Vom Erdrutsch zum Wasserschaden

Saarbrücken. Beunruhigt sind Saarbrücker Bürger - derzeit vor allem auf dem Rodenhof - über das Eigenleben der Kanalisation. Jüngster Grund: Als es am Sonntag, 10. Mai, extrem regnete, strömte plötzlich Wasser aus der Kanalisation in zwei Wohnungen im Haus Ziegelstraße 2 (die SZ berichtete). Besorgte Nachbarn vermuteten, dass dieses Unglück mit dem Erdeinbruch vom 19

Saarbrücken. Beunruhigt sind Saarbrücker Bürger - derzeit vor allem auf dem Rodenhof - über das Eigenleben der Kanalisation. Jüngster Grund: Als es am Sonntag, 10. Mai, extrem regnete, strömte plötzlich Wasser aus der Kanalisation in zwei Wohnungen im Haus Ziegelstraße 2 (die SZ berichtete). Besorgte Nachbarn vermuteten, dass dieses Unglück mit dem Erdeinbruch vom 19. Januar an der Ecke Sittersweg, Ziegel- und Jägersfreuder Straße zusammenhängt (die SZ berichtete). Denn seit Januar arbeitet der ZKE emsig im Sittersweg - und die Ziegelstraße ist seither gesperrt.Es begann im JanuarDie Saarbrücker Kanalisation hat in den vergangenen Jahren zweimal Schlagzeilen gemacht: 2002 brach eine 71-jährige Dame auf dem Bürgersteig in der Kaiserslauterer Straße ein. 2006 strömte Methan in Alt-Saarbrücker Kanäle und explodierte im Dachgeschoss des Hauses Malstatter Straße 2. Vor diesem Hintergrund ließ die SZ sich die Ereignisse vom Rodenhof in allen Einzelheiten erklären. Simone Stöhr, Bereichsleiterin für Abwasser beim Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE), schickte voraus: "Das Drama vom 10. Mai entstand durch das Zusammentreffen von mehreren unglücklichen Umständen." Von der Jägersfreuder Straße, so berichtete Stöhr, läuft ein alter, gemauerter Hauptkanal (HK) für Regenwasser, Durchmesser etwa 90 Zentimeter, den Sittersweg hinunter, in Fahrtrichtung City rechts. An der Ecke Ziegelstraße und Sittersweg liegt der HK rund 12 Meter tief unter dem Bürgersteig. Der HK war leck. Regen und Erde aus der Wiese Ecke Ziegelstraße und Sittersweg sickerten in den HK bis Wiese und Bürgersteig instabil waren. Am 19. Januar brachen sie ein - rund fünf Meter tief auf 20 Quadratmetern. Unter der Wucht der Erde stürzte der HK zusammen, auf 70 Metern von der Einbruchstelle bergab. Das Regenwasser im HK unter der Jägersfreuder Straße und in seinem Zubringer aus der Ziegelstraße konnte nicht mehr abfließen. Der ZKE füllte das Loch und begann mit dem Bau eines neuen HK. Seither stoppt der ZKE das Regenwasser aus Ziegel- und Jägersfreuder Straße in einem Schacht am alten HK auf der Verkehrsinsel zwischen beiden Straßen. Eine Pumpe befördert das Regenwasser aus dem Schacht in eine Leitung, die über die Ziegelstraße führt und unterhalb der Baustelle in den intakten Rest des HK mündet. Deshalb wurde die Ziegelstraße gesperrt. Am 10. Mai regnete es so sehr, dass die Pumpe überfordert war. Wasser spritzte in die Pumpe. Die Sicherung flog raus. Die Pumpe stand still. Der Regen staute sich im alten HK und in seinem Zubringer aus der Ziegelstraße. Haus 2, so versicherte Stöhr, hat - entgegen den Bauvorschriften - erstens keine Rückschlag-Klappen, weder für Regenwasser noch für Abwasser, zweitens sind auch die Kanäle für Regen- und Haushaltsabwasser im Haus nicht strikt voneinander getrennt. Beides zusammen ermöglichte es dem Regenwasser, ins Haus einzudringen. Stöhr: "Rückschlag-Klappen hätten das verhindert."Die Feuerwehr war zuerst vor Ort. Dann kam ein Mann von den Stadtwerken. Er brachte die Pumpe wieder in Gang, die ihrer Aufgabe nun gewachsen war, weil der Regen nachgelassen hatte. Rückschlag-KlappenZKE-Chef Bernd Selzner stellte gestern klar: "Den ZKE trifft in dieser Sache keine Schuld. Aber das hindert uns natürlich nicht zu helfen. So haben wir zum Beispiel im Haus Ziegelstraße 2 in der Kellerwohnung einer 85-jährigen Dame drei Trockengeräte aufgestellt. Und wir bieten allen Saarbrücker Hauseigentümern an, dass wir sie über die vorgeschriebenen Rückschlag-Klappen beraten. Mieter, die Gewissheit wollen, müssen ihre Hauseigentümer ansprechen, und die wiederum können sich an uns wenden."Die ZKE-Fachleute für Grundstücksentwässerung und Rückschlag-Klappen sind: Gerhard Fitzner, Tel. (06 81) 9 05 72 73, und Reinhold Kramer, Tel. (06 81) 9 05 72 75.

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