Regionalliteratur Verleger: Buchhändler vernachlässigen Saar-Literatur

Saarbrücken · Obwohl sich mancher regionale Buchtitel verkauft „wie geschnitten Brot“, hätten viele Buchhandlungen kein Interesse daran, beklagt der Saarbrücker Geistkirch-Verlag.

 Florian Brunner hat auch selbst Werke über die Region herausgebracht. Hier ein Bild aus dem Buch „Saarbrücker Spurensuche: Neue Reisen zu sichtbaren Geheimnissen der Stadt“, das er mit Markus Philipp verfasst hat.

Florian Brunner hat auch selbst Werke über die Region herausgebracht. Hier ein Bild aus dem Buch „Saarbrücker Spurensuche: Neue Reisen zu sichtbaren Geheimnissen der Stadt“, das er mit Markus Philipp verfasst hat.

Foto: Florian Brunner

Obwohl Heimat- und Zusammengehörigkeitsgefühl in Deutschland nirgendwo größer sind als bei den Saarländern, wird in mindestens jeder zweiten Buchhandlung im Land die Regionalliteratur sträflich vernachlässigt. So beklagt es Verleger Florian Brunner vom Saarbrücker Geistkirch-Verlag und erntet dabei auch von anderen Branchenvertretern und Schriftstellern nickende Zustimmung. Die Mehrzahl der Buchhändler und Buchabteilungen der Kaufhäuser im Land, so wird moniert, setzen vor allem auf bundesweit oder gar international bekannte Bestsellerautoren. „Das Saarland läuft leider oft nur so nebenbei“, heißt es.

„Ich besuche gerne die Händler und suche das persönliche Gespräch, aber bei gut der Hälfte der Buchhandlungen werde ich mit meinem Verlagsprogramm abgewiesen wie ein Staubsaugervertreter“, kritisiert Brunner. 2005 hat der 56-jährige gelernte Fotografenmeister und Medienagentur-Inhaber mit seinem Kompagnon, dem Computerfachmann Harald Hoos, den Geistkirch-Verlag gegründet. Der hat sich in den letzten Jahren – ähnlich wie schon früher der Saarbrücker Lehnert-Verlag – vorwiegend Regionalbüchern verschrieben.

Etwa 130 Buchtitel umfasst inzwischen das Geistkirch-Verlagsprogramm. Zu den letztjährigen Verkaufsrennern gehörten neben „Saarländisch – So schwätze unn so schreiwe mir“ von Gerhard Bungert und illustriert von Bernd Kissel auch die Sammlung „Saarländische Märchen“ von Volkskundler Gunter Altenkirch aus Gersheim und der erste Geistkirch-Titel, der sich mit der französischen Nachbarregion beschäftigt: die „Gesichter Lothringens“ von Georg Bense.

Noch fast druckfrisch im Programm, sind laut Brunner auch die „Fundstücke“ aus 60 Jahren Saarländischer Rundfunk von SR-Intendant Thomas Kleist und Axel Buchholz gut angelaufen. Unter dem Titel „Hautnah“ werden in einem anderen Buch von Werner Richner mit vielen großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien saarländische Künstler wie Tatort-Schauspielerin Elisabeth Brück oder Kabarettist Detlef Schönauer vorgestellt. „Geheimnisse des Saarlandes: Geister-Wunder-Hinkelsteine“, „Saarbrücker Spurensuche – Reisen zu sichtbaren Geheimnissen der Stadt“ oder auch „Spektakuläre Kriminalfälle im Saarland“ und „Der Schlager, das Saarland und die Siebziger“ (beide von Kerstin Rech) sind weitere aktuelle Titel.

„Wir haben eine ganz klare Mischkalkulation“, sagt Brunner. „Es gibt Titel, die stärker sind, die sich verkaufen wie geschnitten Brot, und es gibt Titel, die nur zäh über die Ladentheke gehen.“ Zwischen ein paar hundert und über 5000 Exemplaren schwanken die jeweiligen Druckauflagen der Bücher im Geistkirch-Verlag. „Mehr als die Hälfte der Auflage muss jeweils verkauft werden, um kostendeckend zu sein“, erläutert Brunner. Sein Zwei-Mann Verlag, der mit einem Team von freien Mitarbeitern wie Lektoren, Korrektoren, Bildbearbeitern und Gestaltern arbeite, stehe jedenfalls gesund da und komme ohne Kreditverpflichtungen aus.

 Der Geistkirch-Verleger Florian Brunner.

Der Geistkirch-Verleger Florian Brunner.

Foto: Iris Maria Maurer

Aus Gründen der Kostenersparnis müssten allerdings auch schon mal Saarland-Bücher im Ausland, zum Beispiel in Slowenien gedruckt werden. Umsatzzahlen seines Verlages nennt er nicht, lobt dagegen ausdrücklich engagierte Buchhandlungen wie Bock & Seip oder Raueiser in Saarbrücken und Balzert-Stein in Püttlingen, mit denen er erfolgreiche Autorengespräche, Lesungen und Filmvorführungen zu seinen Büchern veranstalte. „Wenn sich Buchhändler darauf einlassen, rollen wir ihnen gerne den roten Teppich aus. Die Zahlen belegen, dass sich das für beide Seiten rechnet“, sagt Brunner. „Doch oft sieht es anders aus. Manche Buchhandlungen verwehren konsequent unsere Beratung oder ignorieren unser Sortiment.“

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