Vom Kampf gegen Bakterien

Göttelborn. Ins Krankenhaus geht man, um später wieder gesund nach Hause zurückzukehren. Meist gelingt das, doch manchmal auch nicht. Weil gefährliche Krankenhauskeime lauern. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts infizieren sich in Deutschland jedes Jahr bis zu 800000 Menschen mit Keimen. Tendenz steigend

Göttelborn. Ins Krankenhaus geht man, um später wieder gesund nach Hause zurückzukehren. Meist gelingt das, doch manchmal auch nicht. Weil gefährliche Krankenhauskeime lauern. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts infizieren sich in Deutschland jedes Jahr bis zu 800000 Menschen mit Keimen. Tendenz steigend. Und etliche dieser infizierten Klinikpatienten müssen ihr Leben lassen. Dagegen aber kann man was tun. Mit dauerhafter Desinfektion. Und die kommt aus Göttelborn. Dort, auf dem Gelände der Industriekultur Saar (IKS), hat die Firma Sarastro GmbH ihren Sitz. Geschäftsführer des vor sieben Jahren gegründeten und auf Expansionskurs befindlichen Unternehmens, das auf chemische Nanotechnologie spezialisiert ist, sind der Mediziner Dr. Rainer Hanselmann und der Diplom-Chemiker Hermann Schirra. Sie haben etwas erfunden, was seit einiger Zeit schon im Krankenhauswesen im europäischen Ausland und in Asien Furore macht. Das Sarastro-Produkt heißt Bacoban. Wie Rainer Hanselmann erläutert, hat eine Reinigungskraft im Krankenhaus durchschnittlich zwei Minuten Zeit, um ein Zimmer zu reinigen. Und das bei zunehmender Infektionsrate. Im Bereich der Desinfektionsmittel habe sich jedoch seit etwa 60 Jahren nichts verändert. Herkömmliche Mittel würden beim Reinigen der Klinikräume aufgetragen - und sobald die Flüssigkeit verdampft sei, könnten sich Keime wieder munter vermehren. Die Sarastro GmbH habe jedoch ein Desinfektionsmittel entwickelt, das zusätzlich zu der klinisch geforderten Desinfektionswirkung einen keimabtötenden Langzeiteffekt aufweise: Nach dem Abtöten von Viren, Pilzen und Bakterien bildet sich auf den Oberflächen etwa von Nachtschränkchen oder Türklinken ein nanodünner Film, der die keimabtötenden Substanzen schützt. Und genau dadurch wird die Langzeitwirkung ermöglicht. Tests in vielen Kliniken haben die etwa zehn Tage andauernde Wirkung bewiesen. Und das ist bisher einmalig. Die Firma Sarastro, sagt Chemiker Hermann Schirra, habe umfassenden Patentschutz auf Bacoban. Und erfreue sich im Ausland wachsender Beliebtheit. Beispiel Luxemburg: Ein dortiges Reha-Zentrum habe im Schwimmbadbereich die Bacoban-Langzeitwirkung getestet - an problematischen Materialien, auf denen sich Keime gerne ansiedeln. Und weil diese Tests sehr prositiv ausfielen, wolle der Staat Luxemburg nun alle Kliniken mit dem neuartigen Desinfektionsmittel ausstatten. Weil es offenbar Menschenleben zu retten in der Lage ist. In vielen Ländern Europas, so die beiden Göttelborner Firmenchefs (Hanselmann: "Der Standort ist perfekt") , sei das Mittel bereits zugelassen und werde dort auch verwandt. Aber: In deutschen Krankenhäusern finde es bisher keine Anwendung. Das könnte sich vielleicht ändern, denn: Laut Sarastro GmbH werden demnächst die Uni-Kliniken in Homburg das innovative Produkt auf Herz und Nieren testen. Und dann vielleicht auch dauerhaft einsetzen. Rainer Hanselmann: "Desinfektion sollte nur dort erfolgen, wo es wirklich notwendig ist. Dann aber richtig."

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