Vom Betrieb in die Berufsschule

Merzig. Schule, Ausbildung, Berufsalltag - das ist ein üblicher Weg, um im Job Fuß zu fassen. Dass es auch anders geht, beweist Kohlpharma-Mitarbeiterin Barbara Diwo: Als sie die Schule verließ, sei es schwierig gewesen, eine Ausbildungsstelle zu finden. In Luxemburg hat Barbara Diwo ihre berufliche Laufbahn begonnen und hätte während der Schwangerschaft gern halbtags gearbeitet

 Barbara Diwo hat nach 23 Jahren bei Kohlpharma noch eine Ausbildung absolviert. Foto: Jonas Wissner

Barbara Diwo hat nach 23 Jahren bei Kohlpharma noch eine Ausbildung absolviert. Foto: Jonas Wissner

Merzig. Schule, Ausbildung, Berufsalltag - das ist ein üblicher Weg, um im Job Fuß zu fassen. Dass es auch anders geht, beweist Kohlpharma-Mitarbeiterin Barbara Diwo: Als sie die Schule verließ, sei es schwierig gewesen, eine Ausbildungsstelle zu finden. In Luxemburg hat Barbara Diwo ihre berufliche Laufbahn begonnen und hätte während der Schwangerschaft gern halbtags gearbeitet. Schließlich bewarb sie sich bei Kohlpharma und arbeitet dort seit 1989. Damals war das 1979 gegründete Unternehmen noch komplett in Perl angesiedelt, Diwo wohnt in Besch.

Papier statt Computer

Als sie vor 23 Jahren mit der Personalnummer 37 bei Kohl-pharma anfing, war noch Papier statt Computer angesagt, erinnert sie sich: "Ich habe die Bestellungen der Kunden per Hand auf einer Liste aufgenommen, etwa drei Jahre später haben wir angefangen, die Daten am Computer einzupflegen."Das Unternehmen Kohlpharma reimportiert Arzneimittel aus dem Ausland und beliefert Großhändler und Apotheken damit. Barbara Diwo arbeitet in der telefonischen Auftragsbearbeitung, hat mit "sehr speziellen Anfragen" zu tun. Die langjährige Mitarbeiterin ist insofern das Bindeglied zwischen Kohlpharma und den Kunden. Wenn ein Paket die Apotheker nicht rechtzeitig erreicht, sind sie und ihre Kollegen die ersten Ansprechpartner. "Bei der Antragsbearbeitung sind individuelle Lösungen nötig", berichtet sie, oft müsse sie sich schnell über unterschiedlichste Konditionen, zum Beispiel Mengenrabatte, informieren. Während der Ausbildung habe sich dieser Berufsalltag zunächst nicht geändert, allerdings durchlief sie in den zwei Jahren auch alle Abteilungen von Kohlpharma für je zwei Monate und gewann so neue Einblicke in das, was Kollegen im Unternehmen tun. "Das war besonders spannend", blickt Diwo zurück.

"Ich wollte schon länger eine Ausbildung machen, aber es hat sich zeitlich nicht ergeben", bekundet die 46-Jährige. Als ihre zwei Söhne dann aus dem Haus waren und sie vom relativ neuen Ausbildungsgang "Kauffrau im Dialogmarketing" für das Call-Center-Berufsfeld erfuhr, schien die Gelegenheit günstig. Diwo trat die Ausbildung an. Dank der jahrelangen praktischen Erfahrung im Betrieb hätte sie nicht mehr die Schulbank drücken müssen. "Doch es gibt mittlerweile so viele Details in den Büchern, so viele englische Ausdrücke - da habe ich erst mal nur Bahnhof verstanden." Sie sei froh, in der Ausbildung zweimal wöchentlich die Berufsschule besucht zu haben, denn dort werde der Lernstoff ausführlich behandelt.

Schultüte zum Anfang

Ihr erster Schultag begann ganz klassisch: mit einer Schultüte, die eine Freundin vorbereitet hatte. In ihrer Berufschulklasse sei sie bestens aufgenommen worden, auch zwei andere Auszubildende von Kohlpharma gehörten dazu. Wenngleich Barbara Diwo sich als Gleiche unter Gleichen fühlte, machten die Jahre, die sie von den Mitschülern trennen, doch einen gewissen Unterschied: "Die Schüler denken heute ganz anders", sagt sie, "und sie sind immer mobil".

In ihrer Klasse im kaufmännischen Berufsbildungszentrum Halberg war Diwo die älteste Schülerin, vor allem aber jene mit der meisten Erfahrung. Gleichwohl habe sie in den zwei Ausbildungsjahren viel gelernt, was ihr im beruflichen Alltag helfe: "Es ging auch um Sprechmethoden, das ist praktisch, wenn ich Anfragen von Apothekern habe. Die Kunden haben oft nicht viel Zeit, man sollte sie immer ausreden lassen und gut zuhören." Im vergangenen Juni wurde es dann ernst: Die Abschlussprüfungen standen an und Barbara Diwo war "sehr nervös". In der mündlichen Prüfung wurde ihr eine Fallstudie vorgelegt, eine konkrete Situation geschildert, mit der Diwo dann umgehen musste. Zwar sei sie mit der Note nicht 100-prozentig zufrieden, doch unterm Strich ist Barbara Diwo froh, dass alles geklappt hat. Der Prüfungsstress ist vorüber und sie kann sich nun wieder häufiger ihrem Hobby widmen, dem Drachenboot-Fahren

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