Vergänglichkeit soll sichtbar sein

Homburg. Er ist ein Ort der Ruhe und der Erinnerung: der jüdische Friedhof in Homburg. Und er ist ein Ort, der immer wieder auch Bürger beschäftigt. Denn so manchem mag der gefühlte Zustand des Friedhofes nicht so wirklich gefallen. Die einen vermissen Blumenschmuck, andere bemängeln den Zustand der Grabsteine

Homburg. Er ist ein Ort der Ruhe und der Erinnerung: der jüdische Friedhof in Homburg. Und er ist ein Ort, der immer wieder auch Bürger beschäftigt. Denn so manchem mag der gefühlte Zustand des Friedhofes nicht so wirklich gefallen. Die einen vermissen Blumenschmuck, andere bemängeln den Zustand der Grabsteine.Doch wo manche Leser unserer Zeitung mangelnde Pflege oder Nachlässigkeit vermuten, steckt viel mehr und alles andere dahinter. Aufklärung gibt Klaus Kell, Leiter des Amtes für Stadtgeschichte und Denkmalpflege der Stadt Homburg. "Der jüdische Friedhof steht unter Denkmalschutz und wird dementsprechend von uns, in Abstimmung mit der städtischen Grünflächenabteilung, überwacht. Nun ist es aber so, dass die Art und Weise, wie jüdische Friedhöfe gepflegt werden, eine andere ist als die, die wir von christlichen gewohnt sind."

So würden Grabsteine auf jüdischen Friedhöfen nicht abgeräumt werden und die Anlagen nicht, wie auf christlichen Gräberfeldern, nach Ruhephasen mehrfach belegt werden. Klaus Kell: "Und jüdische Friedhöfe werden niemals aufgegeben" Dies bedeute, dass die Grabsteine oder das, was von ihnen übrig ist, bis zum jüngsten Gericht bestehen sollten - mit allen Einwirkungen, die die Umwelt auf die Steine hätten. "Sie werden auch nicht weiter gepflegt." So blieben die Gräber, entsprechend der religiösen Vorgaben, weitgehend sich selbst überlassen.

Dies bestätigt auch Hans-Josef Britz, ein in Homburg und Umgebung bestens bekannter Kenner der jüdischen Geschichte. "Jüdische Friedhöfe kennen keinen Blumenschmuck." Stattdessen lege man einen Stein aufs Grab, was auf eine sehr alte Tradition zurückgeht. Die Friedhöfe gelten als heiliger Ort. Im Gegensatz zu ihren christlichen Pendants müssen sie nicht fürchten, aufgegeben zu werden und einmal als Parkplatz oder ähnliches zu enden. Damit entwickeln die jüdischen Friedhöfe, so auch der in Homburg, eine organische Selbstständigkeit, geprägt vom Lauf der Zeit. In diesen greifen allerdings auch immer wieder Mitarbeiter der städtischen Bauhofes im Auftrag der Grünflächenabteilung der Stadt Homburg ein - allerdings mit Bedacht.

So würde bis zu dreimal im Jahr gemäht werden, bestätigte Manfred Schmidt, Leiter der Grünflächenabteilung, auf Nachfrage unserer Zeitung. Ein Arbeitsumfang vergleichbar mit dem auf den christlichen Friedhöfen der Stadt, allerdings sei der Arbeitseinsatz von der für den jüdischen Friedhof in Homburg verantwortlichen Synagogengemeinschaft Saarbrücken nicht speziell in Auftrag gegeben noch. "Wir stehen aber gerne helfend zur Seite, wenn die Synagogengemeinschaft uns wegen der Friedhofspflege anspricht", so Schmidt.

Auf einen Blick

Nachdem die jüdische Gemeinde Homburg ihre Toten zunächst in Blieskastel beerdigte, konnte im Jahr 1822 ein Grundstück in Homburg erworben werden. Im Jahr 1824 wurde der jüdische Friedhof zum ersten Mal belegt. Im Jahr 1845 wurde die Anlage durch den Zukauf eines Grundstückes erweitert. In den 1930er Jahren wurde ein neuer jüdischer Friedhof eingeweiht. Dieser wurde allerdings nie genutzt. Die letzte Beerdigung auf dem alten jüdischen Friedhof erfolgte im Jahr 2006, als Jenny Hirsch, geborene Levy, hier beigesetzt wurde. thw

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