Vermesser sind sauer aufs Land

Heusweiler. Die öffentlich bestellten Vermessungsingenieure im Saarland sehen den fairen Wettbewerb mit den Kollegen vom Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen (LKVK) ausgehebelt

Heusweiler. Die öffentlich bestellten Vermessungsingenieure im Saarland sehen den fairen Wettbewerb mit den Kollegen vom Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen (LKVK) ausgehebelt. Anlass sind die sechs Bürgerbüros, die das LKVK in diesen Wochen in mehreren saarländischen Städten öffnet und die nach Überzeugung der Kritiker bei nicht kundigen Bürgern den Eindruck erwecken könnten, sie seien quasi alternativlos. In Lebach beispielsweise soll dieses Büro in der Nähe eines Notariates und des Bauamtes im dortigen Rathaus öffnen. Die Befürchtung: Hier könnten viele Klienten zu Lasten eines privaten Unternehmens "abgefangen" werden.Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (BDVI) im Saarland hält diese Bürgerbüros prinzipiell für überflüssig, da im Saarland elf private, mit Hoheitsaufgaben betraute öffentlich bestellte Vemesser in acht Büros (mit 110 Arbeitsplätzen) ihre Dienste in derselben Qualität zu denselben Honoraren anböten. BDVI-Landesgruppenvorsitzender Thomas Rickmann (Heusweiler) sprach gegenüber unserer Zeitung von "Schizophrenie": Unter Hinweis auf die Haushaltsnotlage des Landes würden eigenes Personal und Sachmittel aufgewendet, um Unternehmer aus einem Geschäft herauszuhalten, das in fast allen anderen Bundesländern von der öffentlichen in private Hände abgegeben werde.

Ebenfalls beklagt wird von der Berufsorganisation, dass die saarländischen Landesbehörden seit etwa einem Jahr Vermessungsaufträge nur noch ans Katasteramt vergäben und nicht mehr an Private. Als Hintergrund wird ein Ministerratsbeschluss mit Handschrift der Grünen angenommen, der den betroffenenen Büros nie angekündigt oder erklärt worden sei. Durch den diskriminierenden Beschluss seien den privaten Vermessern etwa zehn Prozent ihrer Umsätze auf einen Schlag verloren gegangen. Allein der Landesbetrieb für Straßenbau vergebe jährlich Aufträge für 400 000 Euro. Man erwarte von der neuen Landesregierung, dass sie die Anordnung zurücknehme, sagte Rickmann. Er wünschte sich überdies, dass auch die privaten Büros künftig Auskünfte aus Dateien des Liegenschaftskatasters (vor allem Flurkarten) an Dritte weitergeben dürften. In anderen Bundesländern sei dies bereits möglich.

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