„Versuch, das Angeln zu stigmatisieren”

St Ingbert/Saarbrücken · Der Fischereiverband Saar sagt, die Organisation Peta schieße übers Ziel hinaus.

Die Tierschutzorganisation Peta hat vergangene Woche, wie berichtet, einen Saarbrücker Angler wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Videos und Berichte auf der Facebookseite des Mannes beweisen nach Ansicht der Tierschützer, dass der Mann "keine sportliche Fairness gegenüber Fischen zeigt". Regelmäßig mache er Jagd auf Zander, Hechte, Welse und Barsche, teilte Peta mit. Das heißt: Der Mann zieht die Tiere aus dem Wasser, posiert damit für Fotos und Videos, bringt die Fische zurück ins Wasser und zeigt das Ganze im Internet. Dieses "Catch and Release", also Fangen und Freilassen, war vergangene Woche Montag zunächst noch für jeden auf der Facebookseite des Saarbrückers zu sehen.

Wer sie später als Außenstehender anklickte, erfuhr: "Leider ist dieser Inhalt derzeit nicht verfügbar." Eine erbetene Stellungnahme zu den Vorwürfen gab der Angler bislang nicht ab. Catch and Release sei nicht waidgerecht, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums, Sabine Schorr, auf SZ-Anfrage. Das Verfahren sei im novellierten saarländischen Fischereigesetz verboten und eine Ordnungswidrigkeit.

Daraufhin hat sich der Präsident des Fischereiverbandes Saar, Andreas Schneiderlöchner, gemeldet. Er wirft Peta vor, die Organisation versuche "mit allen Mitteln, das Angeln zu stigmatisieren".

Im Saarland sei dies spätestens seit der Aufforderung von Peta an die Leitung der Gemeinschaftsschule Mettlach-Orscholz bekannt, die dort seit 15 Jahren betriebene Angel-Arbeitsgemeinschaft einzustellen. Auch jetzt schieße Peta weit über das Ziel hinaus, wenn das Zurücksetzen geangelter Fische grundsätzlich zum strafbaren Vergehen erklärt werde.

Zu Recht weise die Sprecherin des Umweltministeriums darauf hin, dass nach dem novellierten saarländischen Fischereigesetz allenfalls eine Ordnungswidrigkeit in Frage komme.

Das bringe klar zum Ausdruck, dass das Umweltministerium sich wie der Fischereiverband Saar "ausdrücklich gegen ein nicht waidgerechtes Verhalten von einzelnen Anglern ausspricht". Die vorliegende "medienwirksam inszenierte Anzeige" durch Peta sei aber "Bestandteil einer entmündigenden Veganerideologie". Die "selektive Entnahme von Fischen" ist nach Schneiderlöchners Worten ein Kernprinzip des "Catch-and-Release-Konzeptes" . So könne dabei nicht per se von einer nicht waidgerechten Angelmethode gesprochen werden. Ein Jäger entscheide, ob er einen wertvollen Erbgut-Träger im Revier nicht lieber schont. Ebenso müsse es auch einem Angler, der einen 90-Zentimeter-Hecht gefangen hat, überlassen bleiben, ob er diesen wertvollen Gen-Träger ins Wasser zurückführt, wenn er eigentlich einen Zander für die Küche benötigt. An einer weiteren Stelle widerspricht der Verbandspräsident der Peta-Darstellung. Die Organisation beruft sich bei ihrer Kritik sowohl am Angeln als auch am Fangen und Freilassen auf die Biologin Lynne Sneddon. Sie sagt, dass Fische genau dort viele Schmerzempfänger haben, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt.

Der Verbandspräsident sagt, mangels "wissenschaftlichen Nachweises des Schmerzempfindens respektive der Leidensfähigkeit bei Fischen" entfalle eine Strafbarkeit. Schneiderlöchner zufolge ruft das eigentliche "Catch and Release keine länger anhaltenden erheblichen Beeinträchtigungen beim Fisch" hervor.

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