Verhoeven-Film greift totgeschwiegenes Thema auf

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49, zeigt am Sonntag, den 16. Mai, um 20 Uhr, sowie am Montag, den 17. Mai, um 20 Uhr den Film "Menschliches Versagen" (D, 2008)

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49, zeigt am Sonntag, den 16. Mai, um 20 Uhr, sowie am Montag, den 17. Mai, um 20 Uhr den Film "Menschliches Versagen" (D, 2008). In seinem Film "Menschliches Versagen" zeigt Michael Verhoeven anhand von Protokollen, die jetzt erst freigegeben wurden, Unglaubliches: Die so genannte "Arisierung" im faschistischen Deutschland zählt unbestritten zu den größten Raubzügen des 20. Jahrhunderts. Trotzdem wird das Thema konsequent totgeschwiegen. Denn es war nicht die Gestapo, die in jüdische Häuser und Wohnungen einbrach, um den gesamten Besitz zu beschlagnahmen, sondern deutsche Finanzbeamte. Größere Wertgegenstände gingen an die Behörden, der Rest wurde in "Versteigerungen aus nichtarischem Besitz" an die Nachbarn verteilt. Das Ende des Holocaust, die brutale Auslöschung von Millionen von Menschenleben, ist - zumindest in seinen wichtigsten Fakten - bekannt. Viel weniger dokumentiert und bis heute viel weniger vorstellbar sind die Anfänge des Verbrechens mitten in einer "normalen" Gesellschaft. Wie kann es sein, dass ein so eklatantes Unrecht durch immer neue Gesetze rechtsförmig gemacht wurde? Warum haben sich die damit befassten Behörden so intensiv, oft übereifrig am Holocaust beteiligt? Warum haben die meisten nicht-jüdischen Deutschen so wenig dagegen unternommen? Wie war es möglich, sie alle zu Komplizen zu machen? Warum hat es quer durch ein riesiges Reichsgebiet so wenig Mut zum Aufbegehren und so wenig Kraft zum Widerstand gegeben? Der zentrale Themenbereich des Filmes ist die so genannte "Arisierung" von jüdischem Eigentum und Vermögen, die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung - die nach dem Krieg durch Rückerstattung oder Schadensersatz nur zu einem geringen Prozentsatz wieder "gut" gemacht worden ist. Michael Verhoevens Film wirft die Frage auf, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in den besetzten Ländern geworden ist. Schwerpunkte dieser Spurensuche sind Köln und München. red

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