Viel Stress, zu wenig Personal

Bexbach/Koblenz · Der Krankenstand bei der Bundespolizei an der Saar ist überdurchschnittlich hoch. Das bestätigt die Bundespolizeidirektion in Koblenz. Derzeit sind 29 Stellen unbesetzt. Bei Großereignissen werden sogar Reviere kurzzeitig geschlossen.

 Gemeinsame Zugkontrollen mit französischen Kollegen gehören für die Bundespolizei in Saarbrücken zum Alltag. Foto: B&B

Gemeinsame Zugkontrollen mit französischen Kollegen gehören für die Bundespolizei in Saarbrücken zum Alltag. Foto: B&B

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Sie patrouillieren am Eurobahnhof in Saarbrücken und in den Zügen, überwachen die Landesgrenzen, stoppen unerlaubt Einreisende und sind auch für die Luftsicherheit zuständig: Rund 330 Beamte der Bundespolizeiinspektion Bexbach sind im Saarland im Einsatz. "Unsere Situation ist insgesamt sehr bescheiden", klagt der Chef der Kreisgruppe Bundespolizei bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Roland Voss. Trotz politischer Zusagen gebe es auch im Saarland eine große Lücke beim Personal. Etliche Stellen seien nicht besetzt. "Die Zusagen, die 2008 bei der Neuorganisation der Bundespolizei hinsichtlich des Personals gemacht worden sind, werden nicht eingehalten", sagt Voss.

Die der Inspektion übergeordnete Bundespolizeidirektion in Koblenz kündigte auf SZ-Anfrage an, dass 2014 dem Saarland neu ausgebildete Polizisten zugeteilt würden - in welcher Höhe, sei jedoch noch offen. Aktuell seien bei der Bundespolizeiinspektion Bexbach laut Stellenplan insgesamt 295 Dienstposten eingerichtet, davon seien 266 besetzt. Zu der Inspektion gehören die Reviere in Perl-Nennig, am Saarbrücker Hauptbahnhof, am Flughafen Ensheim sowie an der Goldenen Bremm. Darüber hinaus sind in Bexbach laut Bundespolizeidirektion 30 Ermittler und Fahnder der Kriminalitätsbekämpfung sowie 37 Beamte einer mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit im Einsatz. Seit 2008 habe es einen Zuwachs von 88 Beamten gegeben.

GdP-Mann Roland Voss hat aufgrund des Personalmangels steigende Belastung unter den Bundespolizisten beobachtet: "Die Belastungssituation ist sehr groß. Die Kollegen klagen über hohen Stress." So sei der Krankenstand unter Berufspolizisten deutlich höher als in der freien Wirtschaft. Dies Belege auch eine Studie der TU Chemnitz von 2010/11. "In belastenden Situationen wie Todesfällen steht nicht genug geschultes Personal zur Verfügung, das den Kollegen zur Seite steht", so Voss.

Auswirkungen auf die tägliche Arbeit habe es jedoch noch keine gegeben. "Im Saarland haben wir alle Aufgaben bisher immer gerade noch so hinbekommen", meint Voss. Aber ob das in Zukunft so bleibt, wenn sich personell nichts ändert, sei abzuwarten.

Tatsächlich lag die Krankheitsquote im dritten Quartal des Jahres 2013 bei 9,72 Prozent und somit über dem üblichen Durchschnitt in der Bundesverwaltung (diese lag laut Bundesinnenministerium 2012 bei 7,67 Prozent), teilt die Bundespolizeidirektion in Koblenz mit. Daher habe man zusammen mit den Personalvertretungen Maßnahmen vereinbart, die zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter beitragen sollen. "Hierzu gehören die Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens durch unsere Führungskräfte, ein betriebliches Eingliederungsmanagement für Langzeiterkrankte und ein umfassendes behördliches Gesundheitsmanagement. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden hierbei auch konkrete Regenerations- und Beratungsveranstaltungen angeboten. Dies sind beispielsweise Rückenschule, Ernährungsberatung, Sportangebote, aber auch Hilfestellung für Stressbewältigungsstrategien", erläutert Pressesprecher Reza Ahmari. Doch er betont: "Die Sicherheitslage im Bereich der Reviere ist durch die Krankheitsquote nicht berührt."

Bei Großereignissen und besonderen Einsätzen müssten im Saarland gelegentlich Reviere der Bundespolizei im Saarland kurzfristig geschlossen werden. "Dies führt regelmäßig jedoch nicht zur Belastung der Sicherheitslage, da die Bundespolizei auf eine eng verzahnte Zusammenarbeit mit den Polizeidienststellen des Saarlandes zurückgreifen kann", sagt Ahmari. Zum Ausgleich gebe es Streifenfahrten in den Revierbezirken und bei Bedarf könnten auch Beamte der mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit eingesetzt werden.

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