Vier Mal Ja zum grenzüberschreitenden Park

Nonnweiler · Das Saarland, der Landkreis St. Wendel und die betroffenen Kommunen Nohfelden und Nonnweiler stehen grundsätzlich hinter einem grenzüberschreitenden Nationalpark. Das wurde bei der Sommertour von Umweltministerin Anke Rehlinger am Mittwochnachmittag in Nonnweiler deutlich. Thema des Tages war der angedachte Nationalpark.

 Blick zu den Nachbarn: Umweltministerin Anke Rehlinger und Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth auf dem Steindamm des Hunnenrings. Foto: Katharina Werwie

Blick zu den Nachbarn: Umweltministerin Anke Rehlinger und Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth auf dem Steindamm des Hunnenrings. Foto: Katharina Werwie

Nonnweiler. Hans-Albert Letter, Leiter des Saarforst-Landesbetriebes, steht am Mittwochnachmittag mit drei Dutzend Besuchern unter einer alten Buche am Fuße des Norddammes des Hunnenringes. Die keltische Festungsanlage ist Teil des grenzüberschreitenden Nationalparkes Hochwald-Idarwald, wenn dieser verwirklicht werden sollte. Um diesen Nationalpark geht es bei der letzten Sommertour der saarländischen Umweltministerin Anke Rehlinger (SPD). Von den diskutierten etwa 10 000 Hektar Nationalpark liegen 940 Hektar auf saarländischer Landesseite. Dieses schützenwürdige Waldgebiet skizziert Letter auf dem Hunnenring: "Die Waldfläche liegt auf den Gemarkungen der Gemeinden Nohfelden und Nonnweiler, ist Eigentum des Saarlandes und wird vom Saarforst-Landesbetrieb bewirtschaftet." Saarforst stehe der Idee des Nationalparkes offen und positiv gegenüber, entscheiden aber müsse das Saarland als Eigentümer.Das betroffene Gebiet komplettiert laut Letter im Süden die rheinland-pfälzischen Waldflächen des vorgesehenen Nationalparkes. Schon heute werden auf saarländischer Seite 223 Hektar nicht mehr für die Holzproduktion genutzt, sind also schon besonders geschützt. Das entspricht knapp einem Viertel der angedachten Waldfläche. Letter nennt Beispiele: Die Naturwaldzelle Kahlenberg (79 Hektar) wird seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet. In den Naturschutzgebieten Moosbruch (17 Hektar) und Dollberg (30 Hektar) ruht die Holznutzung.

Die Hälfte des möglichen saarländischen Parkgebietes ist Nadelbaumwald, vor allem Fichtenwald. Ein großer Teil ist zudem Buchenwald. Sollte der Park kommen, so werden in den kommenden 30 Jahren Buchen- die Fichtenwälder ablösen. Nach Einrichten des Parkes kann das Saarland hier etwa 5000 Festmeter Holz im Jahr nicht mehr schlagen. Damit gehen dem Land 250 000 Euro an Einnahmen verloren.

Was die Tierwelt betrifft, so nannte der Forstexperte drei Leitarten: die Gelbbauchunke, die Wildkatze und das Rotwild. Hans-Albert Letter ergänzt: "Ohne weitere konsequente Bejagung von Rot- und Rehwild werden wir weder die Moor-Renaturierungen noch die Maßnahmen zur Überführung der Fichten in Laubwälder gestalten können."

Zu Beginn der Sommertour an der Europäischen Akademie in Otzenhausen unterstrich Umweltministerin Anke Rehlinger ihre grundsätzliche Zustimmung zu einem grenzüberschreitenden Nationalpark: "Wir wollen heute ein Signal setzen, dass wird von saarländischer Seite dieses Projekt als außerordentlich interessant erachten." Die Ministerin: "Dieser Park wäre nicht nur aus ökologischen Gründen sinnvoll, er wäre auch Lehr- und Lernort und eine Attraktion für Touristen." Allerdings müsse auch geklärt werden, welche finanzielle Belastungen auf das Land zukommen. Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU) und der Nonnweiler Bürgermeister, Franz Josef Barth (parteilos), erinnerten daran, dass sich Kreistag und die Gemeinderäte in Nonnweiler und Nohfelden für den grenzüberschreitenden Nationalpark ausgesprochen haben.

Nach dem Auftakt an der Akademie fuhren die Teilnehmer mehrere Stationen innerhalb des möglichen Schutzgebietes an. So zunächst den Keltenpark am Fuße des Hunnenringes: Bürgermeister Barth stellte diesen vor. Der erste Bauabschnitt mit der Erschließung des Geländes ist abgeschlossen. Noch in diesem Jahr werden die ersten Gebäude eines Keltengehöftes errichtet.

Nach der Station Ringwall führte die Sommertour die Teilnehmer in das Naturschutzgebiet Moosbruch. Dort wurden alte Entwässerungsgräben gestaut, es entsteht wieder allmählich ein Niedermoor.

Ende August wird es eine Info-Veranstaltung für die Bürger zum geplanten Nationalpark geben. Dazu Landrat Recktenwald: "Es ist wichtig, dass wir die Bürger mitnehmen."

Hintergrund

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind Nationalparke rechtsverbindlich festgesetzte, großräumige, einheitlich zu schützende Gebiete von besonderer Eigenart. Sie verfolgen das Ziel, dass im überwiegenden Teil ihres Gebietes die Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik ablaufen können, sie also durch Menschen und vor allem durch menschliche Nutzung nicht beeinflusst werden.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat 2011 ein Verfahren zur Gründung eines Nationalparks gestartet. Geeignete Regionen wurden aufgefordert, im Rahmen eines "Interessensbekundungsverfahrens" entsprechende Ideen und Konzepte in die Diskussion einzubringen. In die engere Auswahl ist auch die Nachbarregion Hochwald-Idarwald gelangt.

Im Juni 2012 startete im Kreis Birkenfeld die zweite Phase: In einem moderierten Prozess wird mit den Bürgern erörtert, wie sich Naturwald entwickeln lässt und wie gleichzeitig die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen befriedigt werden können.

Sollte die Region Hochwald-Idarwald den Zuschlag erhalten, wäre unter Beteiligung der Gemeinden Nohfelden und Nonnweiler, die bereits im Naturpark Saar-Hunsrück Erfahrung mit grenzüberschreitenden Kooperationen gesammelt haben, ein grenzüberschreitender saarländisch-rheinland-pfälzischer Nationalpark umsetzbar. red

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