im Rollstuhl. Aber er gehörte zu den Jungpfadfindern dazu und kam natürlich immer mit. "Wir mussten ihn und seinen Rollstuhl bei jeder Gruppenstunde die zwölf Stufen zum Pfarrheim hoch und später wieder runter tragen", erzählt Hildegard Meiser. "Deshalb wollten wir für Martin eine Rampe bauen." Mit Hilfe des Verwaltungsrats der Pfarrgemeinde und einer örtlichen Baufirma wurde ein rollstuhlgerechter, leicht ansteigender Pfad gebaut. Um diese Rampe zu bezahlen, verkauften die Kinder Begleithefte zum fertigen Kreuzweg, in denen alle Bilder und die Namen der Kinder abgedruckt waren.

Die Rampe wurde zu einem kleinen Wallfahrtsort. Elke Lang, Martins Mutter und ebenfalls eine der Betreuerinnen der Jungpfadfinder berichtet, dass immer wieder Rollstuhlfahrer aus der ganzen Bundesrepublik kamen, um über diese Rampe zu fahren. "Es sei ein ganz besonderes Gefühl, nach dieser Geschichte die Rampe hochzufahren", hätten sie dann gesagt. Nachdem Martin im Alter von 16 Jahren gestorben war, wollte seine Pfadfindergruppe ihrem Freund ein Andenken setzen: So wurde schließlich ein Straßenschild aufgestellt, auf dem noch heute zu lesen ist: "Martin-Lang-Pfad".

Vor zwei Jahren wurde St. Pius profaniert und Hildegard Meiser hat die Kreuzwegbilder eingelagert. Jetzt sind die Bilder wieder zu sehen. Ein neues Begleitheft zur Ausstellung wird es auch geben: Mit allen Bildern und der Geschichte von Martin, die fest mit der Geschichte des Kreuzwegs verbunden ist.

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